Beim Donaufest werden Fische knapp
An den Ufern in Ulm und Neu-Ulm wird diese Woche mehr geboten als Essen und Trinken. Alle zwei Jahre bewerben sich mehr Kunsthandwerker als es Stände gibt
Ulm/Neu Ulm Schon an Tag drei des Donaufests waren die Doraden aus. Jeden Tag erhält Dalibor Baresic zwar eine frische Lieferung zum Stand des Vereins Croatia Ulm auf die Neu-Ulmer Seite. Doch mit einem derartigen Appetit der Donaufestbesucher auf die Goldbrasse sei nicht zu rechnen gewesen. „Es läuft wirklich bestens“, sagt Frauke Kazda, die Leiterin des Markts der Donauländer mit insgesamt 187 Stände auf beiden Donauufern.
Sonniges Sommerwetter lässt offenbar nicht nur bei den 36 Gastroständen mit kulinarischen Spezialitäten aus neun Donauanrainerländern die Kassen klingeln. Auch die Betreiber der 61 Stände mit Kunsthandwerk profitieren von bestem Bummelwetter. Auch die ganz speziellen: Olga Zavalniuk etwa trat zum ersten Mal den langen Weg von der Ukraine zum Donaufest an. Auf der Neu-Ulmer Seite bietet sie handbemalte Hühner-, Gänse- oder Straußeneier zwischen fünf und 50 Euro an. „Sehr gut, sehr gut“, sagt sie auf die Frage, wie sie mit den ersten Verkaufstagen zufrieden sei. „Durch Mundpropaganda ist der Markt der Donauländer entlang des ganzen Flusses bekannt und begehrt“, sagt Kazda.
Alle zwei Jahre habe sie die Qual der Wahl: Es gebe inzwischen etwa doppelt so viele Interessenten wie Stände. Das Ziel der Organisatoren sei es, bei jeder Neuauflage etwa ein Drittel Neulinge zu präsentieren. Bei der diesjährigen Auflage des Fests sei versucht worden, dem bisher unterrepräsentierten Land Österreich verstärkt den Zuschlag zu erteilen. Zu den Premieren-Kunsthandwerkern aus dem Alpenland zählt etwa Kurt Kostynski aus Kärnten. Zu seinem Angebot auf Ulmer Seite zählen handgefertigte Musikinstrumente. Er will „verstummte Gefühle zum Schwingen zu bringen und die Lust am Spielen neu vermitteln“, so der Köstenberger, der etwa auch eine Nasenflöte im Angebot hat.
Ein paar Meter weiter flechtet der Rumäne Janos Raduly Körbe. Zwei bis fünf Stunden braucht der Korbflechter-Meister aus Simonesti für die Weiden-Produkte. Und wer den Volkskünstler dabei erlebt hat, wie er mit Händen, Füßen und Humor Kindern zeigt, wie ein Korb entsteht, der hat den verbindenden Charakter des Donaufests erlebt. Zu sehen war dies auf der neuen Schaukunsthandwerkerbühne auf dem Neu-Ulmer Marktgelände, die jeden Tag von anderen Kunsthandwerkern belebt wird. Kunsthandwerkern über die Schulter schauen gehört zum Kern des Markts und geht auch abseits der Schaubühne: Etwa beim Ungarn Adam Galembos, der auf einem 150 Jahre alten Webstuhl Decken und Tücher herstellt. Oder beim Ukrainer Dymytro Stylarov, der auf Neu-Ulmer Seite aus hoch erhitztem Glas kunterbunte, filigrane Figuren zieht.
Das Donaufest zum Anfassen gibt es beim Schelklinger Holzkünstler Uwe Köhle. Bis zum Ende des Do- naufests am kommenden Sonntag, 15. Juli, entsteht aus einem Kiefernstamm und viel Geschick per Motorsäge das Donaufest-Logo.
Eine schweißtreibende Arbeit: „Mich bitzelt es in die Donau zu springen“, sagt Köhle übersät von Sägespänen. So weit muss der Schelklinger gar nicht gehen. Direkt in seiner Nachbarschaft auf Ulmer Seite steht eines der drei Themenzelte. Noch bis einschließlich Donnerstag bietet hier die feuchte Variante eines Barfußpfads Abkühlung. Von „Sandbank im Vorland“über „Grobsandablagerungen“und „Feinkies“bis „Grobkies“lassen sich hier die nassen Untergründe der Donau barfuß ertasten. Und das fachkundig erläutert von den ausgebildeten Gewässerführern Helmut Frankenhauser und Helmut Emrich, die im Auftrag des „Landesbetriebs Gewässer“des Tübinger Regierungspräsidiums das Thema Hochwasserschutz begreifbar machen wollen. Dazu gehört auch ein Flussmodell, das zeigt, wie sich Flüsse Wege bahnen.
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