Unter der Woche üben Grundschulklassen
am Wochenende geht es schon um 9.30 Uhr los. Dann steht Erich Straub mit Winterstiefeln, Mütze und blauer Skijacke über dem Norwegerpulli am Einstieg und knipst Löcher in die Liftkarten.
Abends läuft der Lift bis 19 Uhr, bei großem Andrang auch mal länger. Wenn es dunkel wird, schaltet Straub das Flutlicht ein. Unter der Woche üben Grundschulklassen, gelegentlich fahren Berufstätige nach Feierabend ein paar Mal an dem Hang. „Das sind Leute, die keine Zeit für eine lange Anfahrt haben“, sagt Erich Straub. Voll wird es am Wochenende. Am Ende der Faschingsferien kamen auch etliche neue Kunden. Die meisten Wintersportler, die nach Beiningen kommen, kennt Straub seit Jahren.
Die erste Saison hat dem Beininger die meiste Arbeit bereitet. Schnee vom Buß- und Bettag bis zum 22. März. Der Winter 1969/70 war lang. „Mein erster Winter war der beste“, erinnert sich der Liftbetreiber. 49 Jahre später steht der Bäckermeister noch immer an der Liftanlage. „Heute kommen viele, die sagen: Bei Ihnen habe ich Skifahren gelernt“, erzählt der 79-Jährige. Diese Besucher haben inzwischen selbst Kinder – oder sogar Enkel.
Erich Straub hat den Lift, die Hütte und die Flutlichtanlage vor 49 Jahren bauen lassen und lange Zeit parallel zu seiner Arbeit im Geschäft und in der Backstube betrieben. Der Blaubeurer stand gegen halb zwei Uhr morgens auf, kümmerte sich bis um Brot und Semmeln und fuhr dann zum Lift, wo er bis zum Abend blieb. Es waren harte Jahre, doch Straub hätte nicht darauf verzichten wollen. Im Jahr 2001 gab das Ehepaar die gut gehende Bäckerei in Blaubeuren ab.
„Das ist mein Hobby“, sagt Erich Straub über den Lift. „Ich habe oft draufgezahlt.“Vor Kurzem kam die Rechnung der Versicherung: 500 Euro soll der Bäckermeister bezahlen. Dabei lief der Lift in dieser Saison bisher gerade einmal fünf Tage. „Wenn ich Mitarbeiter bezahlen müsste, müssten wir schließen“, sagt der Liftbetreiber. Stattdessen steht er mit seiner Frau an der Anlage, am Wochenende helfen die Kinder und Enkel, nach der Saison gibt es ein gemeinsames Essen. Viel mehr ist nicht drin. Die Winter sind milder geworden, der Schnee auf der Alb reicht seltener fürs Skifahren als in den Anfangsjahren. „Da konnte ich den Schnee fast nicht mehr sehen“, erinnert sich Straub.
Was der Lift für ihn bedeutet, kann der Blaubeurer nur schwer erklären. Stattdessen erzählt er Anekdoten, als Beispiele für die zahlreichen schönen Erlebnisse dort. Wie die von dem 87 Jahre alten Mann, der zu den ersten Besuchern der Anlage gehört hatte – und plötzlich wieder die Piste hinunter kurvte. „Da habe ich meinen Augen kaum getraut“, erzählt Straub und strahlt.
Der Skilift zieht Stammgäste an. Zum Beispiel Jochen Jäger aus UlmUnterweiler. Er ist mit seiner Tochter hier, die bald sieben wird. Das Mädchen hat nach der Schule ihre Hausaufgaben gemacht, dann sind Vater und Tochter die Viertelstunde nach Beiningen gefahren. „Für Kinmittags der ist das optimal“, sagt Jäger. „Nicht so steil, bezahlbar und nicht weit weg.“Nach zwei bis drei Stunden geht es wieder nach Hause.
Der Hang ist 250 Meter lang und gemütlich. Das Seil des Schlepplifts läuft an drei Masten nach oben und wieder zurück. Der Beininger Lift ist nicht der einzige auf der Schwäbischen Alb. Zwischen 80 und 90 Skigebiete gibt es dort. In den meisten fährt nur ein einziger Lift, mancherorts gibt es mehrere Anlagen. Wie viele es genau sind, hat der Verband Schwäbische Alb Tourismus nicht erfasst. Die größten und etliche kleinere listet der Verband auf seiner Internetseite auf. Die Region zieht vor allem im Sommer Urlauber an. Im Winter kamen zuletzt um die 100 000 Gäste an. „Grundsätzlich ist die Schwäbische Alb nicht die klassische Wintersport-Urlaubsregion“, sagt Sprecherin Julia Metzmann. Das liege am Klimawandel und an den vergleichsweise wenigen und wenig anspruchsvollen Pisten. Für Langläufer und Schneeschuh-Wanderer sei die Gegend dagegen sehr attraktiv.
Zu der Anlage in Beiningen kommen nur wenige Touristen. Die meisten Wintersportler sind Einheimische, auch wenn das Einzugsgebiet groß ist. Von Ulm und dem Kreis Neu-Ulm aus gesehen ist es der Hang am Hochsträß das nächstgelegene Skigebiet. Skifahrer kommen gelegentlich sogar aus Leipheim oder Günzburg. Vor Kurzem hat sich sogar eine Schule aus Stuttgart gemeldet und Interesse an einem Besuch angemeldet. O
Informationen unter skilift bei ningen.de oder Telefon 07344/6659 Manufakturen, Hersteller, Händler, Foodtrucks, Caterer, Brauer, Weinhändler und Destillerien präsentieren sich auf der Genussmesse „Brobiera“. Das Angebot reicht von Craft-Bier über handgeschöpfte Edelschokolade bis hin zu den Produkten der Limonadenmanufaktur Rosebottel. Die erste regionale Genussmesse findet samt Rahmenprogramm am Samstag und Sonntag, 24. und 25. Februar im Werk III (Baumgartenstraße 18) in NeuUlm statt. Das Werk III ist eine kernsanierte Maschinenbauhalle aus den 40er-Jahren. Öffnungszeiten: von 11 bis 21 Uhr. (az)