Millionen für Schranne und Museum?
Die Stadt Weißenhorn erhofft sich immense Förderbeträge vom Freistaat für die Umsetzung zweier Großprojekte. Die Räte sind erfreut, sprechen aber auch mahnende Worte
Weißenhorn Es war schon weit nach 21 Uhr am Montagabend, als Claudia Graf-Rembold in ihr Büro zurückkehrte, um noch eine Sache zu erledigen. Bis 23.59 Uhr mussten die Unterlagen bei der Regierung von Schwaben sein, die Weißenhorn eine schöne Stange Geld bringen könnten. Von Förderbeträgen in Millionenhöhe ist die Rede, die sich die Fuggerstadt für zwei Wunschprojekte sichern möchte.
Bevor die Mitarbeiterin des städtischen Bauamts die Formulare ausfüllen konnte, hatte sie sich allerdings noch das Okay des Stadtrats einholen müssen. Es sei dem guten Verhältnis der Weißenhorner Stadtverwaltung zu der Behörde in Augsburg zu verdanken, berichtete GrafRembold dem Gremium, dass sie von zwei Förderinitiativen der bayerischen Staatsregierung erfahren habe, die noch 2018 starten sollen. Damit sollen die Kommunen beim Flächensparen, bei der Städtebauförderung und der Dorferneuerung unterstützt werden.
Konkret würde Weißenhorn vom Förderprogramm „Innen statt Außen“profitieren, das Graf-Rembold zufolge die Möglichkeit schafft, eine Voruntersuchung zur Sanierung und einen anschließenden Umbau der Schranne sowie die geplante Sanierung und Erweiterung des Heimatmuseums umzusetzen. „Wenn wir Glück haben, werden die beiden Projekte mit 80 Prozent gefördert“, sagte Graf-Rembold. Und: „Wir haben sehr gute Chancen, in die Förderung aufgenommen zu werden.“
Die Fördertöpfe seien groß, sagte die Vertreterin der Stadtbaumeisterin auf Nachfrage von CSU-Rat Michael Schrodi. Allein für die Schranne wolle sie 15 Millionen Euro beantragen. Eine konkrete Summe zum barrierefreien Umbau des Heimatmuseums nannte Graf-Rembold nicht, betonte aber, dass es um deutlich mehr als 50 000 Euro gehe. Voraussetzung für die Förderung sei eine fristgerechte Bewerbung der Stadt, die noch am selben Abend bei der Regierung von Schwaben eingehen müsste, und ein Beschluss, der Innenentwicklung Vorrang zu gewähren, zum Beispiel auf Brachflächen oder durch eine Neubelebung leer stehender Gebäude.
Fraktionsübergreifend befürworteten die Stadträte die Bestrebungen, an die Fördermittel zu kom- men. Schließlich handele es sich bei der Schranne und beim Heimatmuseum um zwei „Leuchtturm-Projekte“in der Innenstadt, wie Herbert Richter (SPD) sagte. Auch das Rössle-Areal, fügte er hinzu, würde gut in das Programm passen. Dieser Ansicht war auch Thomas Schulz (SPD). Er bedauerte es, dass dieses Areal keine Berücksichtigung findet, obwohl es dafür auch schon Überlegungen für eine Umgestaltung gebe. „Wir haben zwar ein Konzept, aber nicht den Zugriff auf das gesamte Areal“, entgegnete der Zweite Bürgermeister Ernst Peter Keller (CSU), der die Sitzung stellvertretend für Rathauschef Wolfgang Fendt leitete. Letzteres sei aber Voraussetzung, um an die Zuschüsse zu kommen.
Schrodi äußerte die Befürchtung, dass sich die Stadt Entwicklungsmöglichkeiten verbaue, wenn sie die Förderung bekomme. Auf der Grundlage des Flächennutzungsplans könne Weißenhorn künftig nach wie vor auch neue Baugebiete ausweisen, sagte Graf-Rembold. Wo diese entstehen, müsse aber nach wie vor wohlüberlegt sein. Johannes Amann (WÜW) mahnte an, die Entwicklung der Dörfer nicht aus den Augen zu verlieren. Dort werde es künftig die größten Veränderungen und zahlreiche Leerstände geben, ergänzte er. „Da gibt es richtig Nachholbedarf.“
Josef Zintl (SPD) war besonders erfreut darüber, dass Graf-Rembold die Initiative ergreifen wollte: Seit über 40 Jahren werde versucht, aus der Schranne, dem ältesten Gebäude im Stadtzentrum, etwas Neues zu schaffen, sagte er. Dem Lenkungskreis Schranne schwebe vor, dort die Stadtbibliothek einzurichten und eine Art Kulturzentrum zu schaffen. Wenn das Vorhaben jetzt nicht in Angriff genommen werde, appellierte Zintl, wann dann? Dem stimmte auch Amann zu: Die Gebäudesubstanz sei in einem hervorragenden Zustand, die Schranne ein „absolutes Schmuckstück“.
Einstimmig sprach sich das Gremium schließlich für den Beschluss zur Innenentwicklung und die Bewerbung für das Förderprogramm aus. So konnte sich Graf-Rembold gleich an die Arbeit machen.
Neues Leben für ein „absolutes Schmuckstück“