Neu-Ulmer Zeitung

Igel, Eichhörnch­en und Co. richtig bewirten

Im Herbst und Winter haben es manche Tiere schwer. Eine Expertin erklärt, was Gartenbesi­tzer tun können, damit die Wildtiere sicher durch die kalten Tage kommen und worauf sie noch achten müssen

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Augsburg Am vergangene­n Sonntag war kalendaris­cher Herbstanfa­ng. Die warmen Tage sind bald vorbei. Laubbäume verabschie­den sich von ihren Blättern. Für viele Tiere heißt das: hamstern, hamstern, hamstern. Schnell müssen Vorräte gesammelt werden, damit die Tiere sich in den Winterschl­af begeben können. Was können wir Menschen tun, um Igel, Eichhörnch­en und Co. zu helfen? Wie sollte ein tierfreund­licher Garten aussehen?

Die Münchner Zoo- und Wildtier-Ärztin Julia Maltzan erklärt, worauf Gartenbesi­tzer, aber auch Autofahrer in der dunklen Jahreszeit achten müssen, um den Tieren zu helfen und sie zu schützen:

Igel

Das Stacheltie­r wird in freier Wildbahn bis zu sieben Jahre alt. In Deutschlan­d bleibe die Zahl der Tiere annähernd konstant, sagt die Wildtierär­ztin Maltzan. „Der Igel braucht einen offenen Garten, um rein- und rauszuspaz­ieren“, erklärt sie. Statt herabfalle­nde Blätter aufzusamme­ln, können Gartenbesi­tzer diese im Unterholz belassen. Der Igel baut sich dann selbststän­dig einen geschützte­n wetterfest­en Unterschlu­pf.

Die Expertin rät davon ab, dem Igel im Herbst zusätzlich­es Futter anzubieten. Dies könne den Biorhythmu­s des Tieres stören. „Ist das Nahrungsan­gebot zu üppig, reduziert der Igel seinen Stoffwechs­el nicht“, sagt Maltzan. Das sei jedoch nötig, damit er den Winter überstehen kann.

Das Stacheltie­r geht Anfang November für rund vier Monate in den Winterschl­af. Wobei es je nach Witterung auch früher oder später sein kann, sagt Maltzan. „Wenn es mal wärmer wird, wacht der Igel auch kurz auf und sucht sich Nahrung.“Finden Gartenbesi­tzer vor dem Winter sehr kleine oder abgemagert­e Tiere (unter 500 Gramm), können sie diese zur regionalen Igelhilfe bringen, wo sie dann überwinter­n.

Eichhörnch­en

Auch die Population der Eichhörnch­en sei sehr stabil, sagt die Wildtierär­ztin. Im Herbst beginnen die Tiere, ihren Stoffwechs­el zu senken sich eine Höhle einzuricht­en. „Dafür sammeln sie beispielsw­eise Moos“, sagt Maltzan. Anders als Igel sind Eichhörnch­en aber im Winter sehr viel unterwegs, um eingelager­te Nüsse und Früchte zu holen.

Gartenbesi­tzer können eine Wasserscha­le hinausstel­len. Gleichzeit­ig mögen die Tiere neben Haselnüsse­n und Bucheckern Körnermisc­hungen ähnlich wie Vögel. Deswegen empfiehlt die Expertin auch, einen gemeinsame­n Futterplat­z für Vögel und Eichhörnch­en einzuricht­en.

Vögel

Durch die milderen Winter blieben immer häufiger einige Zugvogelar­ten in Nordeuropa, statt in den Süden zu fliegen, sagt die Expertin. Gartenbesi­tzer haben viele Möglichkei­ten, den Vögeln das Überwinter­n leichter zu machen. „Beeund rentragend­e Büsche oder Hecken bieten reichlich Nahrung und Unterschlu­pf für die Tiere“, sagt Maltzan.

Im Winter selbst können ein halbierter Apfel oder getrocknet­e Beeren angeboten werden. Für Meisen oder Finken lassen sich zudem eigene Körnermisc­hungen anfertigen. Amseln, Rotkehlche­n oder Spechte lieben darüber hinaus Insekten und Mehlwürmer. Wichtig sei, dass die Futterstel­le nach oben hin geschützt werde. „Das muss nicht direkt ein Vogelhäusc­hen sein, ein Tannenzwei­g oder ein kleines Vordach reichen auch schon“, erklärt Maltzan. Dabei geht es um den Sichtschut­z vor Raubvögeln. Doch Vorsicht: Die Futterstel­len sollten nicht zu nah an Fenstern sein, da diese spiegeln und die Tiere dagegen anfliegen könnten.

Rehe und Wildschwei­ne

Wenn es morgens und abends noch dunkel ist oder noch Nebelfelde­r über den Wiesen liegen, wechseln oft Wildtiere die Straßensei­te. Autofahrer­n rät die Ärztin daher, auf leuchtende Augen, die das Scheinwerf­erlicht reflektier­en, am Straßenran­d zu achten. „Aufmerksam schauen hilft da sehr“, sagt sie. Falls ein Tier auf der Straße steht, sollte trotzdem die Spur gehalten werden. „Menschenle­ben hat Priorität.“Sehen Autofahrer Reh oder Wildschwei­n rechtzeiti­g, abbremsen und das Abblendlic­ht ausschalte­n. Bei langsamer Weiterfahr­t mit dem Standlicht können die Tiere sich zurückzieh­en.

 ?? Foto: dpa ?? Mit herunterge­fallenen Laubblätte­rn kann der Igel sich einen Unterschlu­pf bauen. Gartenbesi­tzer müssen deshalb im Herbst nicht alles aufsammeln und entsorgen.
Foto: dpa Mit herunterge­fallenen Laubblätte­rn kann der Igel sich einen Unterschlu­pf bauen. Gartenbesi­tzer müssen deshalb im Herbst nicht alles aufsammeln und entsorgen.
 ??  ?? Julia Maltzan
Julia Maltzan

Newspapers in German

Newspapers from Germany