Schöner wandern rund um Roggenburg
Ein neues Wegenetz in der umliegenden Landschaft soll Einheimischen und Touristen ein besonderes Erlebnis bieten. Es könnte ein Vorzeigeprojekt für ganz Bayern werden
Roggenburg Besonders reizvolle Strecken für Spaziergänger wollen derzeit mehrere Kommunen in den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg schaffen: Für Einheimische und Touristen sollen sogenannte „Premiumspazierwege“entstehen. Eine eigens dazu erstellte Machbarkeitsstudie gibt Aufschluss über die Möglichkeiten. Das Ergebnis: Die Landschaft um den Roggenburger Forst hat das Potenzial dafür und könnte mit dem Premium-Prädikat sogar ein Novum in Bayern werden.
Marina Kuhn von der in Weißenhorn ansässigen Geschäftsstelle Regionalentwicklung des Landkreises Neu-Ulm sagt: „Sollte die Ausweisung und Zertifizierung gelingen, wären wir bayernweit die erste Region mit Premiumspazierwanderwegen.“Auch Roggenburgs Bürgermeister Mathias Stölzle glaubt: „Das könnte ein Vorzeigeprojekt werden.“Seine Kommune hat schon im vergangenen Jahr Interesse an der Zertifizierung angemeldet. Immerhin liegen drei der nun als geeignet eingestuften Spazier-Touren auf Roggenburger Gebiet.
Bislang haben sowohl Gemeinden als auch Privatleute ausgewiesene und beschilderte Spazierwege im Roggenburger Forst vermisst, heißt es in der Projektbeschreibung der Regionalentwicklung. Jetzt biete sich die Chance, ein Spazierwegenetz zu schaffen, das auch die Voraussetzungen der Premium-Auszeichnung berücksichtigt. Für dieses vom Deutschen Wanderinstitut verliehene Zertifikat nämlich gelten bestimmte Kriterien. Dazu gehört, dass die entsprechenden Wege drei bis sieben Kilometer lang sind und einen regelrechten Spannungsbogen bieten, was Erlebnisse und Attraktionen auf der Strecke angeht. Das können etwa Überraschungseffekte sein, harmonische Landschaften oder Aktionsangebote für Kinder.
Positiv wirken sich auf die Beurteilung unter anderem kurvige Wege, Hügel und Felsen, Biotope, Bäche, schöne Ortsbilder und ländliche Gastronomie aus. Als Negativpunkte vermerkt das Institut hingegen großräumige Intensivlandwirtschaft, den Blick auf belanglose Siedlungen, Verkehrslärm oder unwegsames Gelände. Durchgangsstraßen, gefährliche Wegstrecken oder fehlende Rastmöglichkeiten gehören zu den Ausschlusskriterien für die Premium-Auszeichnung.
Der beauftragte Gutachter Jochen Becker sieht nach seiner ersten Prüfung gute Möglichkeiten, rund um den Roggenburger Forst Premium-Spazierwanderwege zu schaffen. Die Gegend habe „idyllische, stille und außergewöhnliche Kleinode“zu bieten, die mit zertifizierten Wanderwegen erschlossen werden könnten. Er regt an, für die Region eine Spazierwandermarke zu entwickeln. Das setze ein wanderfreundliches Umfeld mit entsprechenden Wegen sowie passendem GastroAngebot voraus. Der Einsatz werde sich sowohl aus Sicht der Touristen als auch der Einheimischen lohnen, glaubt der Gutachter. Er hält insgesamt 17 Routen für prinzipiell geeignet. Dazu gehören die Roggenburger Weiherrunde, der Rundweg Schießen und der Sandberg, Waldpark sowie Bergpark in Weißenhorn. Ebenso die „Nordholzrunde“, der Oberegger Stausee, der Marienfriedweg oder die Günzaue.
Der Experte betont aber auch, dass der Bau solcher Wege Geld kostet: Bereits zertifizierte Strecken seien bei der Ersteinrichtung im Schnitt auf 2000 bis 3000 Euro pro Kilometer gekommen. Die Gesamtkosten für zehn Wege schätzt Becker auf ungefähr 102000 Euro – unter anderem für Planung, Möblierung, Schilder und Markierungen. Dazu kämen noch Kosten für Werbung. Der finanzielle Aufwand immerhin könnte zu 60 Prozent über Fördermittel aus dem Programm „Leader“finanziert werden. Über die Aufteilung der verbleibenden Ausgaben entscheiden die Kommunen. Sie haben bis Oktober Zeit, festzulegen, ob sie sich weiter an dem Vorhaben beteiligen wollen.
„Ob und welche Wege umgesetzt werden, ist noch offen“, sagt Marina Kuhn und hofft, dass der Förderantrag Anfang 2019 gestellt werden kann. Bei der als nächstes erforderlichen Feinplanung für die Festlegung und Gestaltung der Trassen sollen übrigens ortskundige Freiwillige eingebunden werden.