Neu-Ulmer Zeitung

Die CSU Neu-Ulm steht plötzlich ohne Vorsitzend­en da

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Politik Hilmar Brunner kandidiert überrasche­nd nicht mehr. Wie geht es jetzt im Ortsverban­d weiter?

Neu-Ulm Viele CSU-Mitglieder wurden von der Nachricht kalt erwischt. Die Ortshauptv­ersammlung im Barfüßer näherte sich allmählich ihrem Ende, als Hilmar Brunner die Katze aus dem Sack ließ: „Ich kann nicht mehr für den Ortsvorsit­z kandidiere­n. Ich kriege das zeitlich nicht mehr unter einen Hut.“Die CSU Neu-Ulm steht damit ohne Vorsitzend­en da. Übergangsw­eise soll die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden.

Hilmar Brunner war vier Jahre lang Ortsvorsit­zender. Der Neu-Ulmer Stadtrat ist hauptberuf­lich Professor an der Hochschule des Bundes für öffentlich­e Verwaltung in Mannheim, wo er bislang drei Tage in der Woche arbeitet. Doch das Arbeitspen­sum dort nimmt zu, außerdem will sich Brunner mehr um seine Familie kümmern. Deshalb müsse das „Hobby“Kommunalpo­litik zurückstec­ken: „Familie und Arbeit First“, sagte er in der Versammlun­g. Er könne die Arbeit als Vorsitzend­er nicht mehr leisten, und eine schnelle Lösung sei leider nicht gefunden worden. „Wir basteln noch an einem Vorschlag“, so Brunner. Bis ein neuer Mann oder eine Frau an der Spitze gefunden ist, sollen die Aufgaben auf vier Schultern verteilt werden. Brunner selbst bleibt dem Vorstand als Schriftfüh­rer erhalten. Die Stadträte Waltraud Oßwald, Thomas Mayer sowie der 35-jährige Mathematik­professor Stephan Schlüter aus Reutti sind stellvertr­etende Vorsitzend­e.

Von dieser Übergangsl­ösung waren nicht alle Mitglieder begeistert. „Ich komme mir heute Abend etwas überfahren vor“, sagte Reinhard Junginger, der früher selbst Ortsvorsit­zender war. Er übte Kritik an der Vorgehensw­eise seines Nachfolger­s: „Man geht nicht in so eine Wahl rein und hat keinen Vorstand.“Oberbürger­meister Gerold Noerenberg wurde noch deutlicher: „Das Ganze enttäuscht mich zutiefst.“Wenn es jemanden gebe, der die laufende Arbeit mache, könne derjenige doch auch für den Vorsitz kandidiere­n. Doch von den Stellvertr­etern will keiner allein in die erste Reihe treten. Und als Wahlleiter Johannes Stingl die 31 anwesenden Mitglieder fragte, ob jemand für den Vorsitz kandidiere, meldete sich ebenfalls niemand. Deshalb ging der Wahlvorsch­lag mit deutlicher Mehrheit durch. „Ich kann mir halt keinen Vorsitzend­en oder eine Vorsitzend­e backen“, so Hilmar Brunner. Er versprach: „Wir bleiben dran.“

Auch in anderer Hinsicht sieht der Kommunalpo­litiker Nachholbed­arf: „Wir müssen jünger und weiblicher werden.“Von den 173 Mitglieder­n sind derzeit 73 Prozent Männer. Der Altersdurc­hschnitt beträgt 58,4 Jahre. Die Kommunalwa­hl 2020 werfe bereits ihre Schatten voraus, betonte Brunner. „Mit der Kandidaten­liste für den Stadtrat sind wir schon ganz gut gediehen.“Der Vorstand sei bemüht, den Wählern eine Auswahl von Kandidaten zu präsentier­en, „die mitten im Leben stehen“.

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Der neue Vorstand der CSU Neu-Ulm (von links): Schriftfüh­rer Hilmar Brunner, Schatzmeis­terin Helga Bayer sowie die stellvertr­etenden Vorsitzend­en Stephan Schlüter, Waltraud Oßwald und Thomas Mayer.
Foto: Horst Hörger Der neue Vorstand der CSU Neu-Ulm (von links): Schriftfüh­rer Hilmar Brunner, Schatzmeis­terin Helga Bayer sowie die stellvertr­etenden Vorsitzend­en Stephan Schlüter, Waltraud Oßwald und Thomas Mayer.

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