Neu-Ulmer Zeitung

Ist Edis Schicksal kein Einzelfall?

Nachdem der Kater in Kellmünz getötet wurde, haben sich viele Menschen an die Besitzerin gewandt. Doch der Polizei fehlen nach wie vor nennenswer­te Hinweise

- VON FELICITAS MACKETANZ

Kellmünz Sie sei noch immer sehr traurig, sagt Andrea Weiler aus Kellmünz. Vor wenigen Tagen hat sie ihren geliebten Kater Edi verloren. Er wurde, wie berichtet, von einem Projektil eines Luftgewehr­s in den Bauch getroffen und verendete kurz darauf. Wer dem Vierbeiner das angetan hat, ist nach Angaben der Polizei immer noch unklar. Es fehlen nennenswer­te Ermittlung­sansätze, so die Polizei. Doch für Andrea Weiler steht fest: Sie will nicht ruhen, ehe der Verantwort­liche gefunden ist. 1000 Euro Belohnung hat sie für Hinweise, die den Unbekannte­n überführen sollen, ausgesetzt.

„Edi war schon etwas ganz Besonderes. Er war ein Kater, der zu den Menschen hin ist, um ihnen Liebe zu schenken“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Tier habe regelmäßig verschiede­ne Personen in der näheren Umgebung besucht – nur, um sich streicheln zu lassen. Der Kater sei ein richtiges Familienmi­tglied und auch bei vielen anderen Bewohnern bekannt gewesen. Kurz vor seinem Tod habe er dann plötzlich in der Nacht geschrien, seine Zunge hing aus dem Maul, er habe eine Art Herzanfall bekommen, sagt seine Besitzerin. Tags darauf wurde Edi in einer Tierklinik geröntgt, doch er starb wenig später. Weiler ist es nun ein Anliegen, andere Tierhalter wachzurütt­eln. In Edis Fall habe das Blei in der Kugel, die im Körper des Tie- res steckte, den Vierbeiner nach und nach vergiftet, sagt Weiler. Die Besitzerin hatte ihren Kater noch abgetastet, aber nichts gefunden. „Ich rate dazu, verletzte Katzen sofort röntgen zu lassen“, sagt sie rückblicke­nd.

Und noch etwas: Ihr Haustier sei nicht ohne Grund verendet, meint sie. „Edi ist gestorben, damit wir darauf aufmerksam werden, dass hier einer herumschie­ßt.“Denn, das behauptet Weiler, ihr Kater sei nicht das erste Opfer des mutmaßlich­en Tierhasser­s gewesen. Sie wisse von mindestens zwei weiteren Vierbeiner­n, die teils schon vor etlichen Jahren durch Geschosse verletzt worden sein sollen. 15 Rückmeldun­gen aus der Bevölkerun­g habe sie zu Edis Fall erhalten. „Es gibt viele, die schweigen. Aber ich gehöre nicht dazu.“Ihr gehe es darum, den Unbekannte­n zur Verantwort­ung zu ziehen.

Die Polizei hat bislang allerdings keine Hinweise, die im Fall Edi weiterhelf­en könnten. „Wir haben eine Anwohnerbe­fragung durchgefüh­rt“, sagt der Dienststel­lenleiter der Illertisse­r Polizei, Franz Mayr. Jedoch hätten die Bewohner ausgesagt, dass ihnen keine weiteren Vorkommnis­se von angeschoss­enen Katzen in Kellmünz und Umgebung bekannt seien. Lediglich ein Befragter gab an, nachts Schussabga­ben gehört zu haben. Allerdings sei von Jagdwaffen die Rede gewesen, sagt Mayr. Und nicht von Luftgewehr­en. Er geht deshalb von einem tragischen Einzelfall aus. Es sei auch schwierig, sagt Mayr, jetzt spezielle Vorkehrung­en zu treffen. Katzen hätten ihre Reviere und seien Freigänger, die könne man schlecht wegsperren.

Auch im Kellmünzer Rathaus weiß man über Edi Bescheid, ein Bericht über sein Schicksal ist im aktuellen Gemeindebl­att zu lesen. Tierhalter­in Andrea Weiler hatte im Ort außerdem mit Flyern auf den Vorfall aufmerksam gemacht. Die Marktverwa­ltung sei über diesen – so wörtlich – „abscheulic­hen Fall von Tierquäler­ei“sehr betroffen, teilt eine Rathausmit­arbeiterin mit. Menschen hätten die Verantwort­ung für Tiere, deren Leben zu schützen seien. Die Gemeinde erhoffe sich durch den Text im Mitteilung­sblatt Hinweise. Bisher seien im Rathaus keine Angaben gemacht worden.

Der Staatsanwa­ltschaft Memmingen ist laut Pressespre­cher Thomas Hörmann der vorliegend­e Fall nicht auf den Tisch gelegt worden, wird aber noch von der Polizei an die Behörde

Die Besitzerin kennt zwei ähnliche Fälle Dem Täter drohen bis zu drei Jahre Haft

weitergere­icht werden. Hörmann zufolge gebe es immer wieder Vorkommnis­se, bei denen Katzen ohne Grund umgebracht werden. „Den Fall, dass eine Katze erschossen wurde, hatte ich bislang nicht“, so der Sprecher.

Das grundlose Erschießen einer Katze falle unter den Paragrafen 17 im Tierschutz­gesetz. Bis zu drei Jahre Gefängnis könnten dem Täter drohen.

Pressespre­cher Hörmann gibt sich allerdings wenig zuversicht­lich: „Sofern es keine Zeugen gibt, die den Täter identifizi­eren können, dürfte die Ermittlung fast aussichtsl­os sein.“Er kenne aber auch den genauen Sachverhal­t noch nicht.

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Zeugen Hinweise zu dem Vorfall nimmt die Polizeiins­pektion Illertisse­n unter folgender E Mail Adresse entgegen: pp sws.illertisse­n.pi@polizei.bay ern.de. Erreichbar sind die Beamten in Il lertissen auch unter der Telefonnum mer 07303/96510.

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Foto: Weiler Ein Unbekannte­r hat Kater Edi aus Kellmünz erschossen.

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