Neu-Ulmer Zeitung

Neues Jahr, neue Leitungen

Gesellscha­fter und Fernwärme-Kunden ziehen ein erstes, positives Fazit zu dem Millionenp­rojekt in Weißenhorn. Nächste Woche beginnt der zweite Bauabschni­tt

- VON JENS NOLL

Ihre alte Elektrohei­zung vermisst Hilde Oefner ganz und gar nicht. Die Anwohnerin der Bahnhofstr­aße fühlt sich mit ihrer neuen Fernwärme-Heizung richtig wohl, wie sie sagt. „In nur fünf Minuten hat es aufgeheizt“, erzählt sie. Vergangene­n Herbst ist Oefners Haus an das neue Fernwärme-Netz in Weißenhorn angeschlos­sen worden. Unterm Strich, fügt sie hinzu, sei das jetzige System für sie günstiger als die alte Heizung.

Die Seniorin ist eine von mehreren zufriedene­n Kunden, die am Mittwoch bei einem von der Fernwärme Weißenhorn GmbH (FWW) angesetzte­n Pressegesp­räch über ihre Erfahrunge­n mit dieser Form der Energiever­sorgung sprechen. Auch die Projektges­ellschaft selbst, an der die Stadt Weißenhorn und der Landkreis Neu-Ulm jeweils mit 50 Prozent als Gesellscha­fter beteiligt sind, zieht nach einem Jahr ein positives Fazit. Es war ein Jahr mit vielen Baustellen und einigen kniffligen Verlegearb­eiten wie an den Bahnübergä­ngen oder der Unterqueru­ng von Roth und Nebenroth.

Bis auf kleinere Verschöner­ungsarbeit­en an einzelnen Grundstück­en und Inbetriebn­ahmen weiterer Anschlüsse (siehe Infokasten) seien die Arbeiten für den ersten Bauabschni­tt vom Müllheizkr­aftwerk bis in den Norden von Weißenhorn nun abgeschlos­sen, sagt FWW-Geschäftsf­ührer Alois Alt. Roland Schipf vom unterstütz­enden Bifa Umweltinst­itut in Augsburg ergänzt: „Nächste Woche beginnt der zweite Bauabschni­tt.“Dann sollen neue Fernwärmel­eitungen bis zum Gymnasium und zur Mittelschu­le verlegt werden sowie das Neubaugebi­et Mittlere Platte erschlosse­n werden. In Letzterem sei die Nachfrage nach der Fernwärme sehr hoch, sagt Alt. Insgesamt 30 Objekte werden nach Angaben der FWW am Ende des ersten Bauabschni­tts angeschlos­sen sein, für den Abschnitt zwei ist eine ähnliche Größenordn­ung geplant.

Am kommenden Montag, 7. Mai, werden sich die Bauarbeite­r am Gymnasium sowie in der NikolausTh­oman-Straße und der St.-Johannis-Straße im Bereich zwischen Kaiser-Karl-Straße und Oberhauser Straße ans Werk machen. Schipf zufolge sollen sich die Bautrupps dann aufeinande­r zu bewegen. Die Ausführung der Arbeiten ist wieder als Wanderbaus­telle geplant. Die Bau-

werde wie bisher betroffene Anwohner informiere­n, heißt es seitens der Stadt. Voraussich­tlich bis September werden die diesjährig­en Arbeiten dauern.

Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt und Landrat Thorsten Freudenber­ger bitten die Bevölkerun­g erneut um Verständni­s für die Belastunge­n, die die Baumaßnahm­en bringen werden. „Wir haben den Bürgern schon im vergangene­n Jahr viel zugemutet“, sagt Fendt. Doch bis jetzt sei das Projekt hervorrage­nd gelaufen. „Und ich hoffe, es läuft so weiter.“Wie der Rathausche­f betont auch der Landrat, dass es wichtig und sinnvoll sei, die Abwärme des Müllheizkr­aftwerks zu nutzen. „Die bisherige Ersparnis von 250000 Li-

tern Heizöl ist ein deutliches Argument“, sagt Freudenber­ger. Mit einer weiteren Zahl unterstrei­cht die Projektges­ellschaft den Beitrag dieser Energiefor­m zum Klimaschut­z: Durch den Ersatz von Heizungen, die bislang mit fossilen Energieträ­gern versorgt wurden, seien bislang etwa 750 Tonnen Kohlendiox­id eingespart worden.

Bei Elvira und Anton Hinträger war etwas Überzeugun­gsarbeit nötig, bis sich das Ehepaar schließlic­h dazu entschloss­en hatte, seine alte Gasheizung aus- und einen neuen Wärmetausc­her und einen Warmwasser­speicher einbauen zu lassen. Das Ehepaar, das einen Weinfachha­ndel mit Weinstube an der Günzburger Straße betreibt, war sich desfirma

sen bewusst, dass die Fernwärme nicht für jeden die günstigere Alternativ­e ist. Doch nun sind sie zufrieden mit dem neuen System und dem Service durch die Stadtwerke Ulm/ Neu-Ulm. Tatsächlic­h hatten die Hinträgers schon einmal eine Störung. Diese sei aber schnell behoben worden, sagen sie.

Auch wenn heuer nun im Westen Weißenhorn­s viel gebuddelt wird: Eine gute Nachricht kann Bürgermeis­ter Fendt am Mittwoch noch verkünden: Die Firma Telekom habe der Stadt angeboten, im Zuge der Bauarbeite­n kostenlos Leerrohre für schnelle Internetle­itungen zu verlegen. Würde die Stadt das selbst übernehmen, sagt Fendt, müsste sie 800000 Euro zahlen.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? So sehen die Leitungen aus, in denen das von der Abwärme aufgeheizt­e Wasser vom Müllkraftw­erk in die ans Netz angeschlos senen Unternehme­n und Haushalte transporti­ert wird. Auch die Stiftungsk­linik zählt zu den Abnehmern.
Foto: Andreas Brücken So sehen die Leitungen aus, in denen das von der Abwärme aufgeheizt­e Wasser vom Müllkraftw­erk in die ans Netz angeschlos senen Unternehme­n und Haushalte transporti­ert wird. Auch die Stiftungsk­linik zählt zu den Abnehmern.

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