Über den Plärrer kann er nicht unerkannt bummeln
Baums Verhalten an der Außenlinie. Dort ist der Trainer alles andere als besonnen. Wie ein Raubtier tigert er in der Coaching-Zone, dirigiert unablässig, fährt auch mal gegen die Schiedsrichter verbal die Krallen aus. Bei der 0:1-Niederlage gegen Stuttgart landet er gar auf der Tribüne. Baum legt Einspruch gegen die 8000-Euro-Strafe ein. Vom Kern des Vorwurfs, er habe das Schiedsrichter-Team als „ihr Blinden“beleidigt, wird er freigesprochen. Trotzdem muss er 6000 Euro Strafe wegen „Reklamierens“zahlen.
In Trudering sind diese Geschichten weit weg. Hier kann Baum zum Supermarkt oder zum Bäcker um die Ecke gehen, ohne auf den FCA angesprochen zu werden. In Augsburg, wo er eine Wohnung angemietet hat, ist das anders. Am Ostermontag war er mit seiner Familie auf dem Plärrer. Unerkannt bummeln konnte er dort nicht mehr. „Da hatte ich das Gefühl, es kennt mich jeder Zweite. Das ist irgendwie das Schöne hier in Augsburg, dass so eine Region mit dem Verein lebt und stolz darauf ist, dass der Verein in der Bundesliga spielt.“Das Wir-Gefühl ist ihm wichtig. Er will Augsburg etwas dafür zurückgeben, dass er die Chance bekam, seinen Bundesliga-Traum zu erfüllen.
Dort wird der FCA auch kommende Saison spielen. Nach dem 0:0 in Leverkusen hat die Mannschaft weiter zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Dabei galt sie mit ihrem unerfahrenen Trainer als Abstiegskandidat Nummer eins. Baum hat viele überrascht. Der Wert seiner Arbeit hängt nicht am Bayern-Gastspiel. Alles andere als eine Niederlage würde überraschen. Die Wochen der Wahrheit beginnen danach, gegen die schwächeren Teams aus Wolfsburg und Mainz. Die werden, anders als Bayern, aller Voraussicht nach den FCA das Spiel machen lassen. In diesem Fall hat das Baum-Team noch Probleme.
Nach den schwachen Heimspielen gegen den VfB, Hoffenheim und vor allem nach der verkorksten ersten Halbzeit gegen Bremen wurde die Kritik lauter. Baum muss zeigen, dass er seiner Mannschaft einen Plan mitgeben kann, der gegen solche Gegner wirkt. Torhüter Luthe ist sich sicher, dass dem Trainer das gelingt. „Ich bin überzeugt, dass er bei seinem Einstieg von vielen in der Bundesliga unterschätzt wurde. Das war ein Fehlurteil.“