Jetzt muss gebaut werden
Nein, das Flüchtlings-Thema gehört beileibe nicht der Vergangenheit an, auch wenn gerade deutlich weniger Menschen zu uns kommen, als noch vor wenigen Monaten prognostiziert. Das hat Landrat Thorsten Freudenberger diese Woche ganz richtig gesagt. Jetzt beginnt eigentlich erst die wirkliche und auch nachhaltige Arbeit, denn die Menschen müssen integriert werden. Nach wie vor leisten hier die Helferkreise unverdrossen extrem wichtige Arbeit, was ihnen nicht hoch genug angerechnet werden kann, noch dazu angesichts eines deutlich eingetrübten gesellschaftlichen Klimas. Ohne die Freiwilligen, die den Angekommenen direkt, unbürokratisch und oft genug mit viel Geduld vermitteln, wie das Zusammenleben hier funktioniert, sähe es deutlich schlechter aus.
Doch damit ist es leider nicht getan, denn nun brauchen die anerkannten Asylbewerber Wohnungen, auf die Dauer können sie in den Unterkünften nicht bleiben. Zumal es alles andere als integrationsförderlich ist, wenn junge Männer jahrelang in Gruppenunterkünften zusammenhocken müssen. Da sammeln sich Frust und Zündstoff an. Auf dem Wohnungsmarkt treten die Neuankömmlinge in Konkurrenz zu den Einheimischen, die sich keine teuren Mieten leisten können. Es drohen die klassischen Verteilungskämpfe.
Bitter daran: Das Wohnungsproblem gab es schon lange vor der Flüchtlingswelle. Allerdings hat es offenbar niemanden recht interessiert, dass viele darauf warteten, endlich etwas Erschwingbares zu bekommen. Mit den bessergestellten Häuslebauern und Eigentumswohnungskäufern war ja mehr Geld zu verdienen. Durch die Asylkrise trat das Problem erst richtig ins Bewusstsein.
Nein, die Flüchtlinge sind nicht schuld an der Misere, sie haben das Problem nur zusätzlich verschärft. Aber wie soll sich etwas bessern, wenn es landauf, landab Anwohnerproteste gibt, sobald in der Nachbarschaft günstiger Wohnraum entstehen soll? Das könnte ja die eigene Immobilie entwerten. Jetzt sind die Kommunen gefragt, einerseits dafür zu sorgen, dass günstige Wohnungen entstehen, und andererseits, Ängsten entschieden entgegenzutreten. Wer weniger Geld hat, ist nicht automatisch ein schlechter Nachbar.
Übrigens hat sich Neu-Ulm dem Problem entschlossen gestellt. Die kommunale Baugesellschaft Nuwog will zusammen mit der Stadt 360 Sozialwohnungen bis zum Jahr 2021 schaffen. Vorbildlich!