Neu-Ulmer Zeitung

Hat ein Mitschüler Keira getötet?

Das Opfer wurde nur 14 Jahre alt. Der mutmaßlich­e Täter ist 15

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Von den vielen Messerstic­hen traf einer ins Herz der 14-jährigen Keira aus Berlin: Gegen einen 15 Jahre alten Mitschüler des Mädchens wurde nun Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Der 15-Jährige hat die Tat laut Staatsanwa­ltschaft „im Kern“gestanden. Er war am Sonntag in der Wohnung seiner Eltern festgenomm­en worden. Auf ihn waren die Kriminalis­ten durch Ermittlung­en im persönlich­en Umfeld des Opfers gekommen. Aus dem Vorwurf des Totschlags könnte im Laufe der Ermittlung­en ein noch schwerer wiegender Mordvorwur­f werden, hieß es bei den Ermittlern. Dafür müsste aber das Motiv klarer werden.

Das Verbrechen war am Mittwoch vergangene­r Woche geschehen. Die beiden Jugendlich­en hatten sich in der Wohnung des Mädchens im östlichen Berliner Ortsteil AltHohensc­hönhausen verabredet, wie der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, Martin Steltner, sagte. Warum die 14-jährige Keira – eine Eisschnell­läuferin – getötet wurde, ist noch unklar.

Der verdächtig­e Deutsche sei an derselben Schule wie die Sportlerin gewesen. Sie kannten sich. „Ein Paar waren sie aber nicht.“Die Mutter von Keira hatte ihre blutüberst­römte Tochter in der gemeinsame­n Wohnung gefunden. Trotz Reanimatio­n konnte die Schwerverl­etzte nicht mehr gerettet werden.

Vor der Berliner Eisschnell­laufHalle liegen gestern rote und weiße Rosen, Kerzen sind aufgestell­t. Dort hatte Keira beim Sportverei­n TSC trainiert, erst im Januar war sie in ihrer Altersklas­se Berliner Meisterin über 1500 Meter geworden. Auf einem Zettel steht: „Wir werden dich nie vergessen“.

Immer wieder bleiben Passanten stehen. Die 38-jährige Nicole Schumacher, die in der Nähe wohnt, schüttelt den Kopf. Unbegreifl­ich sei das alles. „Mich berührt das sehr.“Die 70-jährige Veronika Krause, die gerade vom SeniorenEi­slaufen kommt, zeigt sich entsetzt über so viel Gewalt unter Jugendlich­en – und dass „die alle ein Messer in der Tasche haben“.

Auch der Sportverei­n von Keira trauert. Besonders die Umstände von Keiras Tod und ihr jugendlich­es Alter „machen uns fassungslo­s“, hieß es auf der Internetse­ite des Berliner TSC. Der Verein setze sich für einen fairen und menschlich­en Umgang miteinande­r ein. Als Zeichen der Anteilnahm­e legten auch vor dem Haus der getöteten Schülerin viele Menschen Blumen und Kerzen nieder.

Es bietet fast einem Drittel der Weltbevölk­erung eine Art Zuhause, 53 Länder gehören dazu und seine Vorläufer reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunder­ts zurück. Die Rede ist vom „Commonweal­th of Nations“, einem 1931 gegründete­n freiwillig­en Zusammensc­hluss von Staaten, der aus dem „British Empire“entstanden ist. Immer am zweiten Montag im März feiern die Mitglieder in zahlreiche­n Veranstalt­ungen dieses Bündnis. Die Queen, das offizielle Oberhaupt des Commonweal­th, nahm deshalb gestern auch an einer multikultu­rellen Messe in der Westminste­r Abbey in London teil. Der Tag stand unter dem Motto „Auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft“, unter dem auch das Commonweal­th Gipfeltref­fen im April stattfinde­t. Aber was ist dieses Commonweal­th überhaupt?

Ursprüngli­ch handelte es sich um einen Verbund der ehemaligen Kolonien Großbritan­niens. Heute ist es ein lockerer Zusammensc­hluss von Staaten, dem auch Länder angehören, die früher kein Teil des Britischen Weltreichs waren. Bedeutende Mitglieder sind neben Großbritan­nien etwa Indien, Kanada oder Australien. Sinn des Commonweal­th ist unter anderem Informatio­nsaustausc­h und Kontaktpfl­ege. Politisch sind die Mitgliedst­aaten unabhängig, erklärt Professor Rainer-Olaf Schultze von der Universitä­t Augsburg. Allerdings verbinden die Länder teils gemeinsame Traditione­n aus der Kolonialze­it, kulturelle Ähnlichkei­ten und teils ausgeprägt­e Handelsbez­iehungen. „Eine Zusammenar­beit besteht in den Bereichen, in denen es Sinn ergibt und die man als ,leichte Politik‘ bezeichnen könnte“sagt Schultze. Dass es kein zentrales politische­s Organ gibt, das Regeln für alle vorschreib­t, ist für ihn ein Mitgrund, warum so gut wie kein Land je den Bund verlassen hat.

Interessan­t wird es, wenn Großbritan­nien in gut einem Jahr die Europäisch­e Union verlässt, sagt der Experte. Bisher nämlich haben die einzelnen Länder des Commonweal­th Handelsver­träge mit der gesamten EU. Dann aber müssen alle mit Großbritan­nien neue Verträge abschließe­n – und das könnte zu einem näheren Zusammenrü­cken des Staatenbun­des führen, aber unter Umständen auch zur Entfremdun­g.

Fast drei Jahre nach dem Tod einer jungen Radfahreri­n bei einem illegalen Autorennen in Köln geht es nun vor Gericht darum, ob die beiden bereits verurteilt­en Raser doch noch ins Gefängnis müssen. Die Neuauflage des Prozesses vor dem Kölner Landgerich­t begann gestern mit Schuldeing­eständniss­en der zwei Angeklagte­n. Er sei verantwort­lich für den Tod der Studentin, sagte der Ältere der beiden. Der heute 25-Jährige bat die Familie der 19-Jährigen um Verzeihung.

Die beiden türkischst­ämmigen Männer waren in einem ersten Prozess wegen fahrlässig­er Tötung zu Bewährungs­strafen verurteilt worden. Der Bundesgeri­chtshof (BGH) beanstande­te die Aussetzung zur Bewährung und hob das Urteil teilweise auf. Gestern begann der Revisionsp­rozess. Die Angeklagte­n hatten sich im April 2015 ein Rennen geliefert. Einer von ihnen verlor die Kontrolle über seinen Wagen und rammte die Studentin. Sie starb an ihren schweren Verletzung­en. „Am liebsten würde ich die Zeit zurückdreh­en“, sagte der zweite Angeklagte, ein 24-Jähriger.

In der Neuauflage des Prozesses geht es um die Frage, ob die bereits verhängten Haftstrafe­n von zwei Jahren sowie einem Jahr und neun Monaten zur Bewährung ausgesetzt werden können oder nicht. Nach Auffassung des BGH hatte das Kölner Landgerich­t bei seinem ersten Urteil von 2016 unter anderem nicht berücksich­tigt, wie sich die Bewährungs­strafen auf das allgemeine Rechtsempf­inden der Bevölkerun­g auswirken würden. Der Prozess wird fortgesetz­t.

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Foto: dpa Dir Trauer um die 14 jährige Keira in Berlin ist groß.
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