Parkhaus am Hauptbahnhof wird teurer
Nach dem Streit mit der Baufirma muss die Stadt umplanen. Die Arbeiten dauern länger, die Kosten steigen auf fast 60 Millionen Euro. Ein entscheidender Schritt soll im Oktober folgen
Die hohen Preise der Baufirmen, Anpassungen bei den Arbeiten, die aufwendigere Übergangslösung für die Straßenbahn und zusätzliche Nebenkosten machen das Millionenprojekt um das Parkhaus am Ulmer Hauptbahnhof fast zehn Prozent teurer als gedacht. Knapp fünf Millionen Euro mehr muss die städtische Parkbetriebsgesellschaft PBG nach momentanem Stand investieren – dazu kommen weitere Kosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro, um die Arbeiten zu beschleunigen. Insgesamt wollen Stadt und PBG für Tiefgarage, Passage und die übrigen Bestandteile des Projekts nun 58,4 Millionen Euro ausgeben. Der Hauptausschuss des Ulmer Gemeinderats hatte am Donnerstagabend keine Einwände.
Einen Teil der erhöhten Nebenkosten gaben die Bauherren für juristische Unterstützung im Streit mit der Baufirma aus. Das verriet Baubürgermeister Tim von Winning, zugleich Geschäftsführer der PBG, in einem Pressegespräch am Donnerstag. Oberbürgermeister Gunter Czisch sprach in der Ausschusssitzung am Abend von „heftigen Auseinandersetzungen“. Das Unternehmen hatte wohl deutlich mehr als 1,7 Millionen Euro für die Beschleunigungsmaßnahmen gefordert. Bei den Arbeiten hatte es Schwierigkeiten gegeben – wie oft bei großen Projekten. Auch, dass sich Bauherr und Baufirma nicht einig sind, wer wofür verantwortlich ist, kommt häufig vor. Doch im Fall des Parkhauses sagte von Winning: „Wir hätten uns ein bisschen mehr gemeinsames Arbeiten gewünscht.“Inzwischen sei die Auseinandersetzung beigelegt und man habe sich geeinigt. Von Winning äußerte die Hoffnung, „dass es jetzt läuft“.
Damit es läuft, sind die Arbeiter auf der Baustelle künftig auch samstags im Einsatz. So soll sichergestellt sein, dass der sogenannte Deckel am 1. Oktober auf die Baugrube gesetzt wird. Das Parkhaus entsteht anders als die meisten Gebäude: Erst wird das Dach, Deckel genannt, gebaut, dann folgen die vier unterirdischen Geschosse. Der Grund für dieses Verfahren ist, dass das Parkhaus mit anderen Großbaustellen zusammenhängt. Unter anderem mit dem Umbau des Bahnhofplatzes. Die Halte- stelle für Bus und Tram wird, so der Plan, ab Oktober vorübergehend näher an die Fußgängerzone herangerückt. Sobald das Parkhaus fertig gebaut ist, ersetzt eine neue Haltestelle am derzeitigen Platz vor dem Bahnhofsgebäude das Provisorium.
Die Schuld an den Verzögerungen wollen von Winning und PBGBetriebsleiter Klaus Linder nicht der Baufirma zuschieben. Bei den Arbeiten habe es Schwierigkeiten gegeben – unter anderem, weil manche Pläne des Untergrunds nicht mit der Realität übereinstimmten. „Wir haben Bereiche gefunden, in denen man in den 90er-Jahren viel gebastelt hat“, schilderte Linder. Dabei handelte es sich unter anderem um Wasserleitungen, die nicht ohne Weiteres verlegt werden konnten. Auch Kriegsschutt, mit dem nach 1945 Keller aufgefüllt worden waren, bereitete Probleme.
Nun sind fünf der 13 Bauphasen abgeschlossen. Die Wand aus Pfählen, die die Baugrube für die Tiefgarage umschließt, ist fertig. Auch ein Teil der Wand der unterirdischen Passage vom Bahnhof zur Innenstadt steht bereits. Etwa 40 Prozent der alten Unterführung sind abgebrochen, der Aushub hat begonnen. In den kommenden Wochen wird die Grube ausgehoben, anschließend beginnt der Bau des Deckels.
Durch die Verzögerungen verschieben sich alle Termine nach hinten: Tiefgarage, Passage, die Zufahrtsbauwerke und die neue Haltestelle für Busse und Straßenbahnen werden später fertig als ursprünglich vorgesehen. Auch die Umgestaltung des Bahnhofplatzes verzögert sich dadurch. Gerade bei der Passage birgt die Verspätung ein Risiko. Im Frühjahr 2020 sollen die Geschäfte in den nebenan entstehenden Sedelhöfen eröffnen. Das Projekt schließt an die Bahnhofspassage an. Diese muss begehbar sein, wenn die Sedelhöfe fertiggestellt sind. So steht es in der Vereinbarung, die die Stadt mit dem Investor DC geschlossen hat. „Im Moment sieht es so aus, dass wir das schaffen können“, sagte von Winning. Er verwies darauf, dass es auch beim Bau der Sedelhöfe Verzögerungen gebe. Doch auf der städtischen Baustelle steht noch ein tückischer Bauabschnitt an: wenn unter der Friedrich-Ebert-Straße gearbeitet werden muss. Die Sondierungsarbeiten auf der Baustelle Südstadtbogen in der Neu-Ulmer Innenstadt sind abgeschlossen. Es haben sich keine weiteren Verdachtspunkte ergeben, sodass auch an diesem Sonntag, 17. Juni, keine Evakuierung notwendig wird. Das teilte die Stadt Neu-Ulm mit. Im März und April waren drei Blindgänger gefunden worden. Zahlreiche Gebäude mussten deshalb evakuiert werden. (az)