Die CSU Neu-Ulm steht plötzlich ohne Vorsitzenden da
Politik Hilmar Brunner kandidiert überraschend nicht mehr. Wie geht es jetzt im Ortsverband weiter?
Neu-Ulm Viele CSU-Mitglieder wurden von der Nachricht kalt erwischt. Die Ortshauptversammlung im Barfüßer näherte sich allmählich ihrem Ende, als Hilmar Brunner die Katze aus dem Sack ließ: „Ich kann nicht mehr für den Ortsvorsitz kandidieren. Ich kriege das zeitlich nicht mehr unter einen Hut.“Die CSU Neu-Ulm steht damit ohne Vorsitzenden da. Übergangsweise soll die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden.
Hilmar Brunner war vier Jahre lang Ortsvorsitzender. Der Neu-Ulmer Stadtrat ist hauptberuflich Professor an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Mannheim, wo er bislang drei Tage in der Woche arbeitet. Doch das Arbeitspensum dort nimmt zu, außerdem will sich Brunner mehr um seine Familie kümmern. Deshalb müsse das „Hobby“Kommunalpolitik zurückstecken: „Familie und Arbeit First“, sagte er in der Versammlung. Er könne die Arbeit als Vorsitzender nicht mehr leisten, und eine schnelle Lösung sei leider nicht gefunden worden. „Wir basteln noch an einem Vorschlag“, so Brunner. Bis ein neuer Mann oder eine Frau an der Spitze gefunden ist, sollen die Aufgaben auf vier Schultern verteilt werden. Brunner selbst bleibt dem Vorstand als Schriftführer erhalten. Die Stadträte Waltraud Oßwald, Thomas Mayer sowie der 35-jährige Mathematikprofessor Stephan Schlüter aus Reutti sind stellvertretende Vorsitzende.
Von dieser Übergangslösung waren nicht alle Mitglieder begeistert. „Ich komme mir heute Abend etwas überfahren vor“, sagte Reinhard Junginger, der früher selbst Ortsvorsitzender war. Er übte Kritik an der Vorgehensweise seines Nachfolgers: „Man geht nicht in so eine Wahl rein und hat keinen Vorstand.“Oberbürgermeister Gerold Noerenberg wurde noch deutlicher: „Das Ganze enttäuscht mich zutiefst.“Wenn es jemanden gebe, der die laufende Arbeit mache, könne derjenige doch auch für den Vorsitz kandidieren. Doch von den Stellvertretern will keiner allein in die erste Reihe treten. Und als Wahlleiter Johannes Stingl die 31 anwesenden Mitglieder fragte, ob jemand für den Vorsitz kandidiere, meldete sich ebenfalls niemand. Deshalb ging der Wahlvorschlag mit deutlicher Mehrheit durch. „Ich kann mir halt keinen Vorsitzenden oder eine Vorsitzende backen“, so Hilmar Brunner. Er versprach: „Wir bleiben dran.“
Auch in anderer Hinsicht sieht der Kommunalpolitiker Nachholbedarf: „Wir müssen jünger und weiblicher werden.“Von den 173 Mitgliedern sind derzeit 73 Prozent Männer. Der Altersdurchschnitt beträgt 58,4 Jahre. Die Kommunalwahl 2020 werfe bereits ihre Schatten voraus, betonte Brunner. „Mit der Kandidatenliste für den Stadtrat sind wir schon ganz gut gediehen.“Der Vorstand sei bemüht, den Wählern eine Auswahl von Kandidaten zu präsentieren, „die mitten im Leben stehen“.