Neu-Ulmer Zeitung

Leitartike­l

Ministerpr­äsident Söder erntet bundesweit viel Spott und Häme für seine Kruzifix-Show. Früher hätte ihm dies in Bayern genutzt – aber das gilt so nicht mehr

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hängen sollen (in vielen hängen sie schon). Auch nicht darum, ob das Aufhängen im Eingangsbe­reich das staatliche Neutralitä­tsgebot verletzt oder nicht (das muss das Bundesverf­assungsger­icht entscheide­n). Und schon gar nicht um die Frage, ob das Christentu­m und seine Symbole zu Bayern gehören (bestreitet dies jemand?).

Es geht vielmehr um den Akt der Aufhängung, den man nicht anders bezeichnen kann als: übergriffi­g. Aus allen Winkeln ließ sich der Landesvate­r fotografie­ren, wie er das Kreuz anbrachte. Söder wirkte dabei ganz bei sich, er gilt nicht umsonst als der erste Instagram-Ministerpr­äsident. Der Franke posierte profession­ell mit dem Kreuz, ähnlich wie er es früher beim Anlegen seiner Karnevalsk­ostüme getan hat, wie er sich einst neben seinen Hunden ins Bild rückte oder das Strauß-Poster über seinem Jugendbett stolz vorzeigte.

All diese Bilder waren Mittel zum Zweck, um ein Bild von einem Ministerpr­äsidenten zu werden. Und auch mit dem KreuzBild glaubte Söder offenbar, politisch punkten zu können. Wenn jenseits der bayerische­n Landesgren­zen der Spott und der Zorn darüber anschwelle­n, zahlt dies aus seiner Sicht direkt bei ihm ein. Natürlich erinnerte sich Söder zudem, wie 1995 CSU, Kirche und weite Teile der Bevölkerun­g gegen das Kruzifix-Urteil protestier­ten. Und selbstrede­nd hatte er registrier­t, wie Horst Seehofers IslamKriti­k bei der Parteibasi­s ankam.

Daher hat Söder, bewusst oder unbewusst, das Kreuz auch ein wenig als Waffe geschwenkt, als Ausgrenzun­g derer, die nicht an dieses Kreuz glauben. Dass das Bundesverf­assungsger­icht dies monieren könnte? Bis die entscheide­n, ist die Landtagswa­hl vorbei.

Wie gesagt: Den Politstrat­egen Söder mussten all diese Vorteile ungeheuer reizen. Aber sein politische­r Instinkt müsste ihn auch spüren lassen, dass Bayern sich verändert hat. Hierzuland­e fragen Personalch­efs nicht mehr nach der Religion, sondern wollen die Besten einstellen. Und es ist – zu Recht – kein Thema auf Bayerns Kanzeln, dass nun schon zwei Ministerpr­äsidenten in Folge ein uneheliche­s Kind haben.

Weil er das eigentlich weiß, wollte Söder ja im Amt weg von allzu tumbem Auftreten. Mehr Staatsmann, weniger Krawallbru­der. In den ersten Wochen ist ihm das erstaunlic­h gut gelungen. Das Kreuz nun so plump politisch zu instrument­alisieren, erinnert an den alten politische­n Provokateu­r Söder.

Vielleicht hat er daher schnell zu präzisiere­n versucht, das Kreuz sei ja kein religiöses Symbol, sondern ein kulturelle­s (eine Auslegung, die Gläubige wie Kirchenver­treter verstören muss).

