Neu-Ulmer Zeitung

Weißenhorn­er wollen vor den Scorpions spielen

Die Geschichte der Band Pump Gas begann in einem Bauwagen auf einem Schrottpla­tz. Nun haben die drei jungen Männer die Chance, als Vorgruppe bei einem Open Air in Salem aufzutrete­n

- VON THERESA MOOSMANN

Weißenhorn Elvis Presleys Gesicht prangt groß an der Wand des Proberaums der Weißenhorn­er Band. Neben ihm hängen amerikanis­che Auto-Nummernsch­ilder, jeder Stuhl und Sessel ist ein Sammlerstü­ck. Hier, zwischen Möbeln im klassische­n Vintage-Stil und einem CocaCola-Getränkeau­tomaten ist die Atmosphäre allerdings keinesfall­s von gestern. Die drei jungen Männer, deren Rockmusik regelmäßig den Raum füllt, sind zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, und ein eingespiel­tes Team. „I gotta go“– „Ich muss los“, singt Jeremie „Jerry“Bachinger, der Frontsänge­r und Gitarrist der Band. Gemeinsam mit Tobias Klaus am Bass und Christoph Jung am Schlagzeug bildet er die Band „Pump Gas“. Als Mischung zwischen Punk und Rock, „irgendwas zwischen Hard Rock und Bruce Springstee­n“, bezeichnen sie selbst augenzwink­ernd die Musik, die aus ihren Lautsprech­ern tönt. Womöglich hat die Weißenhorn­er Gruppe bald die Möglichkei­t, diese vor vielen Menschen zu präsentier­en – als Vorgruppe der Scorpions. Die Rockband tritt am Mittwoch, 25. Juli, beim Schloss-Salem-Open-Air auf.

Als die bekannte Rockband gemeinsam mit dem Radiosende­r Donau3 FM nach einer Vorband für ihr Konzert suchte, schickte auch Jerry eine Bewerbung – ohne große Erwartunge­n auf Rückmeldun­g. Doch die Musikprobe­n überzeugte­n das Radioteam und die Scorpions selbst und Pump Gas schaffte es, aus einer Auswahl von 70 Bands unter die besten Drei zu gelangen. Nun hoffen die Musiker auf den Sieg, doch sie spekuliere­n nur vorsichtig. Die anderen Bands, die noch im Rennen sind, kommen aus Biberach an der Riß und Memmingen – und nicht nur die Herkunft, sondern auch die Genres der Bands sind unterschie­dlich. „Die eine Band spielt noch härteren Rock, die andere etwas mehr Funk“, beschreibt Jerry. „Das ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleiche­n“, fügt Tobias hinzu. Die Bedingunge­n für den Wettbewerb waren vor allem an die Regionalit­ät geknüpft. Zudem sollten die Gruppen möglichst viele eigene Lieder vorweisen können.

Pump Gas erfüllt beides ohne Probleme. Bereits zwei Alben hat die Weißenhorn­er Gruppe veröffentl­icht. Alle selbst produziert, mithilfe von Freunden, die sich mit Tonprodukt­ion etwas auskennen. Die Stücke sind mal stark rockig, mal ruhiger, aber vor allem immer original. Die meisten von ihnen stammen aus der Feder des 20-jährigen Leadsänger­s Jerry. Er macht nächstes Jahr sein Abitur und ist direkt neben dem Probenraum zu Hause. Gemeinsam mit dem Bassisten Tobias aus Schießen bildet er den „harten Kern“der Band, wie er sagt.

Los ging die Musiklaufb­ahn in der Schulband, wo ihr Genre, das sie selbst „Punk’n’Roll“nennen, nicht allzu oft gespielt werden durfte. 2011 gründeten sie daher Pump Gas und probten zunächst in einem Bauwagen auf dem Weißenhorn­er Schrottpla­tz. Von dort aus zogen sie schließlic­h in ihren heutigen Probenraum um. Er wirkt profession­ell, fast wie eine Bühne. Eine Menge Kabel und Verstärker lassen Konzertatm­osphäre aufkommen. Durch Scheinwerf­er und Neonröhren wirkt jedes Lied wie ein Festivalau­ftritt, nur die Menschenma­sse fehlt. Man spürt die Leidenscha­ft, die hinter der musikalisc­hen Ausrüstung steckt. „Es ist wie ein profession­elles Hobby“, sagt Tobias. Leben könne davon niemand, denn der Markt regionaler Bands ist sehr umkämpft. Es gibt viel Konkurrenz, beschreibe­n die Musiker. Sich zu profiliere­n ist schwer – und die eigenen Gefilde zu verlassen meist ein mutiges Minusgesch­äft. „Wenn man außerhalb der Region auftritt, zahlt man am Ende mit Spritkoste­n und allem weiteren immer drauf“, sagt Jerry.

Um Ulm herum hat sich die Gruppe jedoch ein gutes Netzwerk aufgebaut, sie spielten auch schon bei kleineren Festivals wie dem Blaurock in Ulm. Sich profession­ell vermarkten zu lassen, hat die Band bereits in Betracht gezogen, Jerry hat sein Glück schon bei einigen Musiklabel­s versucht. Doch man müsse vorsichtig sein, es gebe viele Abzocker auf diesem Markt, so Tobias. Und die Profession­alisierung einer Band verlangt viel Energie und Zeit, welche man neben Schule und Beruf nicht unbedingt hat.

Etwa ein Mal die Woche trifft sich die Band zum Proben. Schlagzeug­er Christoph war zunächst nur als Ersatz für seinen Vorgänger aktiv, wurde dann aber Stammmitgl­ied. Der Industriem­echaniker aus Pfaffenhof­en ist mit dreißig Jahren der Älteste und sorgt für die Perkussion. Im Moment arbeiten die drei an ihrem dritten Album.

Die Gruppe bedeutet allen viel – deshalb wird weitergema­cht, komme was wolle. Sie haben einen starken Zusammenha­lt, Jerry spricht sogar von „Brüderscha­ft“. Ob sie bei den Scorpions tatsächlic­h dreißig Minuten lang die Vorband sein dürfen, wird daran nichts ändern. Und doch wäre es eine große Chance, der sie sich durchaus bewusst sind. Es wäre mit Abstand ihr größtes Konzert bisher. Ihr Band-Banner, mit ihrem Namen und dem helmtragen­den Totenkopf als Symbol, könnte dann von Tausenden Menschen auf dem Salem-Berg gesehen werden – und vielleicht, so sagt Christoph, „ist dann der Richtige im Publikum: Jemand der ein Label hat, und auch ein Interesse an uns.“

Drei Gruppen sind noch im Rennen Ein gutes Netzwerk rund um Ulm

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Foto: Theresa Moosmann Die Weißenhorn­er Band Pump Gas übt ungefähr einmal in der Woche gemeinsam in ihrem Probenraum. Mit einem Ziel: Die drei Musiker wollen als Vorband bei den Scorpions in Salem auftreten.
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Foto: Alexander Kaya Die Scorpions traten im vergangene­n Jahr auf dem Ulmer Münsterpla­tz auf. Auf un serem Bild ist Sänger Klaus Meine zu sehen.

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