Sie zielt mit dem Ulmer Gold Gewehr
Alle vier Jahre wieder rückt die Waffenschmiede Anschütz in den Fokus. Bislang hatten sämtliche Medaillenträger ein Sportgerät aus Ulmer Fertigung in den Händen
Das olympische Gold-Triple verpasste Laura Dahlmeier um Millimeter bei den Winterspielen in Pyeongchang. Und trotzdem steht eine Ulmer Firma auch ein wenig auf dem Stockerl. Denn genauso wie Deutschlands Biathlon-Königin, die gestern Bronze errang, schießen Olympiasiegerin Hanna Öberg und Silbermedaillengewinnerin Anastasiya Kuzmina mit Anschütz-Gewehren.
Ausnahmsweise verfolgt Benjamin Wirthgen dieser Tage die Wettbewerbe vom Fernseher aus. Bei Weltcup-Rennen ist der bei Anschütz für Biathlon zuständige gelernte Büchsenmacher normalerweise mit seinem Service-Team vertreten. Falls mal was kaputt geht. Und das könne schnell passieren. Wirthgen kann Geschichten erzählen, wie er bei einem WeltcupRennen im tschechischen Hinterland direkt an der Strecke mit einen gebrochenen Gewehrschaft mit einem Besenstiel reparierte. „Mit dem Gewehr wurden später noch Weltcuprennen gewonnen“, sagt der gelernte Büchsenmacher.
In Korea müssen die Biathleten ohne ein Anschütz-Team auskommen. Die 8700 Kilometer bis nach Pyeongchang plus Anmietung von Hotelzimmern und Containern an der Strecke hätten das für Biathlon vorgesehene Budget des Mittelständlers gesprengt. „Unsere Waffen sind ja auch sehr zuverlässig“, sagt Wirthgen. Um die 95 Prozent aller Olympiabiathleten schießen mit Anschütz. Der Rest – fast ausschließlich die Russen – vertraut auf Gewehre der Ischmasch-Werke in Ischewsk. Wirthgen hat als ehemaliger Schütze der Zweiten Bundesliga ein Gefühl für die Belange der Stars. Manche wollen einen speziellen Diopter (Visiereinrichtung) oder ein anderes Abzugszüngel. Laura Dahlmeier war zwar noch nicht bei Anschütz im Donautal zu Besuch, dafür gehen hier die Bundestrainer sämtlicher Nationen ein und aus. „Viel ist Kopfsache“, sagt Wirthgen. Und so hielten die Stars der Szene oft jahrelang an ihrer Lieb- lingswaffe fest, mit der sie ein gutes Gefühl haben. Der französische Martin Fourcade hingegen, der bei Olympia im Verfolgungsrennen über 12,5 Kilometer Gold abräumte, setzt erfolgreich auf Neues. Der Weltcup-Dominator ließ sich vor Pyeongchang ein Gewehr vom Typ 1827 F auf den Leib schneidern. Auch hier, so Wirthgen, sei viel Psychologie dabei. „Ich behaupte, dass man auch mit einem Anschütz-Gewehr von der Stange Olympiasieger werden kann.“
Trotz aller Anschütz-Dominanz bei Olympia und im Weltcup sind Biathlon-Gewehre ein Nischenmarkt. Die Zahl vom gut 208 Anschütz-ausgestatteten Biathleten in Pyeongchang, die jeweils meist nur ein Gewehr dabei haben, verdeutlicht, wie klein der Markt ist. Die Ulmer Firma mit ihren gut 100 Mitarbeitern macht mit monatlich über 1000 produzierten Sport- und Jagdwaffen den Löwenanteil des Umsatzes.
Anschütz sei als dennoch kleine Firma wendig genug, so Wirthgen, sich auf dieses Spezialsegment konzentrieren zu können. So werde jedes einzelne Biathlon-Gewehr in einer speziellen Kältekammer bei minus 20 Grad auf Zielgenauigkeit getestet. Und nicht nur die Modelle der Stars, sondern auch jene im Jugendbereich. Die Dominanz von Anschütz im Biathlon-Sport hängt mit einer Erfindung zusammen: Dem patentierten Fortner-Geradezug-Repetierverschluss.
Peter Fortner ist ein Büchsenmacher aus Rohrdorf, dessen Erfindung seit 1984 exklusiv in Anschütz-Gewehren verbaut wird. Man muss wohl Büchsenmacher sein um den Vorteil zu verstehen, wenn Wirthgen von Vorteilen einer axialen Verschlussführung zur Laufachse und extrem kurzer Schussentwicklungszeit spricht. Fakt ist: Mit keinem anderen Gewehr lassen sich die Aufenthalte am Schießstand derart kurz gestalten. Die Doppel-Gold-Biathlon-Königin Laura Dahlmeier würde sicherlich nicht widersprechen. Bei einem Verkehrsunfall ist am Mittwochvormittag ein 67-jähriger Radfahrer in Neu-Ulm schwer verletzt worden. Wie die Polizei mitteilt, fuhr der Mann auf dem Radweg der Augsburger Straße in Richtung Pfuhl und wollte an der Einmündung des Hartwegs geradeaus weiterfahren. Ein 62-jähriger Autofahrer, der vom Hartweg nach rechts in die Augsburger Straße einbog, hatte den Radfahrer übersehen. Der Wagen stieß mit dem Radfahrer zusammen, der daraufhin stürzt. Der 67-Jährige, der ohne Helm unterwegs war, erlitt schwere Kopfverletzungen und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Gegen den Autofahrer wurde ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall eingeleitet. (az)