Ein schüchterner Sänger in Ekstase
Die Musik von Asaf Avidan ist in Deutschland vor allem durch ein Remix von DJ Wankelmut bekannt. Doch auch die anderen Lieder des Künstlers kommen an
Er könnte einfach winken und von der Bühne gehen. Doch Asaf Avidan bleibt nach seinem Konzert im Ulmer Zelt und richtet einige Worte ans Publikum. Er sei erfreut, wie die Zuhörer auf seine Musik reagieren. Wenn jeder einzelne und alle zusammen geduldig lauschen, mache ihn das zum Künstler.
Was die Zuschauer in den zwei Stunden davor zu sehen und zu hören bekommen haben, ist nicht nur Musik, sondern auch Ekstase. So sehr bewegt sich der Sänger und Songwriter mit seinen Gitarren, Mikrofonen oder Effektgeräten. Das Publikum ist meist mucksmäuschenstill, um nach jedem einzelnen Song lautstark Beifall zu spenden.
Asaf Avidan stammt aus Israel und ist, wie er erzählt, in Jamaika aufgewachsen. In Deutschland kennen viele den Musiker durch den Titel „One Day/Reckoning Song“– ein Remix des deutschen DJs Wankelmut. Knapp 200 Millionen Mal ist das Video zum Lied auf YouTube bis dato aufgerufen worden. Das Original hat Avidan mit der Band The Mojos eingespielt. Mit ihr hat er drei Alben aufgenommen. „The Study on Falling“ist sein drittes Soloalbum, das im November 2017 erschienen ist und der aktuellen Tour ihren Namen gegeben hat.
Seit zehn Jahren ist Avidan nahezu ununterbrochen unterwegs, Ende Mai hat er auf seiner Facebook-Seite eine Pause angekündigt. Der Künstler schreibt, er wolle sich mindestens ein Jahr Zeit nehmen, um herauszufinden, wer er neben dem Leben auf der Bühne ist. Ob oder wie er dann zurückkehrt, lässt Asaf Avidan bewusst offen.
Der 38-Jähriges begeistert nicht zuletzt durch seine ungewöhnliche Stimme. Wenn er redet, wirkt er teils schüchtern und leise. Singt er, klingt das mal sirenenartig, mal überraschend tief. Dazu spielt Avidan verschiedene Akustikgitarren. Dann pfeift er, lässt eine Art Trom- pete ertönen oder schnallt sich die Mundharmonika um und spielt dabei weiter auf der Gitarre.
Nach einigen Titeln beginnt Avidan, eine Geschichte zu erzählen. Wie er im Alter von 17 Jahren die Liebe entdeckt und wie ihm nach nur einem Tag das Herz aus der Brust gerissen wird. Wie ihm das wieder und wieder passiert und sein Herz zerdrückt wird. Bis er eine Frau trifft, die ihm sagt, er mache das falsch. Fortan geht er die Liebe anders an und lässt sich fallen. Und Avidan schreibt Lieder für sein aktuelles Album „The Study on Falling“. Heraus kommen Songs wie „My old pain“, das Avidan gleich nach der Erzählung zum Besten gibt. Die Stimmung kocht, auch nach „Sweet Babylon“.
Avidan tauscht die Akustikdarbietung gegen seine Effektgeräte. Es klingt elektronisch und als seien viele Musiker auf der Bühne. Bei „In a box II – Her lies“nimmt er Trommelschläge auf, lässt sie abspielen und singt live dazu. Dabei sitzt er auf einer Art niedrigem Barhocker. Er glänzt auf einer wohl selbst gebastelten Gitarre mit einem Kanister als Korpus, mit der er orientalische Klänge hervorbringt.
Für seinen großen Hit greift der Musiker wieder zur Akustikgitarre und spielt ein langes Solo, bevor die ersten Zuhörer den Song erkennen und jubeln. Wieder ist es sehr leise im Zelt, die Besucher genießen und stoßen schließlich Jubelrufe aus.
Die Zugaben dürfen sich Avidans Fans selbst aussuchen und so spielt er unter anderen „Weak“und „Maybe you are“. Als sich ein Fan durch den Gang bis ganz nah an die Bühne bewegt, um seine Begeisterung auszudrücken, wirkt Asaf Avidan nervös. Ein Mitarbeiter des Zelts mahnt den Mann, zurückzuweichen. Angenehmer scheint er eine Frau zu finden, die ihm eine Blume vor die Füße legt. Avidan formt die Worte „Thank you“mit den Lippen. Sein Konzert in Ulm ist ein gelungener Start der Solo-Sommertour vor der angekündigten Auszeit.
Am Mittwoch, 6. Juni, gibt es erstmals eine spezielle Führung für Blinde und Sehbehinderte durch das Edwin-Scharff-Museum. Dann findet ein Aktionstag des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband statt. Das Haus am Neu-Ulmer Petrusplatz gilt als beispielhaft in Schwaben. Seit dem Umbau verfügt es über eine Reihe barrierefreier Angebote. „Beispielsweise können blinde und sehbehinderte Museumsbesucher mithilfe unserer neuen Audioguides bei uns einen Rundgang wählen, der sie mit ausführlichen Beschreibungen einiger Werke Edwin Scharffs durch die ständige Ausstellung führt“, beschreibt Museumsleiterin Helga Gutbrod. Ein taktiler Grundriss an der Kasse erleichtere die Orientierung. Vier Plastiken von Edwin Scharff können die Gäste sogar mit Handschuhen betasten. Zu zwei herausragenden Werken Scharffs gibt es spezielle Tastbroschüren.
Einige Kunsthistorikerinnen und Museumpädagoginnen wurden darin geschult, während ihrer Führungen aufmerksam für die Belange von Menschen zu sein, deren Sehen eingeschränkt ist. Am Mittwoch werden sie ihren ersten Einsatz haben und um 13.30 Uhr eine Führung für sehbehinderte und blinde Menschen anbieten. „Aber auch Besucher ohne Seheinschränkungen werden bei der Führung spannende Erfahrungen machen“, verspricht Larissa Ramscheid, eine der Kolleginnen, die geschult wurden. Wer möchte, kann sogar eine spezielle Brille aufsetzen, die eine Sehbehinderung simuliert, und erspüren, wie es sich anfühlt, wenig oder nichts zu sehen.
Die Führung ist kostenlos, es muss nur der Museumseintritt entrichtet werden. (az)