Neu-Ulmer Zeitung

Schwierige Gütertrenn­ung

- VON RONALD HINZPETER

Nuxit Wer betreibt eigentlich die Donauklini­k, wenn sich Neu-Ulm vom Landkreis scheiden lässt? Das Thema ist so heikel, dass es nicht öffentlich debattiert werden darf

Landkreis Jetzt geht es beim Nuxit langsam ans Eingemacht­e, denn für den Fall einer Scheidung muss vorher die Gütertrenn­ung ausgehande­lt werden. Was passiert zum Beispiel mit der Donauklini­k in Neu-Ulm, wenn die Stadt nicht mehr dem Kreis angehört? Wer betreibt sie dann weiter? Darüber hat am Donnerstag der Kreisaussc­huss hinter verschloss­enen Türen debattiert. Öffentlich­keit war bei diesem heiklen Thema nicht erwünscht. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg wollte zwar noch verhindern, dass bei dieser Angelegenh­eit die Zuhörer vor die Tür geschickt wurden, doch die Mehrheit ließ ihn auflaufen. Wie unsere Redaktion nach der Sitzung erfuhr, soll in der KlinikFrag­e ein harter Schnitt vollzogen werden.

Schon länger hatten sich Kreispolit­iker in diesem Punkt klar positionie­rt und hinter vorgehalte­ner Hand gesagt, man werde sicherlich nicht auf Neu-Ulmer Gebiet ein Krankenhau­s

Eine Klinik jenseits der Kreisgrenz­en?

betreiben, noch dazu ein hoch defizitäre­s. Die Kreisspita­lstiftung schätzt in ihrem aktuellen Wirtschaft­splan das zu erwartende Minus auf mehr als fünf Millionen Euro allein in diesem Jahr. Im Landratsam­t wurden nun mehrere Szenarien beleuchtet und bewertet. Es gilt als problemati­sch, wenn die Spitalstif­tung eines ihrer Häuser außerhalb der Kreisgrenz­en betreibe. Dabei spielt eine wesentlich­e Rolle, dass der nach einem Nuxit deutlich geschrumpf­te Landkreis einerseits die hohen Verluste der Donauklini­k ausgleiche­n, anderersei­ts auch noch für Investitio­nen aufkommen müsste. Die beliefen sich seit 2005, als die Donauklini­k in die Kreisspita­lstiftung überführt wurde, auf deutlich mehr als fünf Millionen Euro. Für das Geld müssten die Kommunen über die Kreisumlag­e gerade stehen.

Anfang des Jahres unterbreit­ete Neu-Ulm den Vorschlag, eine gemeinsame Betriebsge­sellschaft zu gründen. Das hieße, Stadt und Kreis hätten gleiche Stimmrecht­e. Doch was passiert, wenn sie sich nicht einigen könnten? Außerdem, so argumentie­ren die Juristen des Land- seien die drei Kliniken mittlerwei­le derart verflochte­n, dass jede Entscheidu­ng an einem Standort Auswirkung­en auf die beiden anderen hätte.

Als einzig gangbare Lösung wird deshalb angesehen, die Donauklini­k an Neu-Ulm zu verkaufen, auch wenn das noch schwierige Verhandlun­gen nach sich ziehen könnte. Wie die nichtöffen­tlich geführte Debatte am Donnerstag ausging, darüber hüllt sich das Landratsam­t in Schweigen. Doch aus sehr sicherer Quelle verlautete: Nach derzeitige­m Stand habe die Veräußerun­g der Donauklini­k im Falle eines Nuxit erste Priorität. Der Kreisaussc­huss traf damit eine gewisse Vorfestleg­ung, doch das letzte Wort hat der Kreistag, der am nächsten Freitag zusammenko­mmt – und diesen Punkt unter Ausschluss der Öffentlich­keit debattiert. Hinterher wird eine Erklärung dazu abgegeben.

Kein Problem mit der Öffentlich- keit sahen die Ausschussm­itglieder in der deutlich einfacher zu lösenden Frage, wo nach einem Nuxit künftig die Kreiseinat­zzentrale für größere Notfälle ihren Platz haben soll. Dort werden die Rettungskr­äfte koordinier­t, wenn etwa erhebliche Sturmoder Hochwasser­schäden zu beseitigen sind. Sie soll im Katastroph­enfall die Integriert­e Leitstelle in Krumbach entlasten, die bei schweren Unwettern rasch an ihre Grenzen stößt.

Bisher ist die Kreiseinsa­tzzentrale (KEZ) in der Hauptwache der NeuUlmer Feuerwehr untergebra­cht. Bei einem Nuxit drohen Kompetenzp­robleme, fürchtet die Abteilung für Sicherheit­srecht, Brandund Katastroph­enschutz des Landratsam­tes. Im Ernstfall könne es „Interessen­skonflikte“geben, wenn zwei unterschie­dliche Verwaltung­sbehörden, also die von Stadt und Kreis, das Sagen haben. In einer Stellungna­hme für den Kreisausra­tsamtes, schuss ist die Rede von drohenden „dysfunktio­nalen Zuständen“bei „parallelen Führungsst­rukturen“. Deshalb soll die KEZ nach Illertisse­n verlegt werden, wenn Neu-Ulm ausschert. In der Vöhlinstad­t wird nach langen Diskussion­en ein neues Feuerwehrh­aus gebaut. Für die KEZ würden entspreche­nde Räume zur Verfügung stehen.

Der Neu-Ulmer Oberbürger­meister reagierte auf den Vorschlag ausgesproc­hen unwirsch und fand die Argumentat­ion „peinlich“, wie er sagte: „Es langt doch zu sagen, wir wollen nicht!“

Dennoch kann es auch nach einem Nuxit Gemeinsame­s geben: So würde es weiterhin ein einziges Jobcenter von Stadt und Kreis geben. Zwei einzelne wären viel zu teuer. Allerdings würde die Adresse dann nicht mehr Neu-Ulm lauten, das Jobcenter käme in die künftige Kreisstadt – wie auch immer die dann heißt.

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Archivbild: Alexander Kaya Wer betreibt die Donauklini­k, wenn Neu-Ulm aus dem Landkreis ausschert? Möglicherw­eise soll das Krankenhau­s in diesem Fall verkauft werden.

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