Alfies Armee kämpft weiter
Seit Wochen streitet Großbritannien über das Schicksal eines todkranken Jungen. Am Montag wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt, doch das Kind atmet noch immer
„Alfies Armee“will nicht aufgeben. So nennen sich die zahlreichen Unterstützer der Familie Evans, die seit Wochen vor einem Krankenhaus in Liverpool dafür demonstrieren, dass die Eltern das Recht erhalten, über das Schicksal ihres todkranken Sohnes entscheiden zu dürfen. „Rettet Alfie“, fordern sie auf Plakaten und in Sprechchören. Es geht um Leben und Sterben, weshalb in Großbritannien besonders erbittert über die Frage gestritten wird, wer entscheiden darf: Die Angehörigen? Die Ärzte? Oder der Staat und Gerichte? Der 23 Monate alte Alfie, der sich seit Dezember 2016 in einer Art halb-vegetativem Zustand befindet, leidet unter einer schweren neurologischen Erkrankung, die noch nicht eindeutig diagnostiziert werden konnte.
Die Mediziner der Kinderklinik Alder Hey im nordenglischen Liverpool bezeichneten die Verlängerung seines Leidens als grausam und unmenschlich, weil ihrer Ansicht nach das Gehirn des Jungen bereits fast vollständig zerstört ist. Das wollen die Eltern, Tom Evans und Kate James, nicht hinnehmen. Sie hatten sich vielmehr monatelang durch alle Instanzen geklagt. Aber mehrere Urteile bekräftigen die Einschätzung, dass eine weitere Behandlung nicht im Interesse des Kleinkindes sei und auch die Richter des britischen High Court gaben den Ärzten recht.
Deshalb wurden am Montagabend die lebenserhaltenden Maßnahmen, die künstliche Ernährung sowie die Beatmungsgeräte, für Alfie eingestellt. Doch der kleine Junge atmete selbstständig weiter. Und die verzweifelten Eltern, strenggläubige Katholiken, schöpften neue Zuversicht. „Einige sagen, es ist ein Wunder“, sagte der 21-jährige Vater über die Tatsache, dass sein Sohn noch lebt.
Ein Hoffnungsschimmer tat sich zunächst in Italien auf, nachdem Papst Franziskus angeboten hatte, Alfie in der vatikanischen Kinderklinik in Rom behandeln zu lassen. Der einzige Meister über das Leben, von seinem Anfang bis zu seinem Ende, sei Gott, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche nach einem Treffen mit Tom Evans im Vatikan.
Am Montag bekräftigte der Papst noch einmal via Twitter, dass der Wunsch der Eltern erfüllt werden möge, neue Therapiemöglichkeiten zu suchen. Ein Rettungsflugzeug stand bereit, um Alfie nach Italien zu transportieren. Doch am Mittwochabend wiesen die Richter die Anträge ab, die frühere Entscheidung zu kippen. Alfie darf nicht nach Italien, sondern muss in seiner Heimatstadt Liverpool bleiben.
Einige der Unterstützer des jungen Paars, „Alfie’s Army“, versuchten diese Woche deshalb sogar, das Krankenhaus zu stürmen, wurden jedoch von der Polizei zurückgedrängt. Bereits seit längerem beschweren sich die behandelnden Ärzte und Pfleger, dass sie von Aktivisten bedroht und wüst beschimpft werden.
Wie lange wird, wie lange kann das Drama weitergehen? Medienberichten zufolge mussten die Eltern diese Woche den Sohn beatmen, weil die Lippen blau angelaufen sein sollen. „Wir haben das getan, was eigentlich eine Krankenschwester hätte tun sollen, um sein Leben zu erhalten“, wird der Vater in der Boulevardzeitung The Sun zitiert. Doch das Klinikpersonal ist nicht mehr zuständig.
Auch deshalb wollte Tom Evans am Donnerstag mit dem Krankenhaus über die Möglichkeit verhandeln, das Kleinkind nach Hause zu verlegen. Er hoffe, dass dies in ein bis zwei Tagen der Fall sein werde.
Die Geschichte erinnert an jene von Baby Charlie Guard, die im vergangenen Jahr ebenfalls wochenlang die Gemüter in Großbritannien erhitzt hat.
Der elf Monate alte Säugling litt unter einer seltenen genetischen Krankheit, deren Heilung laut Experten ausgeschlossen war. Erst nach monatelangen juristischen Streitigkeiten gaben die Eltern ihren Kampf auf, den Sohn für eine experimentelle und äußerst umstrittene Therapie in die USA zu bringen. Im Juli starb Charlie Guard schließlich in einem Hospiz. Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen ist ein Menschenfreund – und wird nun für sein Engagement für Menschen mit Behinderungen ausgezeichnet. Er tritt seit Jahren für kranke, alte und behinderte Menschen ein und erhält dafür den Medienpreis „Bobby“. Das teilte die Bundesvereinigung Lebenshilfe mit. Mit seinem Humor baue Hirschhausen „Brücken für ein besseres Miteinander, für Teilhabe und Inklusion“.
„Es gehört zu meinen Grundüberzeugungen, den Wert eines Menschen nicht an seiner Leistungsfähigkeit festzumachen“, sagte der 50-Jährige. Er teilt sich den Preis mit seiner Schwester, die ihm seit ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr in einer Lebensgemeinschaft mit behinderten Menschen „vieles näherund beigebracht“habe. Mit dem Preis würdigt die Lebenshilfe „vorbildliches Engagement für Menschen mit Behinderung, das aufklärt und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abbaut“. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem der FC Bayern München und Günther Jauch.
Das Riesenei eines Elefantenvogels hat eine Mitarbeiterin des Naturkundemuseums in Buffalo zufällig im Lager entdeckt. Paige Langle, zuständig für die ZoologieSammlung des Museums in der Metropole im Norden des US-Bundesstaats New York, hatte gerade den Katalog digitalisiert, als sie im Lager auf eine Kiste stieß, in der dem Etikett nach ein Abguss verstaut war, teilte das Museum mit. „Als ich das Ei sah, war es so viel größer als alle anderen Eier in unserer Sammlung“, sagte Langle. „Es hatte so viele Details und die Farbe war wunderschön. Es sah zu echt aus, um nur ein Abguss zu sein.“Mehr als 1000 Eier hat das Museum in seiner Sammlung – aber dieses ist 30 Zentimeter hoch, hat einen Umfang von 70 Zentimeter und ist anderthalb Kilogramm schwer.
Untersuchungen ergaben dann: Es handelt sich um ein echtes Ei eines Elefantenvogels, einer vor langer Zeit ausgestorbenen Laufvogelart, deren Exemplare bis zu drei Meter groß werden konnten. Experten gehen davon aus, dass nur rund 40 solche Eier weltweit in Museen zu finden sind. Nachforschungen ergaben, dass ein Kurator des Museums das Ei 1939 gekauft hatte, doch dann war es in Vergessenheit geraten. Ab dem 1. Mai will das Naturkundemuseum sein frisch gefundenes Ei in einer Ausstellung den Besuchern präsentieren.