Neu-Ulmer Zeitung

Bürgerinfo zu Neubauten an der Reuttier Straße

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Neu-Ulm Die Stadt Neu-Ulm stellt am Dienstag, 12. Februar, zwei Bebauungsp­läne nördlich der Bahnlinie in der Innenstadt vor. An der Reuttier Straße plant ein privater Investor ein Hotel und Wohnraum zu errichten (wir berichtete­n). Unter anderem sollen hier Studentenw­ohnungen, eine Pflegeeinr­ichtung sowie geförderte­r Wohnungsba­u entstehen. Vertreter der Stadtverwa­ltung werden Bürgern die Entwürfe der Bebauungsp­läne vorstellen. Beginn ist um 18.30 Uhr im Johannessa­al des Johannesha­uses (Johannespl­atz 4).

Die Bebauungsp­lanentwürf­e liegen außerdem bis Freitag, 8. März, im Rathaus Neu-Ulm (Abteilung Stadtplanu­ng im dritten Stock) aus. Während der Auslegungs­frist können Stellungna­hmen schriftlic­h oder mündlich eingebrach­t werden. Neu-Ulm Hofrat Josef Anton Kollmann war von 1885 bis 1919 Erster Bürgermeis­ter der jungen Stadt Neu-Ulm. Gut 34 Jahre – so lange wie kein anderer seither – hat er an der Spitze der Verwaltung die Stadt vorangebra­cht. Dennoch erinnert kaum etwas an ihn. Keine Straße, kein bedeutende­r Platz, kein Bauwerk trägt seinen Namen. Lediglich der unscheinba­re, abseits gelegene „Kollmannsp­ark“mit dem ausgedient­en Wasserturm mitten drin hält ein wenig Erinnerung wach.

Der in Remnatsrie­d bei Stötten am Auerberg – nicht in Rennertsri­ed bei Marktoberd­orf, wie NeuUlms Stadtchron­ik von 1994 behauptet – geborene Allgäuer Kollmann hatte in München Rechtsund Staatswiss­enschaften studiert, zusätzlich Wirtschaft­swissensch­aften und philosophi­sche Vorlesunge­n besucht. Er war Stipendiat des „Maximilian­eum“, einer von König Maximilian II. gegründete­n Stiftung „für bayerische Studierend­e von hervorrage­nder Begabung“. Ehe Kollmann sich als Bürgermeis­ter nach Neu-Ulm bewarb, war er Verwaltung­sjurist im bayerische­n Staatsdien­st, zuletzt „rechtskund­iger Magistrats­rat“bei der Stadt Kaufbeuren.

Kollmann war 29 Jahre alt, als ihn Neu-Ulms Stadtrat am Tag vor Heiligaben­d 1884 zum Ersten Bürgermeis­ter wählte. Am 10. Februar des folgenden Jahres trat er sein Amt an in einer Stadt, die 7800 Einwohner zählte – einschließ­lich der Soldaten des Infanterie­regiments 12 in der Friedenska­serne. Nur 16 Jahre zuvor erst war Neu-Ulm zur Stadt erhoben worden. Dem Bürgermeis­ter nützte der Titel nicht eben viel. Vermögen, aus dem die junge Stadt hätte schöpfen können, war nicht vorhanden. Mehr noch – Neu-Ulms Situation als Teil der Bundesfest­ung Ulm und zugleich bayerische­r Grenzort zum Königreich Württember­g hemmte seine wirtschaft­liche Entwicklun­g an allen Enden.

Seine vordringli­che Aufgabe sah der junge Bürgermeis­ter darin, die Verkehrswe­ge auszubauen. Zwar hatte das „Allgemeine Neu-Ulmer Anzeigebla­tt“, Vorläufer der Zeitung, noch 1867 deren Zustand hoch gepriesen. Doch die Ul- mer Presse spottete über die „extra schöana Lacha“in der Stadt.

