Neu-Ulmer Zeitung

Neapel, Rom, Elversberg

- VON GIDEON ÖTINGER

Regionalli­ga Südwest Beim heutigen Gegner der Spatzen kickt einer, dessen Lebenslauf zu gut für die Liga zu sein scheint: Kevin Koffi. Doch seine aussichtsr­eiche Karriere hat einen Knick

Ulm Wie die Geschichte vieler Fußballer beginnt die Geschichte von Kevin Koffi mit einem Traum: Ein Profivertr­ag, Erfolge, die große Bühne, die große Karriere. Für den Jungen von der Elfenbeink­üste scheint alles zum Greifen nahe. Er kommt mit 16 Jahren ins Jugendteam von Modena, unterschre­ibt dort einen Vertrag als Vollzeitfu­ßballer und wird schnell umworben von den Großen der ersten italienisc­hen Liga. „Das prägendste Erlebnis war, als ich in Modena meinen ersten Profivertr­ag unterschri­eben habe. Das ist der Traum eines jeden Kindes“, sagt der heute 32-Jährige im Jahr 2017 in einem Video des SV Elversberg. Denn dorthin hat es ihn mittlerwei­le verschlage­n. Und heute (18.30 Uhr) spielt er mit dem SVE im Donaustadi­on gegen den SSV Ulm 1846 Fußball.

Elversberg gegen Ulm in der Regionalli­ga Südwest klingt nicht unbedingt nach dem Traum eines Jungen von der Elfenbeink­üste. Koffi deutet es vor zwei Jahren selbst an: „Jetzt mache ich einen Neuanfang in Elversberg.“Mit Anfang 20 verletzt sich schwer am Knie, fällt lange aus und tingelt durch den italienisc­hen Fußball, ohne irgendwo wirklich anzukommen. Er unterschre­ibt bei den Topklubs Neapel und AS Rom, doch in keinem der Teams kann er sich durchsetze­n. Von einer Station zur nächsten wird er ausgeliehe­n oder verkauft. Schließlic­h landet er in Belgien, schafft es dort aber auch nur in unterklass­igere Mannschaft­en – bis der SV Elversberg ihn ins Trainingsl­ager einlädt und im Sommer 2017 beschließt, ihn zu verpflicht­en. Bereuen tun das die Verantwort­lichen nicht, denn der Stürmer fällt durch seine Athletik, seine Technik und seinen Torriecher auf – was in seinem Alter und nach der schweren Verletzung keine Selbstvers­tändlichke­it ist. Koffis lapidare Erklärung: „Ich habe immer auf meine Ernährung geachtet.“Dass er einen eigenen Personal Trainer hat, könnte damit aber auch etwas zu tun gehabt haben. Die Elversberg­er Fans sind jedenfalls gleich Feuer und Flamme bei dem Spektakel, das er auf dem Platz veranstalt­et.

Bis zum Sommer dieses Jahres läuft sein Vertrag in Elversberg noch und eigentlich spricht wenig dagegen, den Kontrakt zu verlängern. An seiner Spritzigke­it und seinem Torinstink­t hat der Ivorer nämlich nichts eingebüßt. Zehn Treffer stehen in dieser Spielzeit bislang auf seinem Konto, womit er auf Platz vier der Liga-Torjägerli­ste steht. „Er war nicht umsonst als Profi in Italien unterwegs“, sagt Ulms Trainer Holger Bachthaler. Koffis Qualität sei schon außergewöh­nlich für die Liga. Es wird eine Aufgabe der Ulmer heute Abend sein, den Stürmer von ihrem Tor fernzuhalt­en. Eine andere, die restlichen zehn Elversberg­er in Schach zu halten.

Das Team von Trainer Horst Steffen ist gerade gut drauf. Fünf Siege in Folge hat es zuletzt eingefahre­n bei einem Torverhält­nis von 15:1. „Elversberg ist individuel­l brutal gut besetzt“, warnt Bachthaler und wiederholt damit die gleiche Warnung, die er schon vor der Partie gegen den FC Homburg am Freier tagabend an seine Mannschaft herantrug. Mit 1:2 ging das Auswärtssp­iel verloren. „Ärgerlich“sei das gewesen, sagt Bachthaler. Praktisch keine Chancen der Homburger habe seine Mannschaft zugelassen und trotzdem zwei Gegentreff­er kassiert. Beide resultiert­en aus Fehlern der Ulmer, einem Fehlpass von Michael Schindele und einem Ballverlus­t bei eigenem Einwurf im Angriffsdr­ittel. Eine veränderte Grundordnu­ng mit Fünferkett­e sollte es gegen die offensivst­arken Homburger richten, doch gebracht hat es zu wenig. Als Bachthaler darauf reagierte und mehr Offensivsp­ieler aufs Feld schickte, gelangen mehrere vielverspr­echende Angriffe, doch außer dem 1:2-Anschlusst­reffer kam nichts Zählbares mehr zustande. Ärgerlich aus Ulmer Sicht war auch, dass sich David Braig am Freitag verletzte. Er bekam einen Schlag in den Rücken und wird gegen Elversberg fehlen. Das dünnt die Offensive weiter aus, die es aktuell ohnehin schwer hat, Tore zu erzielen.

Damit hat Kevin Koffi prinzipiel­l wenig Probleme. Gegen Ulm hat er 2017 auch schon getroffen.

Koffi begeistert die Fans mit seiner Technik

 ?? Foto: imago/Eibner/Franz ?? Kevin Koffi vom SV Elversberg gehört zu den torgefährl­ichsten Spielern der Regionalli­ga Südwest. Sein Lebenslauf liest sich interessan­t: Er war unter anderem beim SSC Neapel und beim AS Rom. Durchsetze­n konnte er sich aber nie.
Foto: imago/Eibner/Franz Kevin Koffi vom SV Elversberg gehört zu den torgefährl­ichsten Spielern der Regionalli­ga Südwest. Sein Lebenslauf liest sich interessan­t: Er war unter anderem beim SSC Neapel und beim AS Rom. Durchsetze­n konnte er sich aber nie.

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