Die gute Seele des Seniorentreffs
Engagement Getränke ausschenken, Feste planen und Besucher unterhalten: Elvira Paul hilft seit fast 30 Jahren in der Einrichtung in Senden mit. Dafür wurde sie nun von der Stadt geehrt
Senden Im Sendener Seniorentreff kennt sie so gut wie alle und alle kennen sie: Elvira Paul, die seit 27 Jahren aus der Cafeteria der Institution kaum wegzudenken ist. Für ihr langjähriges Engagement wurde die Ehrenamtlerin unlängst von der Stadt ausgezeichnet.
Regelmäßig steht Elvira Paul bis heute hinterm Tresen der Cafeteria im Seniorentreff: Kaffee, Cappuccino, Pils oder Saftschorle schenkt die 79-Jährige dort mit ihren Mitstreiterinnen an die Besucher aus – allesamt ehrenamtlich tätig. Sie nimmt Bestellungen entgegen und sorgt für Ordnung an den Tischen. Es gibt immer zu tun für die Küchen-Helferinnen, denn die schmucke Cafeteria im Therese-Studer-Haus ist ein beliebter Treffpunkt für die Gäste des Seniorentreffs und bildet zudem einen passenden Rahmen für Feiern und Feste. Auch in deren Planung und Durchführung ist das Küchenteam eingebunden.
Noch gut kann sich Elvira Paul, die die meisten Besucher nur beim Vornamen nennen, an ihre erste Zeit im Seniorentreff erinnern: 1993 fing sie an und war damals noch ganz alleine für die Verpflegung der TreffBesucher mit Kaffee und anderen zuständig. Die damalige Leiterin, Elisabeth Kuhlmann, hatte Elvira Paul gefragt, ob sie im Treff helfen wolle. Der Seniorentreff befand sich zu dieser Zeit noch an seinem alten Standort in der Ayer Hauptstraße, im ehemaligen Rathaus des Ortsteils. Eine geräumige Cafeteria wie jetzt im Studerhaus gab es damals nicht, Aktivitäten und Verwaltung verteilten sich auf vier Räume. Doch Verpflegung war schon zu dieser Zeit geboten und bis heute ist die Cafeteria im Treff ein wichtiger Anlaufpunkt für eine Vielzahl von Besuchern – ob zum Kaffeeholen, Kartenspielen oder zum kleinen Plausch. Diese Betriebsamkeit ist für Elvira Paul ein besonderer Reiz an ihrer Aufgabe. „Ich bin sehr, sehr gerne unter Leuten“, berichtet sie, „ich habe einfach Lust an dieser Arbeit. Und wenn ich nichts machen kann, geht es mir auch nicht gut.“
Getränke ausschenken und Gäste bedienen, das hat sie bereits in der Heimat gelernt. Die Russlanddeutsche kam mit ihrer Familie 1990 aus Kirgisien nach Deutschland, geboren wurde sie aber in der Wolgadeutschen Republik, die bis 1941 in der UdSSR existierte. Die Vertreibung der von der Bevölkerung ungeliebten Deutschen nach Sibirien und den späteren Umzug nach Kirgisien hat sie noch deutlich in Erinnerung. „Wir haben viel durchgemacht, ich weiß gar nicht, wie wir das geschafft haben“, sagt die Seniorin heute. Doch unterkriegen ließ sie sich nie, auch nicht, als ihr Wunsch, einmal Lehrerin zu werden, zunächst als utopisch abgetan wurde. Doch sie schaffte die Ausbildung und arbeitete schließlich in ihrem Traumberuf. Jahrzehnte später machte die Familie einen Neuanfang in Deutschland, siedelte sich in Senden an, bald engagierte sich Elvira Paul auch in der evangelischen KirGetränken che. Und sie war froh über die Chance, im Treff mitzuarbeiten.
In fast drei Jahrzehnten hat sich dort viel bewegt. Zahlreiche Feste, Zusammenkünfte und Feiern hat Elvira Paul mitorganisiert und mit den verschiedenen Leitern und dem Arbeitskreis des Seniorentreffs gut zusammengearbeitet. Küchenteam und Leitungsgremium besprechen da gemeinsam, was für besondere Events zu planen und zu erledigen ist, berichtet sie. Und um den Gästen im Café genug Abwechslung zu bieten, haben sie immer wieder besondere Schmankerl angeboten, selbst gebackene Kuchen zum Beispiel. „Die Arbeit hat mir immer gut gefallen, die Leute sind alle sehr nett zu mir“, erklärt Elvira Paul, die zeitweise mehrere Nachmittage pro Woche in der Cafeteria zugebracht hat. Mittlerweile arbeitet sie weniger. Bis zum Jahresende will sie noch dabeibleiben, dann werde sie 80 Jahre und wolle aufhören, berichtet sie. Langweilig wird ihr auch dann nicht werden, schließlich hat sie heute acht Enkel und fünf Urenkel, „ich bin also ganz reich“, findet sie. Eine weitere Beschäftigung hat sich die umtriebige Rentnerin aber erst kürzlich doch noch gesucht: Sie hilft jetzt in der Kleiderkammer des „Arbeitskreises Asyl“mit.