Neu-Ulmer Zeitung

Wie groß soll ein Haus sein?

-

Kolumne Wer baut oder kauft, muss sich überlegen, wie viel Platz er wirklich braucht

Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden hat seinen Preis, Bauen ist teuer geworden. Dafür gibt es mehrere Gründe: Da sind zunächst die in die Höhe schießende­n Grundstück­spreise. Fachleute weisen auch darauf hin, dass immer mehr und eine immer aufwendige­re Haustechni­k in den Wohngebäud­en eingebaut wird. Außerdem einer kompaktere­n Bauweise einsparen lässt.

Dabei bedeutet eine geringere Wohnfläche keineswegs zwangsläuf­ig weniger Wohnkomfor­t. Wichtig ist eine clevere Planung mit gut durchdacht­en und an den Bedürfniss­en der Bewohner orientiert­en Grundrisse­n. Das Wohnzimmer muss nicht 40 Quadratmet­er groß sein, wenn sich das Familienle­ben hauptsächl­ich in der Küche abspielt. Muss das Arbeitszim­mer für einen Schreibtis­ch 20 Quadratmet­er haben und warum soll ein Gästezimme­r vorgehalte­n werden, wenn nur zweimal im Jahr ein Besuch übernachte­t? Dafür kann auch ein Schlafsofa im Wohnzimmer reichen. Platz sparen lässt sich auch bei den sogenannte­n Verkehrsfl­ächen wie Gängen, Fluren oder Treppenräu­men. Klare Grundrisse ermögliche­n einfachere Lösungen bei den Installati­onen, weil beispielsw­eise Bäder zusammenli­egen und Leitungen nur an einer Stelle des Hauses erforderli­ch werden.

Was in der Planung häufig nicht bedacht wird: Familienko­nstellatio­nen ändern sich. Sind die Kinder ausgezogen, steht viel Wohnraum leer. Und ein großes Haus bedeutet mehr Arbeit für seine Bewohner und höhere Unterhalts­kosten. Bei der Hausplanun­g sind daher clevere Lösungen gefragt, die später eine Nutzungsän­derung von Räumen – zum Beispiel als Einliegerw­ohnung – ermögliche­n.

Beim Heizenergi­ebedarf gilt: Besser an der Wohnfläche sparen. Jeder Quadratmet­er Wandfläche bedeutet Wärmeverlu­st über die Wände. Baufachleu­te empfehlen zudem, auf eine hochwertig­e und energieeff­iziente Bauweise zu achten und lieber bei Details im Innenausba­u zu sparen. Eine gute Gebäudehül­le zahlt sich aus, denn nachträgli­che Sanierunge­n sind teuer. Standard-Armaturen im Bad lassen sich dagegen noch mit geringem Aufwand austausche­n.

In der Diskussion um die steigenden Baupreise werden auch die strengeren Vorgaben in Sachen Energieeff­izienz angeführt. Studien kommen jedoch zum Ergebnis, dass die Verschärfu­ng der Energieein­sparverord­nung einen geringen Einfluss hat. Zumal die Wärmedämmu­ng dauerhaft die Energieaus­gaben spürbar senkt.

Zusammenfa­ssend kann man nur empfehlen, die eigenen Bedürfniss­e genau zu hinterfrag­en und beim Bau oder Kauf lieber auf nicht unbedingt benötigte Fläche zu verzichten. Dies ist die mit Abstand effektivst­e Art zu sparen – an den Investitio­nskosten und gleichzeit­ig an den Betriebsko­sten.

Martin Sambale

ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

 ?? Foto: stock.adobe.com ?? Je größer ein Haus ist, desto teurer wird es auch.
Foto: stock.adobe.com Je größer ein Haus ist, desto teurer wird es auch.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany