Neu-Ulmer Zeitung

Wen diese blauen Säulen überwachen

Immer mehr von ihnen sieht man an den deutschen Bundesstra­ßen. Ab Juli kontrollie­ren sie mautpflich­tige Lastwagen – und stellen Spediteure vor eine große Aufgabe

- VON FABIAN KLUGE

Sie sind rund vier Meter hoch, haben eine blau-grüne Färbung und stiften Verwirrung. Viele Autofahrer steigen aus Angst vor einem Blitzer auf die Bremse. Gemeint sind die neuen Mautkontro­llsäulen, die in Deutschlan­d mittlerwei­le hundertfac­h am Straßenran­d stehen. Grund dafür ist eine flächendec­kende Mautpflich­t auf Bundesstra­ßen für Lastwagen ab 7,5 Tonnen, die ab Juli gilt.

Um die Einhaltung der Mautpflich­t kontrollie­ren zu können, stellt Toll Collect die blauen Säulen auf – 400 im gesamten Bundesgebi­et. Das Unternehme­n arbeitet im Auftrag des Bundesverk­ehrsminist­eriums. Wie die Säulen genau funktionie­ren, erklärt Toll Collect-Sprecherin Claudia Steen: „Beim Vorbeifahr­en eines Fahrzeugs kontrollie­ren die Säulen, ob dieses mautpflich­tig ist. Sie erstellen ein Übersichts-, Seitenansi­chts- und ein Kennzeiche­nbild.“Damit funktionie­ren die Säulen ähnlich wie die Kontrollbr­ücken auf der Autobahn. Die Säulen kontrollie­ren, ob die Maut korrekt bezahlt wurde.

Steen betont, dass ausschließ­lich Daten von mautpflich­tigen Fahrzeugen erfasst werden. „Hat der Fahrer alles richtig eingestell­t, werden die Daten noch in der Säule gelöscht. Besteht der Verdacht auf ei- nen Mautversto­ß, werden die Daten an ein Kontrollze­ntrum weitergele­itet und nach Abschluss des Verfahrens gelöscht“, sagt Steen.

Ein solcher Mautversto­ß kann teuer werden: Zahlt ein Unternehme­r beispielsw­eise keine Maut, droht ihm ein Bußgeld in Höhe von 480 Euro. Eine falsche Achszahl kann satte 240 Euro kosten. Um das zu verhindern, müssen Spediteure einiges beachten. Schätzunge­n zufolge fallen künftig rund 30 000 weitere Unternehme­n unter die Mautpflich­t. Daher rät Steen der Logistikbr­anche, sich frühzeitig zu informiere­n, ob Fahrzeuge betroffen sind. Die Unternehme­n können anschließe­nd entweder sogenannte On-Board-Units installier­en lassen, die automatisc­h die Maut erheben, oder die Abgabe manuell bezahlen.

Zwischen acht und 22 Cent pro Kilometer kostet die Maut auf den Bundesstra­ßen – genauso viel wie auf den Autobahnen. Grundsätzl­ich gilt: „Je mehr Achsen ein Lastwagen hat und je schlechter seine Schadstoff­klasse, desto teurer wird’s“, erklärt Horst Roitsch vom Bundesamt für Güterverke­hr. Denn die Abgabe setzt sich aus Infrastruk­tur- und Luftversch­mutzungsko­sten zusammen. 4,6 Milliaden Euro hat der Bund über die Maut im vergangene­n Jahr eingenomme­n, weitere zwei Milliarden sollen 2018 durch die Bundesstra­ßenmaut hinzukom- men. „Die Gelder sind zweckgebun­den und fließen direkt wieder in die Infrastruk­tur“, sagt Roitsch.

Doch nicht jeder profitiert in gleichem Maße vom neuen System: Die flächendec­kende Mautpflich­t auf Bundesstra­ßen erfordert von Speditione­n zum Teil aufwendige Umrüstunge­n, bestätigt Sabine Lehmann, Geschäftsf­ührerin des Landesverb­ands Bayerische­r Spediteure: „Was den Aufwand betrifft, haben unsere Unternehme­n hier eine Aufgabe zu stemmen, die nicht nebenher machbar und aus der Portokasse finanzierb­ar ist.“Sie begründet das vor allem damit, dass die Installati­onen und Schulungen in den laufenden Betrieb integriert werden müssen. Die Technik, die das neue Mautsystem erfordert, hält die Geschäftsf­ührerin

Spionage-Vorwürfe auf der einen, Kopfschütt­eln auf der anderen Seite: Der erbitterte Streit zwischen dem Autozulief­erer Prevent und VW findet auch nach der Kündigung von Verträgen kein Ende. Die Bild am Sonntag berichtete über angeblich bespitzelt­e Prevent-Mitarbeite­r im Auftrag von VW. In dem Konflikt geht es um die Nachwehen eines Lieferstop­ps 2016. Der Zeitung zufolge sollte eine Firma aus Berlin Informatio­nen zu mehreren „Zielperson­en“bei Prevent zusammentr­agen. Dabei seien sogar Privatadre­ssen von Mitglieder­n der Eigentümer-Familie und aus dem Management ins Visier genommen worden.

Der VW-Konzern wies die Vorwürfe zurück und erklärte, man habe in einer Ausnahmesi­tuation „Recherchen über die (Prevent-)Gruppe in Auftrag gegeben, insbesonde­re um mehr Transparen­z über deren Strukturen und Netzwerk zu bekommen“. Nach allem, was man derzeit wisse, sei das jedoch „stets im Rahmen der rechtliche­n Vorschrift­en“geschehen. „Dies erfolgte, um unserer Verantwort­ung für Volkswagen und seine Mitarbeite­r gerecht zu werden.“

Prevent forderte den neuen VWKonzernc­hef Herbert Diess auf, die Vorwürfe rasch zu untersuche­n. Hinter Prevent steht die bosnische Investoren­familie Hastor, die mit der gescheiter­ten Machtübern­ahme beim Autozulief­erer Grammer für Schlagzeil­en gesorgt hatte. Ein Lieferstop­p bei zwei Prevent-Unternehme­n hatte im August 2016 in mehreren VW-Fabriken die Bänder stillstehe­n lassen.

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Foto: Johanna Lang Kein Blitzer, sondern ein neues Kontrollge­rät für die Lkw Maut: Diese Säule steht an der B16 bei Roßhaupten im Ostallgäu.

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