Wechsel im Illertisser Ärztehaus
Medizin Susanne Dotterweich ist in die Fußstapfen des Gynäkologen Martin Schlipf getreten. Doch auf Dauer wird sie nicht in dem markanten Gebäude bleiben – so viel steht schon fest
Illertissen Das Ärztehaus in Illertissen in unmittelbarer Nähe zur Illertalklinik ist wieder in festen Händen. Gynäkologin Susanne Dotterweich hat sich dort niedergelassen und betreibt zusammen mit vier Teilzeitkräften und einer Auszubildenden die Praxis von Martin Schlipf weiter. Bis dato war eine Übergangslösung für die Praxis gefunden worden, jetzt ist Dotterweich fest in Illertissen. Dennoch wird sich auch in Zukunft noch einiges in dem Gebäude tun.
Die gynäkologische Praxis wird seit Januar, wie berichtet, als sogenanntes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) der Kreisspitalstiftung geführt. Das heißt, dort können Patientinnen ganz normal ambulant behandelt werden – allerdings besteht die Praxis unter dem Dach des MVZ und dieses ist wiederum eine Tochter der Kreisspitalstiftung. Das Haus gegenüber der Illertalklinik gehört dem Landkreis – mit dem Ziel, die gynäkologische Versorgung in der Stadt und der Umgebung zu sichern.
Insgesamt gibt es im Kreis NeuUlm drei solcher gynäkologischen Zentren: Neben der Praxis von Dotterweich zählen noch zwei Praxen in Neu-Ulm dazu, wie der Stiftungsdirektor der Kreiskliniken, Marc Engelhard, bei einem Pressetermin am Montag sagte. Die Praxen sollen aber keinesfalls eine Konkurrenz zu den niedergelassenen Ärzten sein.
Ändern wird sich für die Patientinnen der Gynäkologie nichts. Landrat Thorsten Freudenberger erklärte, dass es vielmehr darum gehe, die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Denn oft fehle es an Ärzten, die sich niederlassen wollen. Gerade in ländlichen Gegenden, wozu er Illertissen jedoch nicht zähle, sei es eine große Herausforderung, genügend Mediziner zu bekommen, so Freudenberger. Als Martin Schlipf seine Praxis 2018 aufgab, sei deswegen der Landkreis in die Bresche gesprungen, um diese Lücke schnellstmöglich zu schließen.
Und die Gesundheitsversorgung wandle sich ohnehin, so der Landrat weiter. „Die Trennung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung löst sich seit Jahren immer
mehr auf.“An diese Entwicklung müssten die Kliniken anknüpfen. In diesem Fall hieße das: „eine stärkere Verantwortung des Krankenhausträgers für kassenärztliche Sitze“. Diese müssten erhalten und fortgeführt werden – so wie jetzt das Ärztehaus in Illertissen.
Doch allzu lange wird Fachärztin Dotterweich, die in Ulm studiert und unter anderem in der Schweiz praktiziert hat, nicht in dem Gebäu-
de bleiben. Vor etwa zwei Jahren wurde es im Inneren saniert, die Räume sind jetzt hell und modern eingerichtet – und sie sollen in Zukunft Teile der Verwaltung des Krankenhauses beherbergen. Das zumindest sagte der Stiftungsdirektor. Dotterweich wird dann mit ihrem Team in die Räume der Klinik ziehen und Teile der Krankenhausverwaltung – samt Direktor – finden ihren Platz in der alten Villa.
Illertissens Bürgermeister Jürgen Eisen nannte diesen Vorstoß „einen richtigen Weg“. Dennoch konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Ich halte es heute noch für einen riesengroßen Fehler, dass man die Geburtenabteilung aufgelöst hat.“Hätte man damals an einen möglichen Austritt der Stadt NeuUlms aus dem Kreis gedacht, wäre die Entscheidung wohl anders ausgefallen.