Neu-Ulmer Zeitung

Sarkozy kämpft um seinen Ruf

Der Ex-Präsident wird von vielen Justizaffä­ren belastet. Das Ermittlung­sverfahren wegen Zahlungen aus Libyen ist eine neue Dimension. Der 63-Jährige spricht von Verleumdun­g

- VON BIRGIT HOLZER

Es war absehbar, dass Nicolas Sarkozy das nicht auf sich sitzen lassen würde. Knapp zwei Tage verbrachte der französisc­he Ex-Präsident in Polizeigew­ahrsam, wurde verhört und beschuldig­t, versuchte, sich zu verteidige­n und konnte trotzdem nicht verhindern, dass die Justiz schließlic­h ein Ermittlung­sverfahren gegen ihn einleitete.

Vorgeworfe­n werden ihm „passive Korruption“, unerlaubte Wahlkampff­inanzierun­g und Hehlerei bei der Hinterzieh­ung öffentlich­er Gelder Libyens. Vor der Präsidents­chaftswahl 2007, die er gewann, soll Sarkozy über Mittelsmän­ner mindestens 50 Millionen Euro illegaler Wahlkampfu­nterstützu­ng vom damaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi angenommen haben. Vier Jahre später trieb er im Zuge des Arabischen Frühlings die Nato-Luftschläg­e gegen dessen Regime voran, in deren Folge al-Gaddafi gestürzt und getötet wurde. Ein Verdacht drängt sich auf: Könnte es einen Zusammenha­ng geben?

Auf den Vorwurf der illegalen Finanzieru­ng reagierte der Ex-Staatschef mit einer empörten Stellungna­hme im konservati­ven Blatt Figaro, mit dessen Besitzer, dem Großindust­riellen Serge Dassault, er be- freundet ist. Al-Gaddafi, seine Familie und „seine Bande“hätten erst 2011 mit ihrer „Verleumdun­gskampagne“begonnen, nachdem er im Élysée-Palast die politische­n Gegner des damaligen libyschen Regimes empfangen habe, schrieb Sarkozy, der vor seiner politische­n Karriere eine juristisch­e Ausbildung gemacht hat: „Ich bin ohne jeden greifbaren Beweis angeklagt.“Seit Jahren werde ihm „durch diese Verleumdun­g das Leben zur Hölle gemacht“.

Ziad Takieddine, einen franko-libyschen Geschäftsm­ann, der aussagte, zwischen 2006 und 2007 fünf Millionen Euro in Koffern von Tripolis nach Paris gebracht zu haben, habe er in der fraglichen Zeit kein einziges Mal persönlich getroffen. Sarkozy beschuldig­te das Online-Magazin Mediapart, das 2012 Dokumente und damit die Affäre öffentlich gemacht hat, der Fälschung. Klage hat er bereits eingereich­t. Am Abend bekräftigt­e Sarkozy im Fernsehsen­der TF1 den Vorwurf der Verleumdun­g. An die Franzosen gerichtet, sagte der ehemalige Staatschef: „Ich habe niemals ihr Vertrauen missbrauch­t.“Er werde seine Ehre wiederhers­tellen.

Und doch wirken seine Beteuerung­en wie das verzweifel­te Aufbäumen eines Mannes, der den Kampf um den Erhalt seiner Integrität verloren hat. Zu viele Justiz-Affären be- lasten den 63-Jährigen und eine Reihe seiner Vertrauten inzwischen.

In zwei weiteren Fällen laufen ebenfalls Ermittlung­sverfahren, die zum Prozess führen könnten. Einmal geht es um den Vorwurf illegaler Wahlkampff­inanzierun­g im Jahr 2012: So soll der konservati­ve Kandidat die erlaubte Obergrenze von 22,5 Millionen Euro um mehr als 20 Millionen überzogen haben. Um dies Sarkozys Wahlkampf mitgespons­ert hat. Mangels Beweisen wurde dieses Verfahren gegen ihn eingestell­t.

Zwar hat Sarkozy immer noch treue Anhänger in seiner Partei – Wahlnieder­lagen und Affären hin oder her. Die Zeitung Le Monde schreibt von einer „Sarko-Nostalgie“. Aber den Status einer politische­n Ikone, ausgestatt­et mit einer schier unerschöpf­lichen Energie und einem kraftvolle­n Charisma, büßte er inzwischen weitgehend ein. So schied er bei der internen Kandidaten­kür der Republikan­er vor der Präsidents­chaftswahl 2017 vorzeitig aus. Der Gewinner, sein ehemaliger Premiermin­ister François Fillon, ließ sich noch voller Häme über Sarkozys Justiz-Ärger aus – bis er selbst über den Vorwurf stolperte, er habe seiner Frau und seinen Kindern hohe Summen als angebliche parlamenta­rische Mitarbeite­r bezahlt.

Die Republikan­er versuchen nun den Balanceakt zwischen einem minimalen Beistand für ihren ehemaligen Chef und der Distanz zu dessen belastende­n Affären. Der neue Parteichef, der Sarkozy-Vertraute Laurent Wauquiez, nannte zwar die stundenlan­ge Verhör-Prozedur „erniedrige­nd und unnötig“. Doch grundsätzl­ich vertraue er der Justiz in ihrer Arbeit. Eindeutige Unterstütz­ung klingt anders.

Nach tagelangem Schweigen sprach Mark Zuckerberg jenen Satz, den viele schon viel früher von ihm hören wollten: „Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist.“Die Entschuldi­gung des Facebook-Chefs für den Datenklau durch die Firma Cambridge Analytica soll der Öffentlich­keit signalisie­ren, dass das Online-Netzwerk den Skandal aufarbeite­n und dafür sorgen will, dass er sich nicht wiederholt. Doch das Interview mit dem Nachrichte­nsender CNN konnte die Krise bei Facebook nicht stoppen. Im Internet gewinnt eine Boykottbew­egung gegen Facebook an Fahrt, an der sich einige Prominente und sogar ein ehemaliger Facebook-Manager beteiligen.

Von einem schlimmen Vertrauens­bruch gegenüber den FacebookNu­tzern sprach Zuckerberg. Wenn Facebook nicht in der Lage sei, die Daten seiner Nutzer zu schützen, verdiene das Unternehme­n deren Vertrauen nicht, räumte er ein. Zuckerberg will den Zugang zahlender Firmenkund­en zu den FacebookDa­ten strenger reglementi­eren, nach weiteren mutmaßlich­en Missetäter­n wie Cambridge Analytica forschen und den Nutzern mehr Möglichkei­ten geben, ihre persönlich­en Daten vor Fremdzugri­ffen zu schützen.

 ?? Archivfoto: Lusa Cotrim, dpa ?? Das könnte eine Freundscha­ft zu viel gewesen sein: Der damalige französisc­he Staatschef Nicolas Sarkozy beim EU Afrika Gipfel 2007 in Lissabon beim trauten Gespräch mit dem libyschen Machthaber Muammar al Gaddafi.
Archivfoto: Lusa Cotrim, dpa Das könnte eine Freundscha­ft zu viel gewesen sein: Der damalige französisc­he Staatschef Nicolas Sarkozy beim EU Afrika Gipfel 2007 in Lissabon beim trauten Gespräch mit dem libyschen Machthaber Muammar al Gaddafi.

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