Schwaben und die Hochfinanz
Der Schwabe ist für seine Sparsamkeit bekannt. „Schaffe, schaffe, Häusle baue“. Dieser Spruch ist dem wackeren schwäbischen Sparfuchs tief in die Seele eingebrannt. Und doch hat sich so mancher bei uns bis vor einer kleinen Ewigkeit vermeintlich sichere Anlagen wie Schiffsanleihen oder geschlossene Immobilienfonds vom Hausbank-Vertreter seines Vertrauens andrehen lassen. Dann kollabierte auf den Tag genau vor zehn Jahren die Lehman-Brothers Bank in den USA. Es folgte die größte Kapitalvernichtung in der Menschheitsgeschichte. Und der Schwabe wandte sich endgültig von der Hochfinanz ab. Sein hart erschafftes Geld wandert seitdem wieder bevorzugt in sein ganz persönliches Valium – ein angenehmes Gefühl bei all der digitalen Hektik: das Sparbuch, der Bausparvertrag. Das ist des Schwabens Welt. Komme an Niedrigzins was da wolle. Der baufixierte Schwabe fand sich nach dem Schock der Finanzkrise plötzlich im Schlaraffenland: Dank der Hochfinanz ist für ihn weniger schaffe und mehr baue verbunden – Häusle baue bei historisch niedrigen Zinsen. So kommt es, dass Schwaben landauf, landab überschwemmt wird mit Landvillen im Toskana-Stil.