Laura soll ihren Lauf jetzt nutzen
Ex-Biathlet Michael Greis schreibt aus Südkorea
Laura Dahlmeier ist phänomenal. Mir imponiert vor allem die Art und Weise, wie sie die zwei Goldmedaillen eingefahren hat. Vor Olympia lief es nicht optimal für sie und es war schwer, hier in die Spiele hineinzufinden. Ihre Leistung im Stehendschießen im Sprint war Weltklasse. Im Verfolgungsrennen hat sie das bestätigt. Ihre Verfolgerinnen haben da versucht, die Lücke möglichst schnell zu schließen. Die Slowakin Kuzmina ist läuferisch momentan die stärkste Frau im gesamten Feld und hat Gas gegeben. Sie wollte die Laura schon beim ersten Stehendschießen unter Druck setzen, aber das ist gänzlich in die Hosen gegangen. Taktisch war es kein kluges Rennen ihrer Gegnerin. Denn in der dritten Runde hat sie überholt und ist vor Laura gelaufen, wodurch die ein wenig Kraft sparen konnte. Zudem hat Kuzmina versucht, Dahlmeier im dritten Schießen zu beeindrucken, indem sie sehr schnell abdrückte. Aber Laura hat den Angriff perfekt abgewehrt, obwohl es im Stehen schon sehr schwierig ist zu schießen. Mit dem böigen Wind muss man abwarten, das hat Laura gemacht. Ihre Gegnerin hat sich zwei Fehlschüsse geleistet und das war der Knackpunkt. Jetzt ist bei Dahlmeier eigentlich der Druck weg. Andererseits sollte sie den Lauf, den sie hat, nutzen. Sie weiß jetzt: Ich kann in jedem Wettkampf eine Medaille holen, bei der Staffel braucht sie die Unterstützung der Mannschaft. Aber ja, es könnten die Dahlmeier-Festspiele werden. Wichtig wird die Zeit nach dem zweiten Gold sein. Da musste sie den Fokus auf die Regeneration legen, damit sie die kompletten zwei Wochen durchhält.
Die Goldmedaille von Peiffer kam für mich nicht völlig überraschend. Klar, seine Weltcup-Saison verlief nicht überragend, aber Arnd ist ein Top-Biathlet bei sibirischen Verhältnissen. Er hat die Gunst der Stunde genutzt, dass die beiden Favoriten Fourcade und Boe mit den Bedingungen nicht klargekommen sind. Wobei es auch auf gut Deutsch saukalt ist da draußen. Ich bin schon einen Streckentest hier auf der Olympialoipe gelaufen. Die Runde ist sehr selektiv, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Aber der Schnee ist gut, sehr kompakt. Eine würdige Olympiastrecke. Aber minus zehn Grad wäre nicht mein Wetter. Ich hatte zwei Jacken und ordentliche Handschuhe an. Meine Finger waren trotzdem eiskalt. O
gewann bei den Win terspielen 2006 in Turin dreimal Olym pia Gold. Der 41 Jährige aus Nesselwang arbeitet jetzt unter anderem als Lang lauftrainer und TV Kommentator. Für un sere Zeitung schreibt er in unregelmä ßigen Abständen eine Olympia Kolumne.