Kostenlos zu haben?
EU Die Wirte wehren sich gegen die Abgabe von Gratis-Wasser. Bei McDonald’s ist es oft zu haben
Augsburg Der Vorstoß der EU, dass Gastwirte Leitungswasser kostenlos abgeben sollen, stößt in Deutschland auf wenig Gegenliebe: „Jeder Unternehmer muss für sich entscheiden dürfen, ob und zu welchen Konditionen er seinen Gästen Wasser anbietet“, argumentiert der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. Ähnlich sieht es Thomas Geppert, Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes: „Der Vorschlag zeigt das Unverständnis gegenüber der Dienstleistungsbranche“, kritisiert er. Während viele Wirte bisher ungern Gratis-Wasser ausgeben, gehört es in anderen Restaurants schon zum Service dazu – manchmal sogar bei McDonald’s.
Bei McDonald’s in Deutschland bieten manche Restaurants kostenloses Wasser aktiv über frei zugängliche Getränkespender im McCafé an, berichtet das Unternehmen. Verpflichtende Vorgaben mache der Konzern aber nicht: „91 Prozent unserer Restaurants in Deutschland werden von Franchisenehmern betrieben, die eigenständige Unternehmer sind“, sagt eine Sprecherin. „Vonseiten der Zentrale gibt es dazu keine Vorgabe, weshalb es in den Restaurants bei der Herausgabe von Leitungswasser grundsätzlich zu einer unterschiedlichen Handhabung kommen kann.“
In der neuen Trinkwasser-Richtlinie der EU geht es aber noch um mehr: Ein weiteres Ziel ist es, jene rund elf Prozent der Einwohner der EU, die keinen oder nur sehr eingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, besserzustellen. Deshalb sollen „in öffentlichen Räumen Trinkwasser-Anlagen und Wasserzapfstellen eingerichtet werden“, die kostenfrei genutzt werden können. In die Bauvorschriften will man Auflagen integrieren, damit nur Rohre genutzt werden, die eine hohe Trinkwasserqualität garantieren. Außerdem sollen Verbraucher Informationen zur Wasserqualität leichter abrufen können.
Dem Europaparlament reichen die Pläne aber nicht. Es will der Richtlinie erst zustimmen, wenn die heutigen Grenzwerte auch für natürlich vorkommende, aber schädliche Stoffe wie Uran und Mikrocystine gesenkt werden und Industrieabfälle wie perfluorierte Verbindungen nicht mehr ins Trinkwasser gelangen. Bis zur Umsetzung dürfte es deshalb noch dauern. Vermutlich wird erst das nächste Europaparlament im Herbst entscheiden.