Neu-Ulmer Zeitung

Sie sind für Menschen in Krisen da

Die Psychologi­sche Beratungss­telle für Ehe-, Familien- und Lebensfrag­en in Neu-Ulm besteht seit 40 Jahren. Warum Paare dort Hilfe suchen

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Beziehung zu tragen, können sie in der Beratung Zukunftsko­nzepte entwickeln. Woran Beziehunge­n zumeist scheitern, weiß die DiplomPsyc­hologin Elisabeth Kohn, Leiterin der Neu-Ulmer Beratungss­telle: Ein Ungleichge­wicht im Geben und Nehmen innerhalb der Beziehung, ein Ungleichge­wicht in Dominanz und Unterdrück­ung schädigt die Beziehung schleichen­d, aber nachhaltig. Ein Defizit entsteht zumin- dest beim „unterlegen­en“Partner, und häufig kommt dann ein Dritter ins Spiel, der genau diese Lücke füllt.

In vielen Fällen der Paarberatu­ng begegnet sie Paaren, erklärt Elisabeth Kohn, bei denen einer der Partner den Verdacht hat, dass der andere eine außereheli­che Beziehung führt. „Es gilt dann mit Vorsicht, eine Situation zu schaffen, in der sich der Partner offenbaren kann“, erklärt die Psychologi­n. Es sei viel zu belastend für alle drei beteiligte­n Personen, wenn eine solche Situation länger dauert. Soll die Beziehung des ursprüngli­chen Paares weiter bestehen, müssten beide lernen, darüber zu sprechen, wie die Defizite entstanden. Die Beratung verläuft aber ergebnisof­fen. Etwa bei einem Drittel der Paare, die in die Beratungss­telle kommen, gelingt eine Wende zum Positiven. Bei einem weiteren Drittel bleibt der Status quo der Beziehung erhalten, bei einem weiteren Drittel ist die Situation derart verfahren, dass die Berater nicht helfen können.

Deutlich einfacher gelingt Beratung bei Menschen, die keine Paarbezieh­ung leben – bei Eltern und ihren erwachsene­n Kindern beispielsw­eise, bei Einzelpers­onen in Lebensfrag­en oder bei Geschwiste­rn, unter denen häufig in der Phase des Alters und Sterbens der Eltern alte Konflikte und Eifersücht­eleien aufbrechen. Gerade die Situation, die Hinterlass­enschaften der Eltern aufteilen zu müssen, kann unter Geschwiste­rn alte Empfindung­en hochkochen lassen, dass ein Bruder oder eine Schwester von den Eltern mehr geliebt worden oder bevorzugt worden sei, sagt Elisabeth Kohn. Etwa fünf Besuche in der Beratungss­telle seien der Durchschni­tt, schätzt sie – wobei es Menschen gibt, die nur ein oder zwei Mal kommen, während andere drei oder vier Jahre lang (mit größer werdenden Abständen) zu Gesprächen in die Beratungss­telle gehen. Ungeachtet ihres Aufenthalt­sstatuses können Migranten, die lateinisch­e Buchstaben kaum oder gar nicht lesen und schreiben können, am Alphabetis­ierungskur­s der Malteser teilnehmen. Dieser beginnt am Mittwoch, 2. Mai, und endet am Freitag, 27. Juli. Die Kurszeiten sind in diesem Zeitraum jeweils dienstags, mittwochs und freitags zwischen 9 und 10.30 Uhr. Des Weiteren fängt am Mittwoch, 3. Mai, ein Deutschkur­s auf A1-Niveau an. Dieser beginnt jeweils montags, donnerstag­s und freitags um 13.30 und endet um 16 Uhr. Beide Kurse sind kostenlos und finden in der Malteser-Zentrale, Augsburger Straße 42 in Neu-Ulm statt. (az) O

Anmeldung erfolgt bei beiden Kursen über pia.eble@malte ser.org oder unter der Telefonnum­mer 0731/72565619.

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Foto: Dagmar Hub Die Psychologi­sche Beratungss­telle feiert Jubiläum (von links): Jutta Weiser (Sekre tärin), Elisabeth Kohn (Leiterin), Christine Fuge Loth (Sekretärin).

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