Wie viel Plastikverpackung braucht die Tomate?
Die Menge an Verpackungsmüll hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Mittlerweile reagieren die Verbraucher genervt
Wer zu Hause Verpackungsmüll sammelt, sei es für den Wertstoffhof, sei es für die Gelbe Tonne, der bekommt meist schnell ansehnliche Mengen zusammen. Häufig bleibt heute mehr an Plastik und Karton zurück, als in der grauen Restmüll-Tonne landet. Und die Erfahrung aus dem Alltag trügt nicht: Denn trotz aller Bemühungen rund um den Umweltschutz wird in Deutschland Jahr für Jahr mehr verpackt. Das zeigen Zahlen des Umweltbundesamtes: Die Menge an Verpackungsmüll, der bei den privaten Verbrauchern im Haushalt entstand, ist demnach von 7,3 Millionen Tonnen im Jahr 2009 auf fast 8,5 Millionen Tonnen im Jahr 2015 gestiegen. Dies sind die neuesten verfügbaren Daten, die das Amt erst kürzlich in einem Bericht herausgegeben hat. Zugenommen hat vor allem der Anteil an Plastikverpackungen. Diese Entwicklung hält seit Jahren an.
Im Vergleich zum Jahr 1995 habe der Verbrauch an Kunststoffverpackungen um 1,5 Millionen Tonnen zugenommen. Dies sei ein Plus von 96 Prozent – praktisch eine Verdopplung. Gründe nennt das Umweltbundesamt viele: der steigende Einsatz von Plastikflaschen für Getränke, der steigende Verbrauch von Kunststoff-Kleinverpackungen, zum Beispiel Kunststoffbecher für Babynahrung, der häufigere Einsatz von Schraubverschlüssen aus Plastik, der Trend zu verpackten Wurst- und Käsescheiben. Dazu komme, dass immer mehr Essen außer Haus verzehrt werde. Dieses ist häufig eingepackt. Auch Fertiggerichte, kleinere Verpackungseinheiten und die Versandbeutel im boomenden OnlineHandel lassen die Plastikflut anschwellen, schreibt das Umweltbundesamt im Bericht über Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen.
Dabei sehen die Verbraucher die Kunststoff-Schwem- me zunehmend kritisch. In den vergangenen Monaten ist in der Gesellschaft eine intensive Debatte über den Schaden geführt worden, den Plastik in der Umwelt anrichten kann. Gerade im Meer wird Plastik zum Problem. In den Mägen verendeter Seevögel werden heute häufig Plastikteile gefunden. Zu kleinen Partikeln zerfallen, nehmen Fische das sogenannte Mikro-Plastik auf. Es gilt als stark schadstoffbelastet. Über den Fischfang geraten die Teilchen auf den Teller des Menschen. Die Debatte scheint viele deutsche Verbraucher nachdenklich zu machen. Das belegt jetzt eine Studie der Unternehmensberatung PwC.
Rund 95 Prozent der Befragten sprachen sich in einer Umfrage unter tausend Bürgern dafür aus, die Materialmenge von Verpackungen auf ein Minimum zu reduzieren. Eine große Mehrheit von 94 Prozent glaubt zudem, dass bei vielen Produkten weniger Verpackungsmaterial ausreichen würde. Besonders bei Drogerie- und Hygieneartikeln sehen sie Übertreibungen. Ein Beispiel ist die zusätzlich in eine Pappschachtel verpackte Zahnpastatube. Auch bei Obst und Gemüse hält ein großer Teil der Bürger eine Verpackung für überflüssig.
Zumindest in der Umfrage zeigen sich die Deutschen umweltbewusst: Neun von zehn Befragten geben an, sie würden nachhaltige Verpackungen dann nutzen, wenn sie nicht mehr kosten. Und drei Viertel der Kunden sagen, dass sie bereits heute darauf achten, Produkte mit so wenig Verpackung wie möglich zu kaufen. Die Verantwortung für die Reduzierung des Mülls sehen die Leute aber weniger bei sich selbst. Als Hauptverantwortliche nannten sie die Hersteller, gefolgt vom Handel und Gesetzgeber.
China hat kürzlich angekündigt, die Einfuhr bestimmter Abfallstoffe zu verbieten. Das Land ist bisher ein großer Abnehmer von gesammelten Plastikverpackungen aus Deutschland. „Diese Entwicklungen könnten zur Initialzündung werden, um weniger Verpackungsmüll zu produzieren“, sagt Gerd Bovensiepen, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC. Der Vorstoß aus China könnte Hersteller und Händler animieren, verstärkt auf nachhaltige Verpackungen umzustellen. „Die Verbraucher würden dies begrüßen: Sie wünschen