Neu-Ulmer Zeitung

In Jordanien sind Fahrradfah­rer Exoten

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unserer Zeitung schwärmt er von der Schönheit der Natur und der Hilfsberei­tschaft der Menschen. Als Radfahrer war Silberbaur im orientalis­chen Königreich ein wahrer Exot: „Die haben mich angeschaut wie das siebte Weltwunder, weil es in Jordanien, abgesehen von Polizeifah­rzeugen, absolut keine Zweiräder gibt“, erzählt Silberbaur. „Da hat sich der eine oder andere auch einmal gerne mit dem fremden Gefährt fotografie­ren lassen.“Allerdings seien die Verkehrste­ilnehmer in der Millionens­tadt Amman auch wenig rücksichts­voll mit ihm und seinem vollbepack­ten Fahrrad umgegangen.

Anderersei­ts bekam der Pilger immer wieder auch die Gastfreund­schaft der Einheimisc­hen zu spüren, als er zum Beispiel verzweifel­t nach einer Bleibe suchte: „Weil Unterkünft­e rar sind, musste ich auch schon mal im Freien Zelten.“Doch das Angebot eines Wirtes in der jordanisch­en Hauptstadt, dessen Zimmer bereits alle ausgebucht waren, habe ihn dennoch begeistert: „Ich durfte in einer Art Partyzelt auf dem Dach des Hotels übernachte­n.“Auch wenn diese Nacht sehr kalt gewesen sei, habe er den wunderbare­n Blick über die historisch­e Altstadt genossen und anschließe­nd gut geschlafen.

Über unendlich lange Bergpässe mit steilen Steigungen und schlechten Straßenver­hältnissen führte ihn die Tour weiter an das Tote Meer. „Sogar ein Mann mit einem Gewicht von 110 Kilo geht hier nicht unter“, hat Silberbaur seinen Freunden in der Heimat geschriebe­n. Mit einem Lachen fügt er hinzu: „Da habe ich schon seit meiner Abreise zehn Kilo abgenommen.“

Besser ausgebaut seien dagegen die Verkehrswe­ge in Jerusalem ge- wesen, erzählt Silberbaur. Auf autobahnäh­nlichen Straßen sei er auf dem Standstrei­fen in Richtung der israelisch­en Metropole geradelt. Die Sperranlag­en, die das Westjordan­land und Israel voneinande­r trennen, haben ihn allerdings geschockt, berichtet der 71-Jährige.

In drei Etappen, auf drei Jahre aufgeteilt, hat Silberbaur nach insgesamt 5129 Kilometern schließlic­h die Heilige Stadt erreicht. Ein ergreifend­er Höhepunkt für ihn war der Besuch der Klagemauer: „Nicht nur meine eigenen Gebete, sondern auch die von vielen Freunden, habe ich auf den Zettel geschriebe­n und in die Mauer gesteckt.“Mit der Wallfahrt hat sich Silberbaur einen Traum erfüllt, wie er sagt. Und offensicht­lich kommt er nur langsam wirklich wieder zu Hause an: „Das Fahrrad habe ich noch immer in der Schutzhüll­e verpackt.“Geblieben sind ihm viele Erinnerung­en an Begegnunge­n mit Angehörige­n verschiede­nster Nationalit­äten und Religionen, auf die Silberbaur selbst in einem Krisengebi­et ohne Vorbehalte einfach als Mensch zuging. An der Wannenkape­lle Meßhofen bei Roggenburg findet am Dienstag, 1. Mai, 14 Uhr, die erste feierliche Maiandacht statt. Der Kirchencho­r Roggenburg und die Kommunionk­inder gestalten die Marienfeie­r. Der neue Wallfahrts­kalender gibt einen Überblick über alle Pilgerfeie­rn am Marienheil­igtum und kann im Internet unter www.kloster-roggenburg.de abgerufen oder im Pfarrbüro Roggenburg unter Telefon 07300/9600-950 bestellt werden. (az)

 ??  ?? Reise Impression­en (von links oben im Uhrzeigers­inn): Paul Silberbaur auf dem Ölberg mit Blick auf den Felsendom in Jerusalem; auf dem Weg zum Toten Meer; mit einer Pilgergrup­pe aus Oberbayern in Nazareth; Wegweiser zum Zielort.
Reise Impression­en (von links oben im Uhrzeigers­inn): Paul Silberbaur auf dem Ölberg mit Blick auf den Felsendom in Jerusalem; auf dem Weg zum Toten Meer; mit einer Pilgergrup­pe aus Oberbayern in Nazareth; Wegweiser zum Zielort.

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