Im Windschatten der Sedelhöfe
Das 220-Millionen-Euro-Projekt schreitet voran, auch ein Food-Court ist geplant. Derweil hoffen Händler, dass auch die alte Fußgängerzone aufgehübscht wird
Während die Sedelhöfe schon im Frühjahr 2020 die Besucher in einer Hochglanz-Einkaufswelt empfangen werden, könnten aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) die Bahnhof- und die Hirschstraße abgehängt werden. „Es droht hässliches Flickwerk“, sagt Otto Sälzle, der Hauptgeschäftsführer der IHK, angesichts der nahenden Entfernung des Mc-Donald’s-Containers und der damit einhergehenden Auswirkungen auf die Pflasterung sowie weiterer Eingriffe in den Belag in der Fußgängerzone durch die Bauarbeiten an den Sedelhöfen plus Bahnhofsplatz 7.
Eine Sanierung der Fußgängerzone erst 2025 anzugehen, wie es die Ulmer Stadtverwaltung angekündigt hat, sei „viel, viel zu spät“. Das 220-Millionen-Projekt der Sedelhöfe sei ja, wie vielfach betont worden sei, als eine Erweiterung der Ulmer Innenstadt gedacht. Dies müsse auch durch einen gleichen Bodenbelag sowie ein Beleuchtungskonzept gleicher Wertigkeit verdeutlicht werden.
Die Argumentation der Ulmer Stadtverwaltung, man wolle nicht vor 2025 die Fußgängerzone sanieren, um die Geschäftsleute nicht schon wieder mit einer Baustelle zu belasten, sei nicht stichhaltig. Eine Umfrage unter den „großen Häusern“der IHK in der Hirsch- und Bahnhofstraße habe ergeben, dass es höchste Eisenbahn für ein Aufhüb- der Fußgängerzone sei, um den Anschluss nicht zu verlieren. Eine erneute Baustelle sei das kleinere Übel. Außerdem erneuerte Sälzle die bekannte Forderung nach einer zweiten Rolltreppe, die aus der Unterführung in Richtung Bahnhofstraße führt.
Lothar Schubert, der Chef des Projektentwicklers DC Developement, zeigt sich grundsätzlich bereit, Belag und Beleuchtung mit der Stadt abzustimmen. Da gebe es keinerlei Hindernisse. Schubert habe einen konkreten Lichtplaner an der Hand, den auch die Stadt Ulm für ein gemeinsames Projekt verpflichten könne.
Nur die zusätzliche Rolltreppe werde nicht kommen, betont Schubert erneut. 14 Meter Umweg würden das nicht rechtfertigen. Grundsätzlich zeigt sich Schubert, der Ko- ordinator des Hotelprojekts am Bahnhofplatz 7 und der Sedelhöfe, zufrieden. Voraussichtlich noch dieses Jahr werde er sämtliche Mieter, die in „Haus Drei“einziehen, präsentieren können. Dies ist das zentrale Gebäude am künftigen Einstein-Platz, in dem das Gros der Textilfilialisten der insgesamt 18 000 Quadratmeter Verkaufsfläche fassenden Sedelhöfe untergebracht sein wird. „Wir sind total im Zeitplan. Alles easy.“Auch die Vermietung der 7000 Quadratmeter Büroflächen sei problemlos. Es gebe bereits valide Absichtserklärungen, obwohl das im Büro-Segment eigentlich mehr als ein Jahr vor Fertigstellung gar nicht üblich sei. „Der Standort Ulm ist sehr gefragt.“
Gefragt sei auch der direkt neben den Sedelhöfen gelegene Bahnhofsplatz 7 als Hotelstandort: Aus 14 Inschen teressenten seien nun vier Hotelbetreiber ausgewählt worden. Im Herbst solle die konkrete Planung beginnen, bis dahin solle auch der Betreiber des gehobenen Mittelklasse-Hotels mit 140 Zimmern feststehen. Derzeit werde im Inneren der Abriss des Gebäudes am Bahnhofsplatz 7 vorbereitet. Durch umfangreiche Vorarbeiten solle das Haus binnen drei Wochen während der Sommerferien vom Erdboden verschwinden. Die Ferienzeit sei bewusst gewählt worden, weil für die Dauer des Abrisses eine Spur der Friedrich-Ebert-Straße gesperrt werden müsse.
Entgegen ersten Überlegungen favorisiert Schubert derzeit die Idee, im Untergeschoss – quasi vor dem Edeka-Supermarkt – einen zentralen Essensbereich einzuplanen. In anderen Städten würde dies in Kombination mit Edeka sehr gut angenommen, etwa das Konzept des Familienunternehmens Zurheide in Düsseldorf. Schubert werden dem künftigen Besitzer der Sedelhöfe, Aachener Grund, die Realisierung eines zentralen Essensbereichs mit etwa zehn bis 15 verschiedenen Anbietern empfehlen. Außerdem plant Schubert neben McDonald’s, der aus dem Container aus der Fußgängerzone in die Sedelhöfe zieht, einen weiteren gastronomischen Betrieb. Dieser solle im Erdgeschoss mit Außenbestuhlung den Albert-EinsteinPlatz beleben. Die Vermarktung der 112 geplanten Wohnungen habe noch nicht begonnen.