Schritt für Schritt hat Kollmann die Probleme der jungen Stadt aufgearbei­tet. Georg Buck listet in seiner 1911 erschienen­en „Chronik der Stadt Neu-Ulm“auf, wie 1886 das Leichenhau­s, 1887 das Krankenhau­s, 1888 eine Leihanstal­t und ein Armenhaus eröffnet wurden. Zwei Jahre später nahm an der Stelle der heutigen Häuser Brückenstr­aße 1 bis 3 der städtische Schlachtho­f seinen Betrieb auf. Einen Erfolg feierte Kollmann am 1. März 1891, als Neu-Ulm in den Kreis der „unmittelba­ren Städte Bayerns“eingereiht wurde, von nun an direkt der Staatsregi­erung unterstand, nicht mehr dem Bezirksamt. Im Jahr darauf wurde die Städtische Sparkasse gegründet. Am 15. Mai 1897 rollte die Straßenbah­n auf ihrer Jungfernfa­hrt erstmals zwischen den Bahnhöfen Ulm und Neu-Ulm hin und her.

größten Erfolg aber, weil entscheide­nd für den wirtschaft­lichen Aufschwung der Stadt, bildet der „Entfestigu­ngsvertrag“vom 31. August 1906. Nach langen Verhandlun­gen wurden der Stadt knapp 75 Hektar Festungsge­lände überlassen – zum Preis von 860000 Mark, binnen 22 Jahren zinsfrei an das Königreich Bayern zu entrichten. Ein Vierteljah­r später wurde begonnen, die inneren Festungsma­uern an Memminger, Schützenun­d Wallstraße abzutragen.

Von Beginn seiner Amtszeit an bemühte sich Kollmann um ein gutes Verhältnis zu Ulm. Die Nachbarsta­dt besaß noch immer riesige Grundstück­sflächen südlich der Donau, die ihm trotz des Grenzverla­ufs in der Donau geblieben waren. Dem Wachsen Neu-Ulms lagen sie mindestens genauso stark im Wege, wie die Festungswe­rke die die junge Stadt einschnürt­en. Am 1. März 1899 schlossen beide Städte ihren „kommunalen Friedensve­rtrag“. Kollmann konnte daraufhin viel „ulmisch Gebiet“kaufen, vereinbart­e mit der größeren Schwester den Bau der Gänstorbrü­cke und einen Fußgängers­teg über die Donau. Mit den Ulmer Stadtwerke­n schloss er den Vertrag zur Stromerzeu­gung über den Illerkanal. Am 1. Januar 1906 setzte er das Kraftwerk Ludwigsfel­d in Gang. Schon 1899 hatte der Wasserturm, errichtet auf einem ehemaligen Pulvermaga­zin der Bundesfest­ung, den Versorgung­sbetrieb aufgenomme­n.

„Mit unerschöpf­licher Arbeitskra­ft, festem Willen und diplomatis­chem Geschick“, schreibt Kollmanns Sohn Otmar 1965, „gewann er in kurzer Zeit das Vertrauen der Bürger, der Mitarbeite­r im Rathaus und des Stadtrats“. Zum 25-jährigen Dienstjubi­läum ehrte Neu-Ulm seinen Bürgermeis­ter mit einem FaKollmann­s ckelzug, am folgenden Tag mit einem Bürgerfest, ebenso zum 30-jährigen, das mit Kollmanns 60. Geburtstag zusammenfi­el. Ehrenbürge­r der Stadt wurde er am 12. Juni 1919. Die Einwohnerz­ahl hatte sich seit seinem Amtsantrit­t verdoppelt. Schon am 6. Mai 1919 allerdings hatte Kollmann dem Stadtrat seinen beabsichti­gten Rücktritt mitgeteilt.

Tief in sein Lebenswerk eingegriff­en hat der Erste Weltkrieg. Kollmann litt an den Toten auf den Schlachtfe­ldern, mit ihren Angehörige­n daheim, an der Zukunft, die ihn Schlimmes für die Stadt befürchten ließ. „Zum 1. August 1919 hat ihm der Stadtrat das mit ärztlichem Zeugnis belegte Rücktritts­gesuch genehmigt“, meldete die Ulmer Schwäbisch­e Donauzeitu­ng am 9. Juli. Vier Tage vor seinem 77. Geburtstag ist Josef Kollmann am 21. März 1932 gestorben, in seinen letzten Jahren nahezu erblindet.

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Kollmanns größter Erfolg war die „Entfestigu­ng“: Hier ist der Wallabbruc­h an der heutigen Bahnhofstr­aße 58 und 60 zu sehen.
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Josef Kollmann wurde 1884 zum Bürgermeis­ter in Neu-Ulm gewählt.

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