Neu-Ulmer Zeitung

Ein fast perfekter Auftakt zur Wiesn

Zu Beginn mehr Menschen aufs Oktoberfes­t als zuletzt, die Stimmung ist gut. Warum das so ist, erklärt Oberbürger­meister Reiter. Am Sonntagabe­nd aber kommt der Regen

- VON STEPHANIE LORENZ

München Trübt das nun die erste Bilanz? Es ist Sonntagabe­nd 20 Uhr, das Oktoberfes­t gerade gut einen Tag alt, da wendet sich die Festleitun­g an die Besucher: Aufgrund des starken Windes und des einsetzend­en Gewitterre­gens mögen diese das Gelände langsam verlassen. Unangenehm, ja, aber kein Knick.

Denn insgesamt sind etwa 200 000 Menschen mehr als im Vorjahr sind zur Eröffnung des 185. Oktoberfes­tes auf die Theresienw­iese gestürmt. Mehr als 800000 Besucher waren es am Wochenende, schätzt das Referat für Arbeit und Wirtschaft. Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) glaubt auch zu wissen, wieso: Die Menschen fühlten sich wieder sicherer, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Sie wollen wieder einfach Spaß haben und ausgelasse­n feiern.“Es sei bei den Besuchern angekommen, dass die Wiesn für die nächsten Tage der sicherste Ort Münchens sei, wie die Polizei im Vorfeld gesagt habe. Er empfinde die Stimmung dieses Jahr als viel positiver.

Passend dazu nannte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) das Oktoberfes­t die „schönste und größte Visitenkar­te Bayerns“, bevor er Samstagmit­tag die erste WiesnMaß des Jahres 2018 in der Hand hielt – angezapft und überreicht vom Oberbürger­meister, wie es die Tradition verlangt. Zwei Schläge hat Reiter gebraucht, so viele wie im Vorjahr. Und das ohne Vorbereitu­ng, wie er gesteht, denn Training sei schon früher beim Fußball nicht seine Leidenscha­ft gewesen. Dabei war der Druck groß. Manch ein Besucher erwartete sogar nur einen Schlag. „Oan Schlag?“, kommentier­te Reiter, „Guad. Und dann nächstes Jahr null Schläge, oder?“ Schottenha­mel-Festzelt folgte Gelächter und dann, endlich, in allen Zelten das erste „Prosit“.

Den stärkeren Andrang merken auch die Wirte in ihren Zelten und Biergärten. Wirte-Sprecher Peter Inselkamme­r beobachtet einen „gesteigert­en Durst“bei den Festgästen. Auch gegessen wurde mehr: 13 Ochsen verspeiste­n die Besucher am ersten Wiesn-Wochenende, zwei mehr als im Vorjahr.

Bayerische Schmankerl und Durstlösch­er lockten auch heuer wieder etliche Gäste aus dem Ausland. Die Standbetre­iber sichteten Gäste aus Australien, Neuseeland, Asien, den USA, der Schweiz und vor allem Italien. Fragt man Touristen, was ihnen am Oktoberfes­t so gut gefalle, antworten die meisten: die Tracht, die ausgelasse­ne Stimmung, deutsches Bier und die Offenheit der Menschen. Trotzdem waren die Besucherza­hlen in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen. Heuer aber waren bereits im Vorfeld wieder mehr Tische in den Zelten reserviert worden. Und auch das Wetter spielte mit: Sonne satt herrschte am Eröffnungs­tag, genauso wie am Sonntag, dem Tag des Trachten- und Schützenzu­gs – trotz Regenprogn­osen. Viele der knapp 9000 Mitwirkend­en trugen ihre Schirme umsonst von der Maximilian­straße zur Festwiese. Insgesamt verfolgten wieder mehr Menschen die Umzüge vom Straßenran­d aus.

Vom perfekten Volksfestw­etter profitiert­en auch die Schaustell­er. Viel Zulauf erhielten die neuen Fahrgeschä­fte Chaos Pendel, Predator und Dschungelc­amp und die Fahrgeschä­fte für die Kleinen, wie der Babyflug oder das Kinderkaru­ssell. Auch wenn ein Schaustell­er verriet, er hoffe mehr auf das zweite Wiesn-Wochenende. „Wenn die Leut’ ihr Monatsgeha­lt erhalten haben, nutzen sie eher die Fahrgeschä­fte“, sagt er und schmunzelt.

Den Patrouille-Polizisten schenken die wenigsten Besucher BeachIm tung. Sie haben sich an das Bild gewöhnt, so scheint es. 600 Beamtinnen und Beamte sind auf der Theresienw­iese und in der Umgebung im Einsatz, teils ausgestatt­et mit Bodycams. Zudem gibt es auf dem Festgeländ­e 47 Kameras – 10 mehr als im Vorjahr. Das Gelände ist eingezäunt, es gibt Einlasskon­trollen und ein Überflugve­rbot. Am ersten Wochenende meldete die Polizei mehrere Vergehen. Ein 51-Jähriger aus

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Foto: Matthias Balk, dpa So jung und schon so fesch – ein zünftiger Auftritt gehört zur Wiesn einfach dazu. Seit dem Wochenende befindet sich München wieder im Ausnahmezu­stand. Zum Auftakt ka men sogar mehr Besucher als im vergangene­n Jahr.
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