Brutale Attacken im Jugendgefängnis
Fünf Männer sollen im Duschraum der Ulmer Justizvollzugsanstalt über Mithäftlinge hergefallen sein. Ein Angeklagter gehört auch zu den Opfern, von einem anderen fehlt jede Spur
Wegen Übergriffen auf Mitgefangene müssen sich seit gestern fünf junge Männer vor dem Landgericht Ulm verantworten. Sie sollen versucht haben, im Duschraum des Jugendgefängnisses Mithäftlinge geschlagen, erpresst und genötigt haben. Außerdem wird ihnen versuchte Vergewaltigung vorgeworfen. Die fünf jungen Männer sollen in unterschiedlichem Ausmaß an den Taten beteiligt gewesen sein.
Zwei andere Männer sollen von ihnen gezwungen worden sein, einen Cocktail aus Urin, Kot und Zigarettenasche zu trinken. Die Vorfälle haben sich der Anklage zufolge im Oktober und November 2013 abgespielt. Für das umfangreiche Verfahren gegen die damals 15 bis 22 Jahre alten Männer sind neun Verhandlungstage vorgesehen.
Der Prozess verzögerte sich beim Auftakt gestern erheblich. Ein weiterer maßgeblicher Angeklagter aus Ehingen war nicht erschienen. Die Polizei suchte nach ihm, doch ohne Erfolg. Deshalb musste das Verfahren gegen den Ehinger vom Prozess gegen die übrigen Angeklagten ab- werden. Der Ehinger wird jetzt mit Haftbefehl gesucht.
Von den fünf Angeklagten verweigerten vier gestern die Aussage. Der Einzige, der zu den Vorfällen aus dem Jahr 2013 Angaben machte, war Opfer und Täter zugleich. Nach einem Übergriff auf ihn soll er gezwungen worden sein, bei weiteren Attacken auf andere Mithäftlinge mitzumachen. Der junge Mann schilderte vor Gericht detailliert, wie es ihm ergangen war, als er aus der Untersuchungshaft in den nor- malen Vollzug für Jugendliche in der Justizvollzugsanstalt Ulm wechselte, wo die Möglichkeit bestand, im Gefängnis zu arbeiten.
Gleich am ersten Tag nach dem Umzug gab es offenbar ein merkwürdiges Empfangskomitee im Duschtraum, wo ein 30 Zentimeter langer Holzstock deponiert war. Zunächst wurde der U-Häftling von zwei Mitinsassen an die gekachelte Wand gedrängt, schließlich kamen drei weitere Männer dazu. Der U-Häftling konnte sich aus den fesgetrennt ten Umklammerungen zunächst befreien, stürzte dann aber auf den Boden und wurde dort weiter malträtiert.
Einer der Beteiligten soll versucht haben, ihn mit dem Holzstock zu vergewaltigen. Das gelang aber nicht, weil der Attackierte immer wieder mit Körperdrehungen ausweichen konnte. Die Angeklagten sollen den neuen Insassen dann geschlagen und ihm ein Handtuch über seinen Kopf gestülpt haben.
Verletzt worden sei er dabei nicht, sagte der Angeklagte vor Gericht. Möglich ist, dass es sich bei der Tat um eine Art makabres Aufnahmeritual gehandelt hat. Denn nach dem Vorfall wurde der U-Häftling gezwungen, sich an weiteren Übergriffen auf Mithäftlinge zu beteiligen.
Am nächsten Verhandlungstag am kommenden Montag, 22. Januar treten weitere mutmaßliche Geschädigte in den Zeugenstand. Laut Anklage wurden sie erpresst, geschlagen, sexuell attackiert und genötigt. In einem Fall soll ein Häftling sogar hinter dem Rücken eines Vollzugsbeamten attackiert und verletzt worden sein. Gleich zweimal sind am Dienstag und Mittwoch Autofahrer nach Unfällen geflüchtet. Beim ersten Unfall am Dienstag kurz vor 17 Uhr fuhr ein Unbekannter nach Polizeiangaben in einem roten VW Caddy die Königstraße entlang und streifte mit seinem Wagen einen parkenden Hyundai. Dabei riss er einen Außenspiegel ab. Die Polizei (Telefon 0731/1880) ermittelt. Der Täter fuhr einfach weiter. Schwerwiegender war der zweite Unfall am Mittwoch um kurz vor 12 Uhr. Ein Unbekannter fuhr mit seinem dunkel lackierten SUV mit belgischen Kennzeichen auf der A 8 in Richtung München. Zwischen den Ausfahrten Ulm-West und Ulm-Ost geriet er der Polizei zufolge mit seinem Wagen ins Schleudern und rammte erst die linke Leitplanke. Dann wurde das Fahrzeug über die komplette Fahrbahn gegen die rechte Leitplanke geschleudert. Auch hier fuhr der Fahrer einfach weiter, auch hier ermittelt die Polizei (Telefon 07335/96260). Am Auto dürften deutliche Unfallspuren erkennbar sein. Beide Leitplanken sind beschädigt. Wie hoch der Schaden ist, ist noch unklar. (az) Eine 80 Jahre alte Fahrerin ist nach Angaben der Polizei am Mittwoch in den Gegenverkehr geraten und hat mit ihrem Auto einen anderen Wagen gerammt. Gegen 10.30 Uhr war die Frau in der Lindenstraße unterwegs und bog in die Müllerstraße ab. Dabei prallte ihr Opel mit einem entgegenkommenden Renault zusammen. Die RenaultFahrerin wurde leicht verletzt. Die Polizei geht davon aus, dass die 80-Jährige den Renault wegen der tief stehenden Sonne übersah. (az)