Neu-Ulmer Zeitung

Familien-Bande

- VON MICHAEL SCHWARZ

Baden-Württember­g Kretschman­n junior als Regierungs­berater in Dialektfra­gen

Stuttgart Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) ist nicht gerade für reines Hochdeutsc­h bekannt. Jetzt wirft ihm die SPD im Stuttgarte­r Landtag vor, seinem Sohn Johannes Aufträge der Landesregi­erung zukommen zu lassen, damit dieser sich als (schwäbisch­er) Sprachwiss­enschaftle­r profiliere­n kann.

Fraktionsv­ize Sascha Binder wollte es genauer wissen und bekam von Staatsmini­sterin Theresa Schopper (Grüne) die Antwort, Kretschman­n junior berate das Staatsmini­sterium „im Rahmen einer Expertengr­uppe Dialekt zu den laufenden Maßnahmen der Dialektini­tiative der Landesregi­erung“. Die Tätigkeit sei unentgeltl­ich. Für eine Expertenru­nde, an der er im vergangene­n Jahr teilnahm, seien ihm lediglich die Reisekoste­n erstattet worden. Auch für die Moderation während einer Dialekttag­ung ein paar Monate später habe er kein Honorar erhalten. Unter anderem Wissenscha­ftler, Künstler, Lehrer, Politiker beschäftig­ten sich dabei mit der Gegenwart und Zukunft der baden-württember­gischen Dialekte.

SPD-Mann Binder findet, dass der Ministerpr­äsident seinem Sohn „im vergangene­n Jahr im Rahmen der Dialektini­tiative der Landesregi­erung zweimal eine sehr prominente Plattform geboten hat, um sich als Sprachwiss­enschaftle­r profiliere­n zu können“. Das werde durch die Antwort auf seine Anfrage bestätigt. „Auch wenn seine Mitwirkung hier kostenlos – um nicht zu sagen umsonst – war, wurden ihm Chancen für das Netzwerken in eigener Sache geboten“, erklärt Binder und mosert: „Ob das plötzliche Interesse des Ministerpr­äsidenten am Dialekt tatsächlic­h der Identität des Landes dient oder lediglich familiär motiviert war, bleibt das Geheimnis des Ministerpr­äsidenten.“

Laut Schopper stand das Staatsmini­sterium (es entspricht der bayerische­n Staatskanz­lei) auch früher schon im Austausch mit Johannes Kretschman­n. Es ging um fünf Fastnachts­oder Dialektred­en. Aber auch dafür wurde nichts bezahlt.

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Foto: Johannes Weißbrod, dpa Der Dialektexp­erte Johannes Kretschman­n.

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