Neu-Ulmer Zeitung

Total frisch

- VON HEIKE SCHREIBER

Wie lang ist eine Minute? Oder eine Stunde? Oder gar ein ganzer Tag? Klar, Erwachsene glauben es ganz genau zu wissen. Und trotzdem erscheint auch unsereinem manchmal eine Arbeitsstu­nde wie eine Ewigkeit, eine Woche Urlaub hingegen wie ein Wimpernsch­lag. Wie schwer muss es erst für ein Kind sein, das zu verstehen.

Für die fünfjährig­e Tochter ist Zeit immer wieder ein unbegreifl­iches Phänomen. Wenn sie mittags vom Kindergart­en heißhungri­g heimkommt und die Mama ihr erklärt, dass sie sich noch einen Augenblick gedulden muss, schimpft die Kleine meist wutentbran­nt los: „Das dauert mit Sicherheit noch hundert Stunden!“Verlangt die Mama hingegen von der Fünfjährig­en, dass sie ihr Zimmer aufräumt, kriegt sie stets das Wörtchen „gleich“zu hören – was allerdings nicht mit Minuten oder Stunden verbunden, sondern meist mit nie gleichzuse­tzen ist. Zeit ist eben immer relativ. Erst gestern hat das Töchterlei­n erzählt, dass es im Kindergart­en Lebkuchen zu essen gab. Die Mama hat sich ziemlich gewundert, liegt doch Weihnachte­n weit zurück und steht in Kürze Ostern vor der Tür. Dementspre­chend fiel ihr Kommentar aus, dass die süßen Teilchen ja nicht mehr die frischeste­n gewesen sein konnten. Die Kleine schüttelte den Kopf und betonte: „Doch, die waren ganz frisch. Die waren nur ein Jahr alt!“

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