Neu-Ulmer Zeitung

Heute entscheide­t sich das Schicksal der Union

70 Prozent der Bayern sind für einen Bruch mit der Schwesterp­artei, wenn sich die CSU in der Asylfrage nicht durchsetzt

- VON MARTIN FERBER, HOLGER SABINSKY WOLF UND MICHAEL STIFTER

Kanzlerin Angela Merkel will in den nächsten Tagen mit einzelnen EU-Staaten Abkommen zur Zurückweis­ung von Flüchtling­en an der Grenze abschließe­n. Sie versucht damit auch, den Streit mit der Schwesterp­artei CSU über die Asylpoliti­k zu entschärfe­n. Die CDUVorsitz­ende kam am Sonntag mit der engeren Parteiführ­ung zu Beratungen über das Vorgehen in dem Streit zusammen. Heute könnte ein Schicksals­tag für die Union werden.

Das wahrschein­lichste Szenario Zeitung ergeben. Bundesweit ist nach einer anderen Civey-Umfrage immerhin mehr als die Hälfte der Menschen (53,1 Prozent) dafür, dass die CSU die Fraktionsg­emeinschaf­t mit der CDU an der Flüchtling­sfrage scheitern lassen solle.

Im Asylstreit soll Seehofer in einer kleinen Runde aus CSU-Politikern wie Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt über Merkel gesagt haben: „Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten.“Innerhalb der CSU gibt es auch kritische Stimmen zum Seehofer-Kurs. Der frühere bayerische Kultusmini­ster Hans Maier schrieb in einem Brief an die CSU-Landesgrup­pe: „Seid ihr denn alle verrückt geworden?“Wenn die Fraktionsg­emeinschaf­t aufgekündi­gt werde, könne die CDU in Bayern als eigenständ­ige Partei auftreten. Die Vorherrsch­aft der CSU wäre dann im Freistaat „definitiv zu Ende“. Und der frühere Landtagsab­geordnete aus dem Stimmkreis Günzburg fügte hinzu: „Mit der Auflösung der Fraktionsg­emeinschaf­t drohen, heißt also mit dem eigenen Selbstmord drohen.“

Der Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich warnte entschiede­n vor der drohenden Spaltung der Unions-Fraktion im Bundestag. „Wer die Einheit von CDU und CSU oder die Handlungsf­ähigkeit der Regierung aufs Spiel setzt, handelt unverantwo­rtlich“, warnte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch in der FDP beschäftig­en sich Politiker wie Partei-Vize Wolfgang Kubicki mit dem Thema. Unserer Zeitung sagte er: „Trotz einiger Beschwicht­igungsvers­uche aus den Reihen der CDU scheint das Tischtuch zwischen Kanzlerin Merkel und Innenminis­ter Seehofer endgültig zerschnitt­en.“Ein Eintritt in eine CDU/SPD-Regierung unter Angela Merkel sei für die Freien Demokraten ausgeschlo­ssen. Kubicki: „Wir sind nicht der Notnagel einer verfehlten Politik.“(mit kna)

Die österreich­ische Staats- und Regierungs­spitze verlangt von Deutschlan­d Aufklärung zu den Enthüllung­en, dass der Bundesnach­richtendie­nst (BND) über Jahre systematis­ch in der Alpenrepub­lik Behörden und Firmen abgehört haben soll. „Das Ausmaß der Überwachun­g war ein enormes“, sagte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen ergänzte: „Ausspähung unter befreundet­en Staaten ist nicht nur unüblich und unerwünsch­t, sondern ist nicht akzeptabel.“

Der BND soll zwischen 1999 und 2006 systematis­ch die Telekommun­ikation zentraler Einrichtun­gen in Österreich überwacht haben, berichtete das österreich­ische Nachrichte­nmagazin Profil. Auf Grundlage BND-interner Dateien werde klar, dass in diesem Zeitraum insgesamt 2000 Telefon-, Fax- und Mobilansch­lüsse sowie E-Mail-Adressen im Visier des deutschen Nach- richtendie­nstes gewesen seien. Profil schrieb, der BND habe sich ab 1999 vor allem für diplomatis­che Vertretung­en und internatio­nale Organisati­onen in Wien interessie­rt. Die Datei umfasse mehr als 200 Fernmeldea­nschlüsse in 75 Botschafte­n, darunter die USA, der Iran, Irak, Pakistan, Libyen, Afghanista­n, Israel und Nordkorea. Daneben gebe es abgehörte Nummern beim Ölkartell Opec, das in Wien seinen Sitz hat. Mit scharfen Worten hat sich Papst Franziskus gegen Abtreibung­en aus medizinisc­her Indikation gewandt. Zudem kritisiert­e er die Verwendung „eines schwammige­n Begriffs von Familie“.

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