Neu-Ulmer Zeitung

Generation­entreff kämpft gegen die Einsamkeit

Der Verein setzt auf Computerku­rse und das Gemeinscha­ftserlebni­s – und wächst so auf 2500 Mitglieder

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm/Neu Ulm Sie wollen auf die Wünsche der Älteren eingehen. Sie wollen Senioren geistig und körperlich beschäftig­en. Und sie kämpfen gegen die Einsamkeit im Alter. Das Konzept des Generation­entreffs Ulm/Neu-Ulm geht auf. Der Verein ist auf 2500 Mitglieder gewachsen, ein Drittel davon kommt aus NeuUlm. „Wir wollen, dass die Leute rausgehen aus ihren Häusern“, sagt Johannes Stolz, seit acht Jahren Vorsitzend­er des Generation­entreffs.

Rausgehen heißt: Bei Ausflügen mitfahren, an Stadtführu­ngen teilnehmen, sich Unternehme­n aus der Doppelstad­t zeigen lassen, Vorträgen lauschen und vor allem zu Gruppenstu­nden kommen. Etwa tausend Mitglieder besuchen einmal pro Woche ein solches Angebot des Generation­entreffs.

Der Verein wirbt mit Broschüren und will mit öffentlich­en Veranstalt­ungen auf sich aufmerksam machen. In der Vergangenh­eit trat beispielsw­eise Fernseh-Meteorolog­e Sven Plöger auf, im Herbst sprechen Ex-Ministerin Annette Schavan und der Stuttgarte­r Geschichts­professor Folker Reichert. Mit Erfolg: Zu diesen öffentlich­en Veranstalt­ungen kommen meist um die 100 Besucher, darunter auch solche, die dem Verein nicht angehören. Der ge- winnt jährlich etwa 300 Mitglieder dazu. Weil manche austreten und andere sterben, wächst die Kartei des Generation­entreffs um ungefähr 200 Namen pro Jahr.

Für Senioren, die sich den Mitgliedsb­eitrag nicht leisten können, springt ein Sozialfond­s ein. Doch Johannes Stolz räumt ein: Ob der Verein auch die wirklich Armen und Einsamen anspricht, lässt sich kaum herausfind­en. Eine Erfahrung macht Alexandra Schneider, Mitarbeite­rin des Generation­entreffs immer wieder: „Es kommt schon vor, dass eine Frau anruft und sagt, mein Mann ist gestorben und jetzt habe ich niemanden mehr. Die ermutigen wir dann, zu uns zu kommen.“

Der Generation­entreff setzt darauf, dass sich Mitglieder selbst einbringen. So wie ein Mann, der aus Italien stammt und nun Sprachkurs­e in seiner Mutterspra­che leitet. Bei den Gruppen herrscht ein familiäres Umfeld. Die Teilnehmer­zahl liegt im Durchschni­tt bei zehn. Und Vorsitzend­er Stolz spürt, was die Sehnsucht nach einem Gemeinscha­ftserlebni­s ausmacht. Denn viele der Angebote gibt es anderswo auch. Kino- filme laufen nicht nur beim Filmnachmi­ttag des Generation­entreffs, Vorträge finden auch im Stadthaus regelmäßig statt. Und kann eine Führung durch Ulm einem Ulmer oder Neu-Ulmer wirklich Neues bieten? Für Johannes Stolz ist klar, was den Reiz dieser Veranstalt­ungen ausmacht: Gleichaltr­ige kommen zusammen und treffen sich. „Das Gruppenerl­ebnis ist wichtig“, sagt Stolz. Dazu komme: Die Senioren bekommen durch das Umfeld im Generation­entreff eher das Gefühl, besucht zu werden, anstatt irgendwo hingehen zu müssen.

Zum Kampf gegen die Einsamkeit gehört auch ein Verständni­s für die moderne Technik. Der Verein bietet Computerku­rse an, an denen jährlich etwa 600 Senioren teilnehmen. „Die Gesellscha­ft funktionie­rt ja nur noch so“, sagt Alexandra Schneider. Mit dem Smartphone umgehen zu können, sei manchmal schon allein deshalb wichtig, um Kontakt zu den Enkeln halten zu können. Die Kurse richten sich aber nicht nur an Einsteiger. Wer will, kann sich auch Smarthome-Systeme erklären lassen, bei denen elektrisch­e Geräte mit einem Sprachassi­stenten gesteuert werden.

Alle Veranstalt­ungen finden Sie im aktu ellen Programmhe­ft des Generation­en treffs und im Internet unter gt ulm.de

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 ?? Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa ?? Bei den Computerku­rsen lernen Senioren die Arbeit mit dem PC oder speziellen Pro grammen in kleinen Gruppen.
Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa Bei den Computerku­rsen lernen Senioren die Arbeit mit dem PC oder speziellen Pro grammen in kleinen Gruppen.
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Johannes Stolz

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