Müller weg – und jetzt?
Der Drogeriemarkt verlässt das Sendener Zentrum. Dort sind dann vor allem Anbieter aus dem Gesundheitsbereich zu finden. Was diese Entwicklung für die Innenstadt bedeutet
Senden Die Sendener Innenstadt verliert mit der Filiale der Drogeriemarktkette Müller eine wichtige Einkaufsmöglichkeit. Bürger bekommen nun kaum mehr Artikel aus diesem Sortiment im Zentrum. Zudem kursieren Gerüchte, dass die Netto-Filiale ebenso zumacht. Auf Nachfrage teilt Stefanie Adler von der Unternehmenskommunikation bei Netto mit, dass „wir uns zu Marktgerüchten grundsätzlich nicht äußern“. Seit einigen Jahren hören immer mehr Geschäftsleute im Zentrum auf. Wenn es Nachfolger gibt, sind es vermehrt Dienstleister aus dem Gesundheitsbereich: Ärzte, Apotheken, Akustiker oder Optiker.
Diese Entwicklung beobachtet auch Stefan Lehmann, der Vorsitzende des Sendener Gewerbeverbands. Es sei schade, dass Müller schließe, vor allem für ältere und weniger mobile Menschen. Doch wenn selbst große Konzerne ihre Filialen nicht mehr vor Ort halten, zeige das, wie schwierig die Lage sei. Woran dies genau liegt, kann er nur vermuten. Die Sendener Hauptstraße sei eben nicht so, wie man sie aus anderen Städten kenne, sondern „unser ewiges Sorgenkind“.
Insgesamt sei das Zentrum „unattraktiv“. Das Angebot sei mager, Käufer könnten dort nicht verweilen und daran seien die Ladenbetreiber selbst schuld. „Ein paar geben Gas, aber die anderen engagieren sich einfach nicht – dann braucht man sich nicht wundern, wenn das Zentrum ausstirbt.“Er nennt einige Beispiele: An den verkaufsoffenen Sonntagen werde der Krämermarkt aufgebaut, sonst aber nichts geboten. Im Gegenteil: Viele Geschäfte gar nicht erst auf. Im Norden gebe es im Gegensatz dazu „zig Attraktionen“. Als die Hauptstraße vor einiger Zeit probeweise für den Autoverkehr gesperrt war, durften die Läden auf die Straße raus. „Aber kein Händler war bereit, irgendetwas zu tun.“
Laut Franziska Behrenz, die bei der IHK für Handel zuständig ist, zeigen sich in Senden exemplarisch die Auswirkungen auf Innenstadtlagen, wenn sich der Einzelhandel auch großflächig am Stadtrand ansiedelt. „Deshalb sollte die Stadt sich jetzt nicht entmutigen lassen, die zuletzt erkennbaren Bestrebungen gegen die Ansiedlung entsprechender Sortimente im Norden fortzuführen“, sagt Behrenz. Umso wichtiger sei es, das Zentrum weiter zu stärken, etwa im Rahmen eines Innenstadtkonzepts. „Nur so kann sie für die perspektivische Ansiedlung neuer Geschäfte attraktiv werden.“Zudem müsse das Zentrum mit dem Auto gut erreichbar sein, „sonst fahren die Kunden gleich in das Gewerbegebiet im Norden“, sagt Behrenz. Der Meinung ist auch Lehmann, der im Zentrum auf keinen Fall eine Spielstraße sehen möchte. Die Käufer müssen nahe ans Geschäft fahren können und brauchen dort auch Parkplätze.
Die Stadt Senden registriert die Filialschließungen von namhaften Unternehmen im Zentrum mit großer Aufmerksamkeit und nimmt sich dieser Thematik an, teilt Pressesprecher Jörg Portius mit. Derzeit sei es noch nicht möglich, eine abschließende Bewertung vorzunehmen. Ziel sei, mit den Unternehmen auszuloten, wie in Zukunft die Vielfalt der Nahversorgung in der Inmachen nenstadt sichergestellt werden kann, und welche Pläne diese haben. Auf diese könne die Stadt aber in letzter Konsequenz keinen direkten Einfluss ausüben. Die Analysen finden auch mit Blick auf das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) statt. Um dieses gut umzusetzen, müssten alle Beteiligten an einem Strang ziehen, heißt es.
Sonst könnte es passieren, dass der Einkaufsort an Attraktivität verliert, wie IHK-Fachfrau Behrenz sagt. Denn nach Geschäftsaufgaben im Bereich der Nahversorgung gebe es schon mal einen Frequenzrückgang am entsprechenden Standort – dem schnell entgegengewirkt werden muss. Stefan Lehmann hofft, dass der Neubeginn an der Hauptstraße in Senden nicht zu lange dauert. „Sonst stirbt uns die Innenstadt aus.“