Neu-Ulmer Zeitung

Es hat sich ausgeschät­zelt

- VON RUPERT HUBER

Geburtstag Wenn man an Uschi Glas denkt, ist vielen gleich die erotisch Naive in weißer Korsage präsent. Oder „das Halbblut Apanatschi“. Heute, mit 75, geht sie ihren eigenen Weg. Die Schauspiel­erin mit dem charmanten Akzent engagiert sich vor allem für Kinder

Augsburg Ob Uschi Glas eine großartige Schauspiel­erin ist, darüber lässt sich trefflich diskutiere­n. Eines aber ist unbestritt­en: Sie ist ein Markenarti­kel. Wenn sie spricht, sieht man eine liebliche bayerische Voralpenla­ndschaft samt Bauernhof vor sich oder eine Dame, die in noblem Strick und dekorative­m Schal zum Shoppen geht, auch wenn sie nur im Münchner Gemüselade­n nebenan Gurken und Blumenkohl einkauft. Keine andere Schauspiel­erin mischt so mühelos Hochdeutsc­h mit einem bayerische­n Akzent, dass man sich seiner Ohren erfreut und so manchen mageren Film vergisst.

Der Kommiliton­e aus Kiel jedenfalls wurde in lange zurücklieg­enden Studienzei­ten immer ganz wepsig, wenn er der Uschi im Kino und im Fernsehen ansichtig wurde. Sein Wunschtrau­m: „Eine Münchnerin, die so nett spricht, möchte ich auch mal kennenlern­en.“In jungen Jahren sind Vorsätze das eine, die Realität sieht dann anders aus. Der Freund heiratete eine Berlinerin.

Tatsächlic­h galt Uschi Glas dank vieler Rollen, die sie in der Landeshaup­tstadt spielte, als schöne Münchnerin, obwohl sie im niederbaye­rischen Landau an der Isar aufwuchs. Mit 20 aber zog sie nach München, Vaters Worte im Kopf: „Du musst am Abend in den Spiegel schauen können.“Ein Rat, den sie beherzigte. Selbstbewu­sst kritisiert­e die Schauspiel­anwärterin einen Film des Kinoproduz­enten Horst Wendlandt. Der war beeindruck­t und en- gagierte sie für eine Rolle im EdgarWalla­ce-Film „Der unheimlich­e Mönch“. 1966 war sie „das Halbblut Apanatschi“an der Seite von Pierre Brice als Winnetou. Mit der Folge, dass die vom Uschi-Fieber ergriffen wurde: Ihr Bild hing in vielen Teenager-Zimmern.

Die Komödie „Zur Sache, Schätzchen“machte Uschi Glas endgültig zum Star. Darin klärt Werner Enke sie in der Münchner Straßenbah­n über die Kunst des Fummelns auf. Und auf dem Polizeirev­ier legt das Schätzchen einen Halb-Striptease hin, nach dem sie schließlic­h in weißer Korsage dasteht. Jahrzehnte­lang klebte das „Schätzchen“-Image der erotisch Naiven an ihr. Doch lange schon hat es sich ausgeschät­zelt. Zumal Uschi Glas sich Ende der 60er Jahre nicht politisch vereinnahm­en ließ. „Du musst bei Willy Brandt unterschre­iben“, forderte die Münchner Szene.

Doch Uschi Glas hielt es lieber mit der CSU und Franz Josef Strauß. „Ich habe darauf keine Angebote vom neuen deutschen Film bekommen“, erinnert sie sich. Als sie im Jahr 2000 Ex-Bundeskanz­ler Helmut Kohl mit einer Spende von 10 000 Mark in der Schwarzgel­d-Affäre unterstütz­te, war sie in vielen Medien unten durch. Doch für die positive Vermittlun­g des bayerische­n Wesens wurde der schwarzen Uschi sogar der Bayerische Ver- dienstorde­n verliehen. An diesem Samstag wird sie 75 Jahre alt.

Für viele Zuschauer bildeten Uschi Glas und Dauerpartn­er Elmar Wepper das „Traumpaar“des deutschen Fernsehens. In „Polizeiins­pektion 1“spielte die Glas die Ehefrau des Polizisten Heinl, in „Zwei Münchner in Hamburg“eine Bankerin. Wenn die gemeinsam frühstückt­en, sah es aus wie in der Werbung für Kaffeefilt­er. Was ja passte zu der bodenständ­igen Mutter dreier Kinder, die persönlich alles ohne Skandale schaffte. Sie spricht nicht darüber, dass ihr Sohn Ben im Knast landete, aber das Scheitern ihrer Ehe mit Filmkaufma­nn Bernd Teewag war für sie „eine Niederlage“, die sie zornig kommentier­te: „Ich steh doch nicht daheim wie ein Möbelstück rum, und er geht abends schnacksel­n.“

Und dann war da noch die Sache mit der Hautcreme, die bei Testperson­en für Ausschläge sorgte, was die Stiftung Warentest kritisiert­e. 2005 heiratete der TV-Star, der nach der Scheidung zunächst allein bleiben wollte, den Unternehme­nsberater Dieter Hermann. Uschi Glas engagiert sich im Kampf gegen Blutkrebs und sitzt mit Hermann im Vorstand des Vereins brotZeit („Damit kein Kind in unserem Land ohne Frühstück bleibt“). Ganz ohne Kino geht es aber nicht. Kommt sie in eine Schule, bestehen die Kids bei der ältlichen Tante Uschi auf einem Selfie. Ihre Rolle in der „Fack ju Göhte“-Reihe als Burnout-geplagte Lehrerin Ingrid Leimbach-Knorr machte das möglich.

Sie hielt es lieber mit der CSU und Franz Josef Strauß

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Sie galt als schöne Münchnerin, obwohl sie im niederbaye­rischen Landau an der Isar aufwuchs: Uschi Glas bei Dreharbeit­en am Wörthersee.
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Foto: Sven Hoppe, dpa Heute engagiert sich Uschi Glas in einem Verein, der sich für Kinder einsetzt, und im Kampf gegen Blutkrebs. Ganz ohne Film aber geht es nicht.
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Hochzeit des Uschi-Fiebers: Ihr Bild hing in vielen Teenager-Zimmern.
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Foto: dpa In der Rolle der Apanatschi in einem Winnetou-Streifen.

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