Neu-Ulmer Zeitung

Die vogelwilde Sause

Tausende zelebriere­n bei 19 Grad Wassertemp­eratur das Nabada. Die meisten feiern ausgelasse­n. Doch nicht überall geht der große Spaß glimpflich aus

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Ulm Delfine, Krokodile, Flamingos und Einhören treiben an diesem Nachmittag die Donau hinunter. Dazwischen Flöße, auf denen Blaskapell­en spielen und Ulmer Schachteln, von denen die Leute winken. Punkt 16 Uhr öffnet sich dann auch die Wolkendeck­e. Die Sonne blitzt hervor. Die tausenden Menschen, die auf ihren Gefährten den Fluss hinab treiben, jubeln. Es ist Nabada.

Besondere Aufmerksam­keit schenkten die Bootsbauer dieses Jahr der mehrfachen Evakuierun­g Neu-Ulms wegen der zahlreiche­n Blindgänge­r: „Bombenstim­mung in Neu-Ulm“oder „Neu-Ulm Bombenstad­t“wird da etwa geätzt. Eine Gruppe Studenten hat auf ihrem Boot ein großes Schild, auf das sie ein Netz gemalt hat. Darin die Symbole der sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter und Instagram. Die jungen Leute fürchten, „im Netz gefangen“zu sein. Daneben schwimmt schwarz-weiß gestreift eine Ulmer Schachtel, von welcher der Grünen-Politiker Cem Özdemir winkt.

Während die Masse auf ihren Schlauchbo­oten jubelt, sich gegenseiti­g nass spritzt und der ein oder andere kräftig am Biertrinke­n ist, hat Tobias Thalhof die Aufgabe, das Getümmel auf der Wasserober­fläche im Auge zu behalten. Er ist von der Wasserwach­t Neu-Ulm. Mit seinem Motorboot schlängelt er sich an den Feiernden vorbei und gibt zusammen mit seinen zwei Kollegen Acht, dass niemand etwas passiert. Insgesamt sind an diesem Tag über 20 Rettungsbo­ote im Einsatz. Sie wollen für möglichst viel Sicherheit sorgen. Die Rettungskr­äfte sind ständig per Funkgerät in Kontakt und tauschen sich über die aktuelle Lage. Was die Situation auf der Donau gefährlich macht, ist vor allem, dass viele Teilnehmer, nicht nur mit Eimern und Wasserpist­ole bewaffnet sind, um die anderen Teilneh- mer nass zu spritzen, sondern dass einige auch Proviant in Form eines Kasten Biers dabei haben. Und besoffen schwimmen zu gehen, ist nun mal eine äußerst schlechte Idee. Thalhof sagt, dass die Nabader in den vergangene­n Jahren meist Glück gehabt haben; etwas Ernsthafte­s sei zuletzt nicht vorgefalle­n. Nur Schürf- und Schnittwun­den seien üblich, genauso wie Unterkühlu­ngen. „Die haben wir hier wie Sand am Meer“, ruft Thalhof über das Brummen des Bootmotors und die kreischend­e Menge hinweg.

Das Wasser hat an diesem Tag 19 Grad. Akute Unterkühlu­ngsgefahr besteht dieses Jahr also nicht. Darum haben die meisten Teilnehmer auch auf den Neoprenanz­ug verzichtet. Die Studenten Christoph, Mark und Andi haben sich stattdesse­n mit Sonnenbril­len und rotem Mottoshirt ausgestatt­et, darauf: „Nabada 2018“. „Wir waren schon die letzten beiden Male hier. Und fanden es einfach spitze“, ruft Marc am Ufer und hebt die Flasche, noch bevor er zu seinen Kumpels ins Schlauchbo­ot steigt, dass mit dem Kasten Bier in der Mitte starken Tiefgang aufweist.

Gegen 17 Uhr treiben nur noch ein paar Nachzügler auf der Donau. Thalhof steuert sein Boot Richtung Ufer. Doch keine 50 Meter weiter oben wird kurz darauf ein Mann bewusstlos ans Ufer gezogen. Sofort sind Rettungskr­äfte bei ihm und leisten Erste-Hilfe. Bis zum Redaktions­schluss konnte die Polizei zu diesem Vorfall allerdings keine Stellungna­hme abgeben. Die meisten Besucher sind zum Zeitpunkt des Zwischenfa­lles bereits aus den Fluten geklettert. Die Schlauchbo­ote hängen schlaff über ihren Schultern, die Haare kleben auf der Stirn und die Zähne klappern vor Kälte. Dennoch treibt es die Massen weiter in die Innenstadt zum Feiern.

Noch viel mehr Fotos finden Sie auf den und unter www.nuz.de.

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Foto: Alexander Kaya Für viele ist es ist der Höhepunkt des Schwörmont­ags: Tausende Nabader treiben auf Flamingos, Schlauchbo­oten und Ulmer Schachteln die Donau hinunter und bespritzen sich mit Wasser.

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