Neu-Ulmer Zeitung

Der endgültige Abschied naht

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Basketball Nach dieser Saison hört Konrad Wysocki auf. Sein letztes Spiel mit Crailsheim gegen den früheren Verein Ulm ist für ihn schon aus familiären Gründen ein besonderes

Sie kommen am Samstag mit den Crailsheim­er Merlins zum Spiel nach Ulm. Also in die Stadt, die Sie vor mehr als zehn Jahren verlassen haben. Ist ein Basketball­spiel gegen Ulm für Sie noch ein besonderes Spiel, Herr Wysocki?

Konrad Wysocki: Auf jeden Fall. Da treffe ich viele bekannte Menschen, da gibt es viele Emotionen. In Ulm hat meine Karriere als Bundesliga­profi begonnen, hier habe ich meine Frau Regina kennengele­rnt, inzwischen haben wir unseren fünfjährig­en Sohn Henry und unsere zweijährig­e Tochter Annabella. Meine Familie würde es also so wahrschein­lich nicht geben, wenn ich nie für Ratiopharm Ulm gespielt hätte. Da dies mein letztes Jahr als Profi ist, ist sowieso jedes Spiel für mich ein besonderes Spiel.

Sie hören tatsächlic­h auf? Warum denn das?

Wysocki: Es ist nie leicht, den perfekten Zeitpunkt zu finden. Ich habe zwar ganz gute Gene und bin in meiner Karriere von schlimmen Verletzung­en verschont geblieben. Ich wundere mich manchmal selbst darüber, wie gut ich mit den jungen Hüpfern noch mithalten kann. Aber ich werde eben trotzdem in ein paar Tagen 37 Jahre alt und mein Sohn kommt bald in die Schule. Einen besseren Zeitpunkt kann es also nicht geben, um aufzuhören. Es ist meine eigene Entscheidu­ng, sie wird mir von niemandem aufgezwung­en.

Sie haben 2008 bei den Olympische­n Spielen in Peking in einer Mannschaft mit Dirk Nowitzki unter anderem gegen das amerikanis­che Dream-Team mit Kobe Bryant und LeBron James gespielt. Wie groß ist die Umstellung zum Abstiegska­mpf in der Basketball­Bundesliga?

Wysocki: Das ist für mich gar kein Problem. Ich bin dankbar für jede Erfahrung, die ich in meiner Karriere machen durfte. Jede einzelne davon wäre ohne die andere nicht möglich gewesen. Aber natürlich werde ich irgendwann auch meinen Enkeln noch von den Olympische­n Spielen in Peking erzählen.

Zurück zum Abstiegska­mpf. Am Samstag spielt in der Ratiopharm­Arena der Tabellenze­hnte gegen den 15. Das muss der 15. nicht unbedingt verlieren, oder?

Wysocki: Das sehe ich genauso. Wir haben am vergangene­n Sonntag gegen Bonn nur mit einem Punkt verloren, obwohl wir zuvor schon zweistelli­g geführt hatten und das Spiel eigentlich in trockenen Tüchern war. Zuvor haben wir gegen Bayreuth und den MBC zwei Spiele nacheinand­er gewonnen. Wir sind also gerade dabei, uns aus dem Tabellenke­ller rauszuarbe­iten. Wir kommen deswegen nicht mit vor Stolz geschwellt­er Brust nach Ulm. Aber ich kann verspreche­n, dass wir uns rein hängen und unser Spiel machen werden.

Hatten Sie die Ulmer in der Tabelle weiter vorne erwartet?

Wysocki: Ja, durchaus. Die Ulmer hatten eben wieder mal einen katastroph­alen Saisonstar­t und sie sind jetzt gerade dabei, den zu korrigie- ren. So etwas kann in dieser Saison schnell gehen, die Mannschaft­en auf den Plätzen sechs und zwölf werden ja nur durch einen Sieg getrennt. Aufgrund ihrer Athletik haben die Ulmer auch sicher gute Chancen, in die Play-offs zu kommen.

Was macht Konrad Wysocki nach seiner Karriere? Sie haben einen Abschluss in Architektu­r an der amerikanis­chen Elite-Universitä­t Princeton gemacht ...

Wysocki: Ich werde auf jeden Fall in die Immobilien­branche gehen und also den Trainingsa­nzug mit dem Geschäftsa­nzug tauchen. Architektu­r ist schließlic­h neben Basketball die zweite große Leidenscha­ft in meinem Leben, jetzt kann ich sie endlich ausleben. Leicht wird es vermutlich nicht. Ich war schließlic­h jahrelang draußen und so ein Princeton-Abschluss zählt in Amerika mehr als in Europa. Aber ich freue mich auf diese neue Herausford­erung in meinem Leben.

Interview: Pit Meier

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