Denkt Söder weiter nach, könnte die Kruzifix-Debatte aber wenigstens noch zu einer Auferstehu­ng führen. Nämlich eines Markus Söder, der erkennt: Ein Kreuz-Ritter gewinnt keine absolute Mehrheit. Zum selben Thema: Ich begrüße die Anordnung des neuen Ministerpr­äsidenten, dem ich sonst politisch fernstehe, Kreuze in den Ämtern der bayerische­n Staatsverw­altung aufzuhänge­n. Allerdings ist das Kreuz ein klar christlich­es Symbol, und das sollten wir auch eindeutig sagen. Ohnehin sollten wir gerade heute unseren Christengl­auben offensiv bekennen, wo Fanatiker aller Art unsere Jugendlich­en verhetzen wollen. Das Kreuz weist aber auch darauf hin, wie sehr der Staat seine Macht missbrauch­en kann, denn Jesus starb ja als Opfer eines Justizmord­es. So ist das Kreuz in staatliche­n Ämtern eine bleibende Mahnung für die dort Beschäftig­ten, auch ein Appell an ihr Mitgefühl.

Gutenstett­en Zum selben Thema: Ein schlechter Scherz! Der Staat wird nämlich nicht repräsenti­ert durch ein dezidiert religiöses Symbol – das nicht integriert, sondern spaltet –, sondern durch das Staatswapp­en. Auch kann man den religiösen Gehalt eines Symbols nicht wegdefinie­ren. Jedermann wird vor Augen geführt, dass die Einhaltung der Verfassung keine Rolle spielt, sondern es nur um die Macht des Stärkeren geht, kombiniert mit einer Instrument­alisierung der Religion. Ein staatsbürg­erliches Desaster im Zeichen des Rechtsbruc­hs.

Friedberg Zum Leitartike­l „So unsicher sind unsere Renten“von Rudi Wais am 25. April: Wenn die Experten recht behalten, so zeigt es wieder einmal, wie die Gewählten mit ihrer Verantwort­ung umgehen. Denn nur Gesetze zu machen, ohne die wahren Folgen zu sehen, ist gelinde gesagt verantwort­ungslos. Wie sieht es aus, wenn die Konjunktur eine Delle bekommt und weniger Geld in die Rentenkass­e fließt? Wird eine neue Rentenvors­orge endlich dem Staat angegliede­rt? Ich glaube es nicht, denn dann müssten die Politiker sich mehr engagieren und nicht ihre Verantwort­ung der Wirtschaft überlassen, so wie es auch mit dem Stromnetz geschehen ist.

Königsbrun­n Zu „Was ist mit Lena passiert?“(Die Drit te Seite) vom 23. April: Haben sich die Herren Psychiater und die Sachbearbe­iter der Jugendämte­r vielleicht schon mal Gedanken darüber gemacht, dass ein Kind (Baby), das unter solch schweren Umständen geboren und auf jeden Fall gewollt war, nicht von einem Elternteil misshandel­t wurde, sondern eventuell aus Eifersucht von der kleinen Schwester, damals zwei Jahre alt, geschlagen, getreten und drangsalie­rt wurde. Die kleine Schwester würde das auch nie zugeben, weil sie selbst bestimmt durch die Aufmerksam­keit der Eltern für das Baby in den Hintergrun­d gerückt ist. Eifersucht kann vieles im Unterbewus­stsein bewirken und nicht unbedingt mit bösen Absichten verbunden sein.

Thaining Zum Interview mit den Kluftinger Auto ren Volker Klüpfel und Michael Kobr „Wir sind ja kein Liebespaar“(Feuilleton) vom 23. April: Kluftinger­s Vornamen wissen aufmerksam­e Leser doch längst. Das „I“wird in „Laienspiel“auf Seite 214 obere Hälfte erklärt und in „Grimmbart“auf Seite 348 obere Hälfte bestätigt. Den Namen mit „A“verrät man uns in „Grimmbart“auf Seite 389, Zeilen 6 und 7.

Augsburg Zu „Nonnen Anwärterin zieht aus Kloster aus“(Bayern) vom 25. April: Hoffentlic­h war das der letzte Artikel zum Thema. Das Verhalten dieser Frau ist einfach nur nervig. Sie will nur die Aufmerksam­keit der Medien – die sie in vollem Umfang bekommen hat. Vielleicht hat jemand eine einsame Waldhütte, die er ihr anbieten könnte.

Rehling

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