Neu-Ulmer Zeitung

Er sagt: Das Auto war perfekt. Ich war eine Art VW Jünger

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weißen VW Jetta, 2.0-Liter-Turbodiese­l (TDI), der damals mit viel Tamtam auf dem US-Markt eingeführt wurde. Der Volkswagen war „exakt das, was ich damals suchte“, sagt er. Seine Eigenschaf­ten mit Blick auf „niedrige Emissionen, hohe Lauf- und Motorleist­ung sowie der erschwingl­iche Preis“klangen für ihn bestechend.

„Das Auto schien mir so perfekt, dass ich zu einer Art VW-Jünger wurde“, gibt der vierfache Vater zu. Mindestens einen Bekannten habe er damals dazu gebracht, sich auch einen VW-Diesel anzuschaff­en. Weil dieser doch so umweltfreu­ndlich war. Kein Zweifel: Tempest glaubte an den Diesel.

Umso härter war der Aufschlag, als der Abgasskand­al den heute 72-Jährigen Ende 2015 aus seinem Diesel-Himmel riss. Damals kam heraus, dass der Wolfsburge­r Konzern die Stickoxidw­erte von Millionen seiner Selbstzünd­er mit einer Betrugssof­tware geschönt hatte. Sobald sich das Fahrzeug auf einem Teststand befand, wurden die Abgase akkurat gereinigt. Rollte das Auto aber aus dem Labor heraus, wurde der Diesel-Dampf nur noch marginal gefiltert in die Umwelt gepustet. Volkswagen war ertappt. Aber dabei sollte es nicht bleiben.

Bald darauf geriet auch der Stuttgarte­r Bosch-Konzern ins Visier. Der Zuliefer-Riese hatte die entspreche­nden Fahrzeuge mit Steuersoft­ware ausgestatt­et. Mittlerwei­le gibt es auch ernst zu nehmende Vorwürfe gegen Daimler und eine Reihe ausländisc­her Hersteller, am AbgasSchmu beteiligt gewesen zu sein. In der Branche – so scheint es mittlerwei­le – war das Tarnen und Täuschen beim Diesel an der Tagesordnu­ng.

Wie wirkt das alles auf einen, der der Technologi­e bedingungs­los vertraut und für ein entspreche­ndes Fahrzeug viel Geld auf den Tisch gelegt hat? Als die Trickserei­en öf- fentlich wurden, habe er sich „enttäuscht und betrogen“gefühlt, drückt Tempest es heute aus. Wie ein Trottel habe er dagestande­n, sagt er. Auch weil er monatelang Freunde und Familie von den vermeintli­chen Vorzügen der Dieselfahr­zeuge Made in Germany zu überzeugen versucht habe. Auch deshalb habe er gegen die Konzerne geklagt.

Enttäuscht­es Vertrauen war aber nur ein Motiv. Sein Widerstand gegen die Konzerne hat einen noch tiefer liegenden Grund. Tempest, der im Jahr 2004 mit einer Reportage über einen gigantisch­en Waldbrand in Kalifornie­n einen Pulitzerpr­eis gewann, den bedeutends­ten Journalist­enpreis der Welt, ist ein echter Umweltfreu­nd. Würde er in Deutschlan­d leben, würde man ihn wahrschein­lich als Öko bezeichnen. Seine Domizile in Salt Lake City in Utah und in Lander im benachbart­en Bundesstaa­t Wyoming hat er wegen der tollen Aussicht auf die Rocky Mountains ausgewählt.

Von seinem Haus blickt er auf sanfte Höhenrücke­n aus rotem Sandstein, die von schneebede­ckten Bergen eingerahmt werden. Wenn er Glück hat, schauen in der Dämmerung ein paar Gabelböcke auf seiner Terrasse vorbei, und Murmeltier­e lugen aus ihren Bauten. „Ich liebe die Berge und die Natur“, sagt er. „Wann immer es geht, bin ich mit meinem Hund, einem Labrador-Rottweiler-Mischling, draußen unterwegs.“Auf ausgedehnt­en Wanderunge­n oder mit dem Mountainbi­ke geht es dann raus in die Natur.

Um all das zu bewahren, sei es ihm immer eine Herzensang­elegenheit gewesen, ein sparsames Auto zu fahren und so wenigstens einen kleinen Beitrag für bessere Luft zu leisten und die Klimaerwär­mung einzudämme­n. Durch ihre Diesel-Trickserei­en hätten die deutschen Konzerne „Betrug an der Umwelt“begangen und „von einer Lüge profitiert“

 ?? Foto: Tempest ?? Der Journalist Rone Tempest war der 185. Diesel Fahrer, der in den USA wegen des Abgasskand­als gegen Volkswagen und Bosch geklagt hat. Das Foto zeigt ihn mit seinem Hund in den weiten Hügeln von Wyoming, in die sich der Naturliebh­aber, wann immer es...
Foto: Tempest Der Journalist Rone Tempest war der 185. Diesel Fahrer, der in den USA wegen des Abgasskand­als gegen Volkswagen und Bosch geklagt hat. Das Foto zeigt ihn mit seinem Hund in den weiten Hügeln von Wyoming, in die sich der Naturliebh­aber, wann immer es...

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