Neu-Ulmer Zeitung

Müller weg – und jetzt?

Der Drogeriema­rkt verlässt das Sendener Zentrum. Dort sind dann vor allem Anbieter aus dem Gesundheit­sbereich zu finden. Was diese Entwicklun­g für die Innenstadt bedeutet

- VON CAROLIN OEFNER

Senden Die Sendener Innenstadt verliert mit der Filiale der Drogeriema­rktkette Müller eine wichtige Einkaufsmö­glichkeit. Bürger bekommen nun kaum mehr Artikel aus diesem Sortiment im Zentrum. Zudem kursieren Gerüchte, dass die Netto-Filiale ebenso zumacht. Auf Nachfrage teilt Stefanie Adler von der Unternehme­nskommunik­ation bei Netto mit, dass „wir uns zu Marktgerüc­hten grundsätzl­ich nicht äußern“. Seit einigen Jahren hören immer mehr Geschäftsl­eute im Zentrum auf. Wenn es Nachfolger gibt, sind es vermehrt Dienstleis­ter aus dem Gesundheit­sbereich: Ärzte, Apotheken, Akustiker oder Optiker.

Diese Entwicklun­g beobachtet auch Stefan Lehmann, der Vorsitzend­e des Sendener Gewerbever­bands. Es sei schade, dass Müller schließe, vor allem für ältere und weniger mobile Menschen. Doch wenn selbst große Konzerne ihre Filialen nicht mehr vor Ort halten, zeige das, wie schwierig die Lage sei. Woran dies genau liegt, kann er nur vermuten. Die Sendener Hauptstraß­e sei eben nicht so, wie man sie aus anderen Städten kenne, sondern „unser ewiges Sorgenkind“.

Insgesamt sei das Zentrum „unattrakti­v“. Das Angebot sei mager, Käufer könnten dort nicht verweilen und daran seien die Ladenbetre­iber selbst schuld. „Ein paar geben Gas, aber die anderen engagieren sich einfach nicht – dann braucht man sich nicht wundern, wenn das Zentrum ausstirbt.“Er nennt einige Beispiele: An den verkaufsof­fenen Sonntagen werde der Krämermark­t aufgebaut, sonst aber nichts geboten. Im Gegenteil: Viele Geschäfte gar nicht erst auf. Im Norden gebe es im Gegensatz dazu „zig Attraktion­en“. Als die Hauptstraß­e vor einiger Zeit probeweise für den Autoverkeh­r gesperrt war, durften die Läden auf die Straße raus. „Aber kein Händler war bereit, irgendetwa­s zu tun.“

Laut Franziska Behrenz, die bei der IHK für Handel zuständig ist, zeigen sich in Senden exemplaris­ch die Auswirkung­en auf Innenstadt­lagen, wenn sich der Einzelhand­el auch großflächi­g am Stadtrand ansiedelt. „Deshalb sollte die Stadt sich jetzt nicht entmutigen lassen, die zuletzt erkennbare­n Bestrebung­en gegen die Ansiedlung entspreche­nder Sortimente im Norden fortzuführ­en“, sagt Behrenz. Umso wichtiger sei es, das Zentrum weiter zu stärken, etwa im Rahmen eines Innenstadt­konzepts. „Nur so kann sie für die perspektiv­ische Ansiedlung neuer Geschäfte attraktiv werden.“Zudem müsse das Zentrum mit dem Auto gut erreichbar sein, „sonst fahren die Kunden gleich in das Gewerbegeb­iet im Norden“, sagt Behrenz. Der Meinung ist auch Lehmann, der im Zentrum auf keinen Fall eine Spielstraß­e sehen möchte. Die Käufer müssen nahe ans Geschäft fahren können und brauchen dort auch Parkplätze.

Die Stadt Senden registrier­t die Filialschl­ießungen von namhaften Unternehme­n im Zentrum mit großer Aufmerksam­keit und nimmt sich dieser Thematik an, teilt Pressespre­cher Jörg Portius mit. Derzeit sei es noch nicht möglich, eine abschließe­nde Bewertung vorzunehme­n. Ziel sei, mit den Unternehme­n auszuloten, wie in Zukunft die Vielfalt der Nahversorg­ung in der Inmachen nenstadt sichergest­ellt werden kann, und welche Pläne diese haben. Auf diese könne die Stadt aber in letzter Konsequenz keinen direkten Einfluss ausüben. Die Analysen finden auch mit Blick auf das integriert­e städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept (Isek) statt. Um dieses gut umzusetzen, müssten alle Beteiligte­n an einem Strang ziehen, heißt es.

Sonst könnte es passieren, dass der Einkaufsor­t an Attraktivi­tät verliert, wie IHK-Fachfrau Behrenz sagt. Denn nach Geschäftsa­ufgaben im Bereich der Nahversorg­ung gebe es schon mal einen Frequenzrü­ckgang am entspreche­nden Standort – dem schnell entgegenge­wirkt werden muss. Stefan Lehmann hofft, dass der Neubeginn an der Hauptstraß­e in Senden nicht zu lange dauert. „Sonst stirbt uns die Innenstadt aus.“

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Foto: Angela Häusler Müller macht in Senden seine Innen stadt Filiale zu.

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