Plötzlich Freunde
Richy Müller spielt in „Schöne heile Welt“großartig einen Grantler
Arte, 20.15 Uhr Der Mann geht vermutlich schon längst nicht mehr wählen, aber als Dauernörgler, Wutbürger und Verschwörungstheoretiker entspricht er perfekt dem Klischee des Protestwählers, der sein Kreuz aktuell bei der AfD machen würde.
Dabei ist Willi (Richy Müller), die Rente in Sichtweite, vor allem ein Rebell in eigener Sache: Der Sturkopf ist der letzte Mieter eines Hauses, das abgerissen werden soll. Er meckert über alles und jeden, was ihn jedoch nicht davon abhält, der Allgemeinheit nach Kräften auf der Tasche zu liegen. Seit der Elektromeister nach dreißig Jahren seine Arbeit verloren hat, erschwindelt er sich als Langzeitarbeitsloser alle nur denkbaren Sozialleistungen. Angeblich machen Verdauungsprobleme eine geregelte Beschäftigung unmöglich. Tatsächlich ist Willi im Grunde ein armes Schwein. Sein Leben ändert sich, als er im Auftrag eines Kneipenwirts zwei schwarzafrikanische Frauen in dem leer stehenden Mietshaus unterbringen soll. Eine hat einen etwa zehn Jahre alten Sohn. Als dem Jungen langweilig ist, drückt Willi ihm einen Besen in die Hand, und das ist tatsächlich der Beginn einer Freundschaft, die einen neuen Menschen aus dem Grantler machen wird.
Die Geschichte ist eine Art Mischung aus dem Fernsehfilm „Glückskind“und dem Kinofilm „Dreiviertelmond“. Autor und Regisseur Gernot Krää begeht zum Glück nicht den Fehler, sein realistisches Märchen sentimental zu überhöhen. Er findet genau den richtigen Mittelweg zwischen Kitsch und Tristesse. Und Müller spielt mit größtmöglicher verbaler und mimischer Lakonie. Tilmann P. Gangloff