Sie hängt, sie springt, sie schwebt über die Köpfe
will immer wieder… dieses Fieber spüren“und zum Schluss „Atemlos“, da ist es übrigens bereits kurz nach halb zwölf. Herz des Abends aber ist mit 18 gespielten Songs das aktuelle Album. Darauf verlässt Helene Fischer deutlicher denn je die Schlagermuster. Das heißt auch, dass sie mit „Lieb mich dann“ein ziemlich brüchiges Liebeslied servieren kann, übrigens ihrem Flori gewidmet, der an diesem Abend in München da ist, wie sie sagt.
Das heißt aber vor allem, dass sie mit Songs wie „Herzbeben“und „Achterbahn“die Bässe so Richtung Dance aufreißt, dass man meinte, ein Schlagerfan würde andere bei solcher Musik eher anherrschen, dieses stumpf stampfende Zeugs endlich auszumachen. „Dein Blick“ist gut gelaunter CountryPop, „Mit jedem Herzschlag“blanker Pop. Es wird zwar alles von Helenes operettenhaftem Protzgesang und weitestgehend sorglosen Textchen zwischen Leidenschaft und Party, Liebe und Lebensfreude zusammengehalten. Aber immerhin spricht Frau Fischer nun erstmals annähernd Politisches, als sie mit dem Song „Wir brechen das Schweigen“zu einem engagierten, friedlichen Miteinander aller Menschen aufruft, „egal woher sie kommen oder wie sie aussehen“.
Es ist ein Grenzgang auf dem Weg in eine Zukunft, von der sie in der Vergangenheit geträumt hat.
„That’s Me“heißt das Parfüm der Helene Fischer. Ihr beispielloser Erfolg gibt ihr die Macht und die Möglichkeit, das nun offenbar auch im Bezug auf ihre Karriere zu wagen: sie selbst sein. Ihr Leben ist für den Boulevard längst eine Show geworden. Ihre Show setzt nun Zeichen für ihr Leben. Und sie macht sich ziemlich nackt dafür. Das ganze Jahr 2016 hat Helene Fischer sich für die Auswahl der neuen Songs Zeit genommen. Vor Beginn der Tour sagte sie: „Ich bin jetzt 33 Jahre alt. Ich weiß nicht, ob ich diese Art von Show in zehn Jahren auch noch machen möchte. Daher ist das jetzt genau der richtige Zeitpunkt.“Wirkt pragmatisch, könnte aber eben strategisch gedacht sein. Bislang ist das Millionenpublikum, das ihr folgt, beileibe nicht kleiner geworden; aber in Grenzen geblieben.