Tatort Englischer Garten
Jugendliche randalieren in Münchens berühmtestem Park. Feuerwehr und Polizei sind schockiert von dem Ausmaß der Krawalle. Jetzt wird stark aufgerüstet
Spielende Kinder, grillende Familien, spärlich bekleidete Sonnenanbeter – der Englische Garten im Herzen Münchens ist im Sommer Anziehungspunkt für tausende naturliebende Städter. Doch der Frieden in der beliebten Freizeitanlage ist gefährdet. An diesem Wochenende rüstet die Polizei auf, schickt verstärkt Beamte und Reiterstaffeln in den Park – was ist passiert?
Es beginnt am vergangenen Samstagabend mit einem Notruf, der in der Einsatzzentrale eingeht. gemacht, die offenkundig zu viel Alkohol getrunken hat. Die Einsatzkräfte versorgen sie und stecken sie in einen Rettungswagen. Dann eskaliert die Situation. Jugendliche beginnen zu pöbeln, beleidigen die Feuerwehrleute, rütteln an dem Krankenwagen und lassen die Rettungskräfte nicht abfahren. Stefan Kießkalt von der Münchner Feuerwehr erzählt später: „Die wollten uns provozieren.“
Angeblich haben die Randalierer nur auf die Polizei gewartet. Es ist sogar die Rede davon, dass der ursprüngliche Notruf nur ein Lockruf gewesen sein soll – Ermittlungen in diese Richtung laufen. Als die Polizei eintrifft, fliegen Flaschen. Die rund 100 Beamten greifen durch und versuchen, die pöbelnde Meute am Monopteros-Bauwerk im Englischen Garten zu beruhigen.
Am Ende liest sich die Bilanz nüchtern. Von den Einsatzkräften wird niemand verletzt, auch die Fahrzeuge bleiben unbeschädigt. Eine Person wird wegen Beleidigung angezeigt. Dennoch war der Vorfall alles andere als harmlos. Polizeisprecher Werner Kraus sagt: „Noch wird von der Kriminalpolizei geprüft, ob Personen wegen Landfriedensbruch angezeigt werden können.“Im Strafgesetzbuch wird die Tat beschrieben als Androhung von Gewalt beziehungsweise von Gewalttätigkeiten aus einer Menschenmenge gegen die öffentliche Sicherheit. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.
Insgesamt sei nur ein kleiner Teil der Anwesenden an den Krawallen beteiligt gewesen, sagt Kraus. „Wir sprechen von mehreren dutzend Personen, die in kleineren Gruppen agierten“, sagt der Polizeisprecher im Gespräch mit unserer Zeitung. Einige Anwesende hätten sich aufgrund der Gruppendynamik an den Tumulten beteiligt. Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen und wer steckt hinter der offenbar gezielten Randale?
Die Polizei München spricht von Tätern zwischen 15 und 25 Jahren, die wohl aus „Langweile und unter Alkoholeinfluss“pöbeln wollten. Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins sagt: „Den engeren Kern kennen wir, einige sind schon mehrfach auffällig geworden.“Andere Augenzeugen beschreiben die Täter als „versnobt“oder als „Söhne braver Bürger mit Markenklamotten“. Feuerwehrmann Kießkalt sagt: „Das war ein bunt gemischter Haufen.“Man könnte auch von einem Querschnitt der Gesellschaft sprechen. „In diesem Ausmaß habe ich so etwas noch nie erlebt“, sagt Kießkalt. Zwar sei er in der Vergangenheit schon vereinzelt beschimpft worden, dann aber anonym über das Telefon und nicht von einer größeren Gruppe von Angesicht zu Angesicht. Ob seine Kollegen und er in Zukunft mit einem flauen Gefühl im Magen ausrücken? „Nein, wir kommen, um zu helfen“, sagt der Feuerwehrmann. Daran werde sich nichts ändern. Trotzdem glaube er, dass es in Zukunft mehr Absprachen mit der Polizei geben werde, wenn es zu Großeinsätzen komme.
Polizeisprecher da Gloria Martins betont, dass es im Englischen Garten
Klaus S. ist nach mehreren Tumoroperationen und einem Herzinfarkt schwer behindert. Bereits 1993 musste er sich einer ersten Operation mit großem Risiko unterziehen. Klaus S. hatte einen Tumor im Kopf, der entfernt werden musste. Bei dem komplizierten Eingriff wurden mehrere Nerven durchtrennt, die das Sprachzentrum und die Bewegungskoordination der rechten Körperhälfte betrafen.
Mühsam musste er in der Reha sprechen und Bewegung erlernen, wobei er dauerhaft stark eingeschränkt bleibt. In den Jahren danach folgten weitere Operationen, die letzte 2015 aufgrund einer Darmkrebserkrankung. Klaus S. lebt von einer sehr kleinen Rente und Sozialhilfe. Der 66-Jährige benötigt nun dringend eine neue Matratze und wegen seiner Behinderung ein höheres Bett. Auch der Kleiderschrank ist baufällig und müsste ausgetauscht werden. Klaus S. kann sich die Anschaffungen jedoch nicht leisten. Finanzielle Rücklagen hat er nicht. Die Kartei der Not hilft und unterstützt ihn beim Kauf. (jös)
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