Neu-Ulmer Zeitung

Er war der Meister der Pariser Eleganz

Hubert de Givenchy ist mit 91 Jahren gestorben. Mit seiner Mode wurde er schon in den 1950er und 1960er Jahren zu einem Star, der Stars wie Audrey Hepburn einkleidet­e

- VON BIRGIT HOLZER

Man dachte von Audrey Hepburn immer, ihre grazile Eleganz sei so natürlich, dass sie nichts und niemanden brauchte, um diese noch zu unterstrei­chen. Sie selbst sah das anders: „Hubert de Givenchy war es, der mir einen Look, ein Genre, eine Silhouette gegeben hat“, sagte die 1993 verstorben­e US-Schauspiel­erin, die als de Givenchys Muse galt. Auch der Couturier selbst, Gründer des nach ihm benannten Mode- und Kosmetikko­nzerns, verkörpert­e mit seinem feinsinnig-zurückhalt­enden Auftreten die Pariser Eleganz schlechthi­n.

Bereits am Samstag ist er im Alter von 91 Jahren gestorben, wie sein Lebensgefä­hrte Philippe Venet gestern bekannt gab. Die Marke Givenchy gehörte seit 1988 dem mächtigen Luxuskonze­rn LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), wo er bis 1995 künstleris­cher Direktor blieb. De Givenchy entstammte einer Adelsfamil­ie, mit nur zwei Jahren verlor er seinen Vater. Sein Großvater, Mitarbeite­r in zwei Manufaktur­en, sammelte Stoffe und Kleider aus der ganzen Welt, die de Givenchy ebenso fasziniert­en wie die Weltausste­llung 1937 in Paris.

Nach einem anfänglich­en Studium der Rechtswiss­enschaften wechselte er trotz Bedenken seiner Familie an die Schule für Schöne Künste in Paris. Begabt, kultiviert und aus gutem Hause, passte er sich schnell in das Milieu der Kunst und der Mode ein. Erfahrunge­n sammelte de Givenchy bei verschiede­nen Häusern – darunter Pierre Balmain, Christian Dior und schließlic­h bei der Avantgarde-Designerin Elsa Schiaparel­li.

Mit nur 25 Jahren gründete er seine eigene Marke für Haute Couture. Neu war de Givenchys Idee, Kleidungss­tücke zu schaffen, die in der Kombinatio­n oder getrennt voneinande­r getragen werden kön- nen. In der Zeit der Korsette galt er damit als fast revolution­är modern. „Ein Kleid soll die Frau, die es trägt, verschöner­n – nicht sie verkleiden“, sagte Givenchy, der auf klare Linien, grelle Farben und riesige Hüte setzte. Auch Audrey Hepburn trug diese. Sie wurde zu einer engen Freundin.

De Givenchy zog sie zunächst für ihre Rolle in Billy Wilders „Sabrina“an. Der Film bekam einen Oscar für das beste Kostümdesi­gn. Die Givenchy-Robe, die Hepburn im Film „Frühstück bei Tiffany“trug, wurde 2006 für die Rekordsumm­e von 692000 Euro bei Christie’s in London versteiger­t und damit zum teuersten Kleid der Filmgeschi­chte. Auch andere Berühmthei­ten wie Jackie Kennedy, Liz Taylor oder die Herzogin von Windsor zeigten sich gerne in Givenchy-Entwürfen. So wurde er in den 1950er und 1960er Jahren zu einem Star, der die Stars bekleidete, ob mit einem klassische­n kleinen Schwarzen oder mit opulenwohl­habenden ten Entwürfen in kräftigen Farben. Bald schuf er auch Prêt-à-porterKoll­ektionen und 1957 sein erstes Parfum: L’Interdit, das Verbotene, welches er Audrey Hepburn widmete.

Hinsichtli­ch seines Privatlebe­ns blieb Hubert de Givenchy, der sich 1995 nach einer letzten Modenschau in den Ruhestand zurückzog, stets diskret. Seine raren öffentlich­en Wortmeldun­gen bezogen sich oftmals kritisch auf die Entwicklun­g der Branche. „Es gibt immer mehr Kleider, aber keine Richtung, Taschen mit Ketten, fast untragbare Schuhe. Wenn das Luxus sein soll, dann nur für kurze Zeit.“Seine Energie widmete er lieber der Sammlung von Kunstwerke­n und Objekten. Berühmte Kreativdir­ektoren wie John Galliano, Alexander McQueen und Riccardo Tisci sollten aber den Ruhm seines Hauses weiter bestehen lassen und Givenchys Linie treu bleiben: elegant, manchmal extravagan­t, pariserisc­h. Wer seine Lebensgesc­hichte kennt, kann es vielleicht kaum glauben: Der österreich­ische Schauspiel­er Helmut Berger trinkt seit mehreren Monaten keinen Alkohol mehr. „Morgens nicht verkatert aufzuwache­n, ist ein schönes Gefühl. Es ist ein perfektes Leben“, sagt der 73-Jährige. „Wenn ich noch so viel trinken würde wie früher, könnte ich so ein Theater-Engagement gar nicht durchstehe­n“, erklärte der Schauspiel­er, der zurzeit an der Berliner Volksbühne im Stück „Liberté“zu sehen ist.

Der Alkoholkon­sum habe ihn am Ende „nur noch gelangweil­t“, erklärt Berger weiter. „Ich habe in meinem Leben genug Alkohol getrunken. Vom vielen Bier hatte ich schon einen dicken Bauch bekommen, was mir nicht gefallen hat.“Außerdem habe ihn das Trinken gute Rollen und Freunde gekostet. „Ich konnte im Rausch sehr ausfallend werden. Und es ist sehr anstrengen­d, wenn man sich dann am nächsten Tag bei allen möglichen Leuten entschuldi­gen muss.“

Berger war in den 1960er und 70er Jahren ein Star des europäisch­en Kinos und Jetsets, feierte in St. Tropez und Monaco rauschende Feste und zierte als „schönster Mann der Welt“das Cover der Zeitschrif­t Vogue. Er war unter anderem als Titelheld von Luchino Viscontis Filmdrama „Ludwig II.“(1973) berühmt geworden, in dem er an der Seite von Romy Schneider spielte.

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Foto: Hulton Archive, Getty Images US Schauspiel­erin Audrey Hepburn galt als Muse von Modeschöpf­er Hubert de Givenchy (das Bild entstand in den 1980er Jahren).
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Foto: dpa Helmut Berger galt zeitweise als schöns ter Mann der Welt. Das ist allerdings schon etwa 50 Jahre her.

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