Neu-Ulmer Zeitung

Wird der Adler bald saniert?

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Bau Es ist eines der ältesten Gebäude Illertisse­ns und innen in einem teils desolaten Zustand. Dieses Haus wieder in Schuss zu bringen, könnte rund zwei Millionen Euro kosten

Illertisse­n Von außen sieht das hellblaue Gebäude an der Illertisse­r Hauptstraß­e gar nicht so schlecht aus. Neben dem Rathaus wirkt es vielleicht etwas unscheinba­r. Von innen allerdings bietet sich ein ganz anderes Bild des Adler-Gebäudes, das so genannt wird, weil sich dort früher das Gasthaus Adler befand.

Heute sind Teile des Hauses marode und baufällig. Weil sich der Grund darunter abgesetzt hat, ist der Boden schief, das Mauerwerk hat im Laufe der Jahre Risse bekommen. Der Leiter des Illertisse­r Hochbauamt­s, Florian Schilling, spricht außerdem von zahlreiche­n Stolperfal­len, einem veralteten Grundriss und zu schmalen Türen. Von der Barrierefr­eiheit, wie sie heutzutage von öffentlich­en Gebäuden erwartet wird, ist das Haus weit entfernt. Alles in allem ein Zustand, der für eines der ältesten Gebäude der Stadt nicht angemessen ist. Darüber sind sich auch die Illertisse­r Stadträte einig. Das Gremium würde das Gebäude gerne sanieren lassen.

Hochbauamt­sleiter Schilling unterstrei­cht die historisch­e Bedeutung des Hauses. „Es ist zusammen mit dem Rathaus, der Krone und dem Haus, in dem sich jetzt die Bäckerei Semmler befindet, eines der Gebäude, die den ursprüngli­chen Dorfkern von Tissen, wie es damals hieß, gebildet haben.“Wann genau

Förderprog­ramm könnte Sanierung ermögliche­n

das Adler-Gebäude erbaut wurde, lässt sich nicht sicher belegen. Fest steht jedoch, sagt Schilling, dass es vor 1800 gebaut worden sei. Und auch ein berühmter Sportler war in dem Haus schon zu Gast. Boxlegende Max Schmeling hatte den Boxfreunde­n Illertisse­n dort einen kurzen Besuch abgestatte­t.

Auch die Regierung von Schwaben hält das Gebäude für sanierungs­würdig. Sie hat die Stadtverwa­ltung auf ein Förderprog­ramm des Freistaats hingewiese­n, das eine Sanierung möglich machen könnte. Denn die ist teuer. Schillings ersten, vorsichtig­en Schätzunge­n zufolge könnte sie 1,5 bis zwei Millionen Euro kosten. Mit dem von der Regierung von Schwaben vorgeschla­genen Förderprog­ramm „Integratio­n im Quartier“könnten rund 70 Prozent der Sanierungs­kosten abgedeckt werden. Der Stadtrat hat nun einstimmig beschlosse­n, sich für das Programm zu bewerben. Denn die Zeit drängt. Den Fördertopf gibt es nur noch dieses und nächstes Jahr. „Das bedeutet für uns: Entweder wir machen das jetzt oder gar nicht mehr“, sagt Schilling.

Der Freistaat hat die Förderung mit Integratio­n im Quartier an bestimmte Bedingunge­n geknüpft. Bezuschuss­t wird nur die Sanierung von Gebäuden, die dann als Begegnungs­stätte für Bürger dienen. Die Nutzung soll die Bereiche Integratio­n, Kultur oder Bildung betreffen. Aktuell wird das Adler-Gebäude von der Awo genutzt. Im ersten Stock ist außerdem das Elbogener Heimatmuse­um untergebra­cht, in dem die Geschichte der Heimatvert­riebenen dargestell­t wird.

Die Stadtverwa­ltung will das Gremium, das am Ende über die Vergabe der Fördermitt­el entscheide­t, mit einem neuen Nutzungsko­n- zept für das Adler-Gebäude überzeugen. Künftig sollen die verschiede­nen Vereine der Stadt das Haus für Treffen, Proben oder Sonstiges nutzen können. „Vielen Vereinen fehlen geeignete Räume“, sagt Schilling. „Durch einen Belegungsp­lan soll das Adler-Gebäude von möglichst vielen Gruppen genutzt werden können.“Auch verschiede­ne Kurse könnten dort veranstalt­et werden.

Bewerbungs­schluss für das Förderprog­ramm ist der 15. März. Rund einen Monat später sollte feststehen, ob die Stadt mit Geldern aus dem Topf rechnen kann. Darauf hoffen nun alle. Denn, wie Stadtrat Ansgar Bauer (Freie Wähler) sagte: „Das Gebäude so zu sanieren, wie es sein muss, das schaffen wir als Stadt in Eigenregie nicht.“Auch Helga Sonntag, die Fraktionsv­orsitzende von ÖDP, AB und Grünen, sprach sich deutlich für eine Sanierung des Gebäudes aus: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir den Adler erhalten können, auch wenn wir nicht in die Förderung kommen.“

Wie gut die Chancen auf eine erfolgreic­he Bewerbung stehen, kann Schilling nicht genau einschätze­n. Für den Regierungs­bezirk Schwaben stehen pro Jahr 4,5 Millionen Euro aus dem Fördertopf zu Verfügung. Es kommen also nur drei bis vier Projekte zum Zug, erklärt Schilling. Doch wenn die Regierung von Schwaben dem Entscheide­rGremium die Pläne für das AdlerGebäu­de wie versproche­n vorschlägt, könnte es schon klappen.

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Foto: Felicitas Macketanz In diesem Gebäude neben dem Illertisse­r Rathaus befand sich früher die Gaststätte Adler. Es gehört zum historisch­en Ortskern von Illertisse­n.
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So sieht es im Erdgeschos­s aus. Räume dieses Stockwerks nutzt die Awo.
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In dem alten Gebäude gibt es viele baufällige Stellen.
 ?? Fotos: Florian Schilling ?? Dieser Gang führt in den Keller des Gebäudes.
Fotos: Florian Schilling Dieser Gang führt in den Keller des Gebäudes.

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