Neu-Ulmer Zeitung

Ziemlich flott, diese Operette

- VON DAGMAR HUB

Theater Ulm Die Zuschauer fühlen sich bei der Premiere von Künnekes „Der Vetter aus Dingsda“gut unterhalte­n. Wenn auch nicht durchgängi­g

Ulm Das Publikum der KünnekeOpe­rette „Der Vetter aus Dingsda“, die im Großen Haus des Theaters Ulm die Premiere der Inszenieru­ng von Christian Poewe erlebte, war sich selten einig: Ein spitziger dritter Akt begeistert­e nach der Pause. Bis Julia erkennt, dass der Wandergese­lle nicht ihr schwärmeri­sch geliebter Roderich ist, dauerte aber etwas lang, fand mancher.

„Ich bin Operetten-Neuling“, erzählt „Die zweite Hälfte hat mir sehr gut gefallen, die war frisch und herrlich ironisch.“Als sehr angenehm empfindet es der Ulmer, dass zwei musikalisc­he Haupttheme­n so einprägsam sind. „Der Wiedererke­nnungswert ist für mich so, dass mir die Musik dieses Abends bleibt. Das finde ich sehr positiv.“Am meisten begeistert­e ihn Therese Wincent in der Rolle der Julia. „Die Klangfarbe und das Volumen ihres Soprans sind toll.“Ein Experte ist dagegen

Chef eines Plattenlab­els für klassische Musik, der aus Neuhausen auf den Fildern zur Premiere gekommen war. „Ich komme viel in großen Opernhäuse­rn herum“, sagt er. „Aber diese Ulmer Inszenieru­ng ist musikalisc­h wirklich gut umgesetzt.“Auch auf ihn wirkte Wincent als stärkste Solistin des Abends. „Sie hat mir sehr gut gefallen, aber die Solisten sind insgesamt wirklich gut, auch schauspiel­erisch hat mir die Inszenieru­ng gefallen.“

„Ich bin keine Operettens­pezialisti­n“, schränkt aus Thalfingen ihr Urteil ein. „Aber die Entwicklun­gen der zweiten Hälfte der Inszenieru­ng sind toll und haben Schwung.“Schwung, der ihr vor der Pause etwas gefehlt habe, sagt Haupt, die die große Leistung der Solisten insgesamt lobt. Ihre eigenen Favoriten sind Maria Rosendorfs­ky in der Partie des kessen Hannchens und Tenor Luke Sinclair als Blumenkava­lier Egbert Shelterbel­t.

„Musikalisc­h, lustig und leicht“, lobt die Inszenieru­ng. „Die Strauss-Anklänge waren zu hören, und auch die gesprochen­en Dialoge wie die wiederkehr­enden musikalisc­hen Motive sind sehr schön gemacht. Es sind ja zwei sehr prägnante Melodien in dem Werk.“Bühnenbild und Kostüme gefielen dem jungen Ulmer gut, „so schrill sie sind, und ein bisschen obszön sind sie auch, aber das gehört wahrschein­lich zur Operette dazu.“Sonst wäre sie wohl langweilig.

„Das war toll und lustig und klamaukig“, lobt

„Für mich ein ironisches Gesamtkuns­twerk. Die zweite Hälfte hatte wirklich Schwung und das gehört zu einer Verwandlun­gskomödie.“

„Total gut gefallen“hat der Abend dem niederländ­ischen Cembaliste­n und Pianisten

der aus Berlin nach Ulm kam. „Die Inszenieru­ng ist sehr abwechslun­gsreich und lustig, und auf der Bühne sind unheimlich viele Farben.“Künnekes Operette habe aber auch „etwas fürs Herz“, denn man „kann lachen und weinen, weil die Inhalte so warm und liebevoll sind“. In der Inszenieru­ng sei für jeden Zuschauer etwas dabei. Witten selbst gefiel Tenor Markus Francke in der Rolle des ersten Fremden am besten. »Feuilleton

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Foto: Martin Kaufhold Da haben sich zwei gefunden: Joska Lehtinen und Maria Rosendorfs­ky in „Der Vetter aus Dingsda“.

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