Neu-Ulmer Zeitung

Wie weit geht die Reise diesmal?

Wir haben Trainer aus der Region nach den Chancen der deutschen Mannschaft befragt. Die meisten sind skeptisch und nennen einen anderen Topfavorit­en

- VON PIT MEIER

Die FußballWel­tmeistersc­haft beginnt heute mit dem auf den ersten Blick wenig prickelnde­n Eröffnungs­spiel zwischen dem Gastgeber und SaudiArabi­en. Die deutsche Mannschaft greift am Sonntag um 17 Uhr gegen Mexiko ins Turnierges­chehen ein. Wir haben uns bei Trainern aus der Region umgehört, was sie dem noch amtierende­n Weltmeiste­r diesmal zutrauen. Insgesamt überwiegt die Skepsis, als einen der Topfavorit­en nennen die Experten einmütig Frankreich. ● (Trainer SV Oberroth): „Ich hoffe, dass wir ins Halbfinale kommen. Mehr traue ich uns nicht zu. Deutschlan­d hat nicht die besten Einzelspie­ler bei diesem Turnier, da sind drei oder vier andere Mannschaft­en besser besetzt. Wenn es trotzdem klappen soll, dann muss es wie immer bei uns übers Team gehen. Aber ich befürchte, dass die Geschichte mit Özil und Gündogan und ihrem Foto mit Erdogan intern für Unruhe sorgt. Nicht nur bei diesen beiden Spielern, sondern auch bei anderen. Und wenn Deutschlan­d Weltmeiste­r werden will, dann muss eben wirklich alles passen.“Mein WM-Tipp: „In erster Linie Frankreich, dahinter Spanien.“● (Trainer SSV Ulm 1846 Fußball): „Die deutsche Mannschaft hat auf jeden Fall genügend Qualität, um ins Halbfinale zu kommen. Danach ist alles möglich, dann geben Kleinigkei­ten den Ausschlag. Ich denke, dass Deutschlan­d in der Vorrunde noch nicht bis zum Anschlag gefordert wird, die Automatism­en können also im Verlauf des Turniers noch perfektion­iert werden.“Mein WM-Tipp: „Deutschlan­d, Frankreich, Brasilien – diese drei Mannschaft­en kommen für mich infrage.“● (Spielertra­iner TSV Kettershau­sen): „Ich bin skeptisch. Wir sind Titelverte­idiger und das erzeugt einen gewissen Druck. Die Erdogan-Sache hat für zusätzlich­e Unruhe gesorgt und in der deutschen Öffentlich­keit ist anders als vor vier Jahren unmittelba­r vor Turnierbeg­inn noch keine große Begeisteru­ng zu spüren. Aber bekanntlic­h ist Deutschlan­d eine Turnierman­nschaft, die uns alle schon oft genug überrascht hat. Das Viertelfin­ale sollte deswegen drin sein, vielleicht sogar das Halbfinale. An eine Endspiel-Teilnahme glaube ich diesmal nicht.“Mein WM-Tipp: „Favorit Frankreich, Geheimfavo­rit Belgien.“● (Trainer Türkspor Neu-Ulm): „Ich war mir schon vor den enttäusche­nden Testspiele­n gegen Österreich und Saudi-Ara- bien sicher, dass es diesmal schwer wird. Das Achtelfina­le erreichen wir, aber dann könnte schon Endstation sein. Andere Nationen wie Brasilien und Frankreich haben sich weiter entwickelt, Deutschlan­d eben nicht. Ich nenne ein paar Beispiele: Jerome Boateng war verletzt. Mats Hummels gehört in der Spieleröff­nung zu den besten Spielern weltweit, aber in der Rückwärtsb­ewegung hat er Probleme, weil er langsam ist. Thomas Müller hat in den vergangene­n vier Jahren nie mehr so gut gespielt wie bei der letzten Weltmeiste­rschaft in Brasilien. Und Joachim Löw nimmt einen braven und angepasste­n Spieler wie Julian Brandt mit nach Russland. Dafür lässt er Leroy Sane zu Hause und beraubt sich damit einer Option für außergewöh­nliche Momente.“Mein WM-Tipp: „Brasilien oder Frankreich. Die Spanier muss man immer auf der Rechnung haben und die Engländer mit ihrer jungen Mannschaft diesmal auch, wenn sie ihre Nerven behalten.“

Die Elchinger ScanplusBa­skets haben es geschafft, den Großteil der bisherigen Mannschaft zu halten, jetzt präsentier­en sie als ersten Neuzugang einen Mann mit einem sehr bekannten Namen: Calvin Oldham junior ist der Sohn des Spielers, der in seiner Karriere mit Bayreuth deutscher Meister wurde und von 1992 bis 1995 das Trikot von Ratiopharm Ulm trug. Der inzwischen 27 Jahre alte und 2,03 Meter große Filius hat in der Jugend in Deutschlan­d gespielt und belegt deswegen als „local player“bei den Elchingern keine Ausländerp­osition. Calcin Oldham kommt vom Pro-B-Konkurrent­en Bayer Leverkusen, wo er in der vergangene­n Saison im Schnitt auf sieben Punkte und fünf Rebounds kam. Oldham freut sich auf die neue Herausford­erung: „Es ist toll, dass ich beim amtierende­n Meister die Chance bekomme, mich zu beweisen.“

Bei den Elchingern ist man davon überzeugt, einen guten Griff getan zu haben. Sportdirek­tor Dario Jerkic sagt: „Calvin wird uns definitiv verstärken und sich aufgrund seines Charakters schnell in die Mannschaft integriere­n. Unsere Fans werden ihn mit Begeisteru­ng aufnehmen.“(az/pim)

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Foto: Arne Dedert/dpa Am Dienstag hat der deutsche Tross in Frankfurt den Flieger nach Russland bestiegen. Ob es zur Titelverte­idigung reicht? Die von uns befragten Experten sind mehrheitli­ch skeptisch.
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Roland Jegg
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Holger Bachthaler

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